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„Basis trifft Spitze“

THandball-Schiedsrichter: Zwischen Leidenschaft und lautstarker Kritik

Christopher Hillebrand (links) und Stefan Umbescheidt leiten die Partie Buxtehuder SV gegen Borussia Dortmund.

Christopher Hillebrand (links) und Stefan Umbescheidt leiten die Partie Buxtehuder SV gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

Profischiris geben in Buxtehude Einblicke in ihren Alltag und wollen für das Pfeifen begeistern. Doch warum halten im Kreis Stade so wenige Nachwuchs-Referees durch?

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Von Tim Scholz
Sonntag, 26.10.2025, 07:00 Uhr

Buxtehude. Wenige Minuten ist das Bundesligaspiel zwischen dem Buxtehuder SV und Borussia Dortmund abgepfiffen, da zieht sich eine Gruppe von rund 20 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern in eine ruhige Ecke der Halle Nord zurück. Vor ihnen: die Bundesliga-Referees Christopher Hillebrand und Stefan Umbescheidt, beide Anfang 30, beide aus dem „Pott“, wie sie sagen, aus Bönen und Bergkamen.

Seit 2009 pfeifen sie gemeinsam, aktuell in der 2. Bundesliga der Männer und in der höchsten Liga der Frauen. Nach dem 29:34 gegen den BVB nehmen sie sich Zeit für ihre Kolleginnen und Kollegen von der Basis. „Basis trifft Spitze“ heißt auch die Aktion der Frauen-Bundesliga und des DHB an diesem Spieltag.

Amateurschiris haben genau hingeschaut

„Cool, dass so viele da sind“, begrüßt Umbescheidt die Runde. Er trinkt einen Schluck Wasser, lächelt. Eine Frau meldet sich: Sie überlegt, selbst aktiv zu werden, sagt sie. „Das freut uns“, sagt Hillebrand. „Es ist das geilste Hobby der Welt.“

Die Bundesliga-Schiris Christopher Hillebrand (links) und Stefan Umbescheidt im Gespräch mit ihren Kollegen von der Basis.

Die Bundesliga-Schiris Christopher Hillebrand (links) und Stefan Umbescheidt im Gespräch mit ihren Kollegen von der Basis. Foto: Scholz

Die beiden erzählen von ihrem Weg nach oben, dem Aufwand. „Ich bin Vater - und werde es bald wieder“, sagt Hillebrand. „Und trotzdem hauen wir uns die Wochenenden um die Ohren.“

Die Amateure haben die Profis während der Partie genau beobachtet: Sie fragen, wie viel Kontakt sie zulassen, bevor sie auf Foul entscheiden. Denn: „Ich habe festgestellt, dass ihr bei zwei Kontakten nicht gepfiffen habt“, sagt ein älterer Schiedsrichter. Sie diskutieren technische Details, das passive Spiel, die Bedeutung der Gelben Karte („wird immer seltener gezeigt“), die Absprachen per Headset. Einer sagt: „Manchmal schien es, als wärt ihr euch nicht ganz einig.“ Umbescheidt: „Das passiert selten. Dafür pfeifen wir als Team.“

Viele Unparteiische sammeln nicht genug Praxis

Auch junge Schiedsrichter sind an diesem Abend dabei. Sie leiten erst seit Kurzem Handball-Partien. Und das ist so eine Sache: Zwar fehlt es im Landkreis Stade nicht an neuen Schiedsrichtern, sondern daran, dass sie dauerhaft aktiv bleiben.

Das Gespann bekam positive Rückmeldung für seine Leistung in der Bundesliga.

Das Gespann bekam positive Rückmeldung für seine Leistung in der Bundesliga. Foto: Jan Iso Jürgens

In diesem Jahr haben nach Auskunft der Handballregion Lüneburg-Stade (HRLS) 28 junge Menschen den Schiedsrichterlehrgang erfolgreich abgeschlossen und gehören nun dem Kreis der 192 Aktiven im Landkreis an. Doch mehr als 65 Prozent leiten im ersten Jahr nicht mehr als fünf Spiele und „gewinnen so keine Praxis und verlieren schnell den Mut“, teilt die HRLS mit.

In der Runde stehen auch drei junge Schiedsrichter vom Buxtehuder SV: Rasmus Franzke, Elia Mindt und Joris Herr, alle 15 Jahre alt, alle in ihrer zweiten Schiri-Saison. „Es ist spannend, auch eine andere Perspektive auf das Spiel zu haben“, sagt Rasmus. Elia erzählt, dass er zusammen mit seinem Vater Andreas pfeift und auf über 30 Spiele pro Saison kommt. Joris erklärt: „Klar, gerade in den jüngeren Jahrgängen rufen die Eltern häufiger von außen rein, aber das stört mich nicht.“

Schiri-Nachwuchs beklagt wenig Feedback

Was die drei BSV-Schiedsrichter eint: Sie sind dabei geblieben - anders als viele ihrer Mitstreiter. Von den 60 Teilnehmern bei ihrem Einsteigerlehrgang seien heute nicht mal mehr zehn aktiv, erzählen sie. Woran das liegt: Zwar sei der Aufwand für den Lehrgang nicht allzu groß gewesen, erzählen sie - drei Sonntage. Allerdings scheint es danach an der Begleitung zu mangeln. „Man bekommt seine Ansetzungen, aber kaum Feedback“, sagt Joris.

Die BSV-Schiedsrichter Joris Herr, Rasmus Franzke und Elia Mindt (von links).

Die BSV-Schiedsrichter Joris Herr, Rasmus Franzke und Elia Mindt (von links). Foto: Scholz

Die HRLS sieht darin ein Problem. Denn eigentlich sollte der Nachwuchs bei den ersten Spielen durch erfahrene Kollegen begleitet werden. Das liege in der Verantwortung der Vereine, funktioniere aber unterschiedlich gut, heißt es.

„Zu Beginn machen die Einsteiger noch Fehler, was auch normal ist“, sagt Jan Habben, Schiedsrichterwart der Handballregion, „doch während die Trainer dafür auch oft Verständnis zeigen, kommen von der Tribüne nicht selten Kommentare, die dem Nachwuchs direkt die Lust rauben.“ Das Positive: Die Zahl der Schiedsrichter in der Handballregion sei dennoch ausreichend.

Handballregion kritisiert den Landesverband

Besonders eng ist die Lage dagegen in den höheren Klassen. Der Handballverband Niedersachsen-Bremen (HVNB) verlangt pro Mannschaft zwei Schiedsrichter für die Verbands- und Oberliga. Die Region erfüllt diese Quote nach eigener Angabe nur zu etwa 70 Prozent. Der Landkreis Stade liegt mit 22 Leistungsteams zwar weit vorn, stellt aber nur 14 Schiris - und erreicht damit rund 30 Prozent.

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Der HVNB reagiert mit Geldstrafen im vier- bis fünfstelligen Bereich. Die Region sieht die „pauschale Forderung“ beim Schiedsrichterkontingent kritisch: Wer ohnehin schon viel Jugendarbeit leiste, solle nicht auch noch das Gros der Schiedsrichter stellen, teilt die Region dazu mit. Stattdessen brauche es gemeinsame Konzepte, um junge Schiedsrichter zu begleiten, damit sie nicht schon nach einer Saison aufhören.

Die BSV-Schiedsrichter wollen dranbleiben

Zurück in der Halle Nord: Das Gespräch zwischen Profis und Amateuren ist locker. Es wird gelacht und gefachsimpelt. „Wir kommunizieren viel, lassen Emotionen zu, aber wenn es persönlich wird, dann ist eine Grenze überschritten“, sagen die Profis.

Rund 20 Schiedsrichter haben sich mit dem Gespann Hillebrand/Umbescheidt ausgetauscht.

Rund 20 Schiedsrichter haben sich mit dem Gespann Hillebrand/Umbescheidt ausgetauscht. Foto: Scholz

Sie machen noch ein Gruppenfoto, verabschieden sich. Die Rückfahrt steht an, morgen müssen sie wieder zur Arbeit. „Ihr habt das heute richtig gut gemacht“, sagt ein älterer Schiedsrichter. Auch die Jüngeren stimmen zu. „Da waren ein, zwei 50:50-Situationen dabei, aber da bin ich als BSV-Fan voreingenommen“, sagt Rasmus Franzke später lachend.

Für ihn, Elia Mindt und Joris Herr steht fest: Sie wollen dranbleiben. „Man wird immer besser, pfeift immer höher. Das ist mein Ansporn“, sagt Joris. Und wenn mal jemand reinruft: „Dann geht's in ein Ohr rein und ins andere wieder raus“, sagt Elia. Genau das haben ihnen die Profis gerade noch einmal mitgegeben.

Buxtehuder SV - Borussia Dortmund

Foto: Jan Iso Jürgens

Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund.
Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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Der BSV spielte am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Iso Jürgens

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