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Fußball

THanna Ernst dribbelt ans US-College: Fußballtraum wird wahr

Hanna Ernst wirbelt aktuell noch für die SV Ahlerstedt/Ottendorf über die Außenbahn.

Hanna Ernst wirbelt aktuell noch für die SV Ahlerstedt/Ottendorf über die Außenbahn. Foto: Struwe

Vom Aue-Geest-Gymnasium direkt ins College-Team der Golden Eagles in Oklahoma: Für Hanna Ernst beginnt ein neues Kapitel in den USA.

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Von Lars Wertgen
Dienstag, 31.12.2024, 06:00 Uhr

Harsefeld. Der Ball rollt auf Hanna Ernst zu. Die Linksverteidigerin ist einen Schritt schneller als ihre Gegenspielerin. Sollte sie den Ball verlieren, stünde der Gegner in torgefährlicher Überzahl vor dem Strafraum.

Ernst hat zwei Optionen: den Ball sicher lang schlagen oder ihn mit einem geschickten ersten Kontakt von links auf rechts legen und elegant zwischen zwei Gegenspielerinnen hindurchgleiten.

Sie entscheidet sich für die technisch anspruchsvollere Variante.

Agentur bringt A/O-Talent in die USA

Diese Szene ist Teil ihres Highlightvideos, in dem die 18-Jährige mit ihren fußballerischen Fähigkeiten beeindruckt – darunter defensive Zweikämpfe und Dribblings im Angriff. Den rund vier Minuten langen Clip teilt ProSoc Showcase mit US-Colleges.

Die Agentur hilft jährlich jeweils 20 Fußballern und Fußballerinnen bei der Vermittlung von Sportstipendien in den USA. Das Netzwerk umfasst mehr als 600 renommierte Universitäten.

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Den Traum, in die USA zu gehen, hegt Hanna Ernst bereits, als sie in die siebte Klasse geht. Bald wird er Wirklichkeit. Im Sommer macht sie am Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld ihr Abitur und reist dann nach Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma. Mehrere Colleges boten Ernst ein Stipendium an. Sie entschied sich für die Oral Roberts University (ORU), deren Sportler sich Golden Eagles nennen. Ernst wird wohl Sportmedizin studieren.

Golden Eagles haben gigantischen Komplex

„Der Trainer war sympathisch“, erklärt Ernst ihre Entscheidung. Der mehr als 130 Hektar große Campus und der moderne Sportkomplex hinterließen ebenfalls einen bleibenden Eindruck.

Ernst wird in eine für sie neue Welt eintauchen und im Mike Carter Athletic Center unter professionellen Bedingungen trainieren oder im Case Soccer Complex vor bis zu 1000 Zuschauern spielen. Die Uni investiert jährlich eine achtstellige Summe in den Sport – Zahlen, von denen Nachwuchssportler in Deutschland nur träumen können. „Hier gibt es besseres Training und eine bessere Ausstattung. Ich werde mich hier sicher weiterentwickeln“, sagt Ernst.

Die Familie zahlte eine mittlere vierstellige Summe Euro an die Agentur. „Das ist ein fairer Deal“, meint Vater Kai Ernst. Denn ProSoc übernimmt die komplette Organisation, die auf dem Weg zu einem US-College anfällt. Sie kümmert sich etwa um die vielen nötigen Unterlagen und ein Visum.

Auch in den USA wird sich Hanna Ernst – außerhalb von Trainings, Spielen und Vorlesungen – um nichts Gedanken machen müssen. Sie hat ein sportliches und akademisches Vollstipendium. Studiengebühren, Wohnung, Essen, Bücher, Krankenversicherung – Ernst bekommt alles gestellt. „Das ist ein Glücksfall“, freut sich Kai Ernst. Er schätzt, dass die übernommenen Kosten in den vier Jahren bei 200.000 US-Dollar liegen werden.

Im Zweikampf mit den größten Talenten der USA

Die Golden Eagles spielen in der NCAA Division 1 – höher geht es nicht. Die ORU tritt zunächst in der Summit League gegen andere Schulen an, darunter Unis aus North und South Dakota sowie Colorado.

Die besten Teams der Conference qualifizieren sich für die Summit League Women‘s Soccer Championship. Zuletzt schaffte es die ORU bis ins Finale, verpasste dann aber den Einzug ins NCAA Women‘s Soccer Tournament. Hier messen sich die besten Colleges der USA auf großer Bühne.

Kann die ORU mit Hanna Ernst noch erfolgreicher sein? Ein konkretes Ziel hat sie sich nicht gesetzt: „Ich bin gespannt und lasse einfach alles auf mich zukommen.“ So wirklich greifen kann sie ihr künftiges Abenteuer ohnehin noch nicht.

Sie ist sich aber sicher, dass sie kein Heimweh bekommen wird: „Ich bin gerne unterwegs und finde es spannend, neue Orte kennenzulernen“, sagt sie. Über das Leben in den USA hat sie sich bei Elisa Bäron Tipps geholt. Die 29-jährige Nichte von HSV-Legende Karsten Bäron spielte einst für A/O und die Oakland University in Rochester.

Marie Ernst spielt derzeit für den JFV A/O/B/H/H und Werder Bremen.

Marie Ernst spielt derzeit für den JFV A/O/B/H/H und Werder Bremen.

Ernst Schwestern - eine Familienbande

Die Saison spielt Hanna Ernst als Linksaußen noch bei der SV Ahlerstedt/Ottendorf zu Ende. Sie war 2023 zu A/O gewechselt. Zuvor lebte sie eineinhalb Jahre in Aurich und lief in defensiverer Rolle bei der SpVg in der Jugend-Bundesliga auf. Letzte Saison spielte auch ihre jüngere Schwester Marie dort und zählte zu den besten Scorern der Liga.

Da die 15-Jährige zu Hanna ein enges Verhältnis pflegt und noch Zeit mit ihr verbringen möchte, wechselte sie im Sommer wieder nach Hause. Sie spielt bei den Jungen des JFV A/O/B/H/H und für Werder Bremen. In der bisherigen Saison werfen sie jedoch mehrere Verletzungen zurück. Die Hüfte schmerzt: „Es ärgert mich, dass ich aktuell nicht so viel Fußball spielen kann“, sagt sie.

Ersten Kontakt mit ProSoc hat Marie bereits und sie könnte sich durchaus vorstellen, nach ihrem Abitur 2029 in die Fußstapfen ihrer großen Schwester zu treten: „Hanna hat mit ihren Entscheidungen ein gutes Händchen.“

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