THaushaltslücke: 156 Millionen Euro reichen der Stadt Stade 2025 nicht aus

Um alle geplanten Ausgaben im kommenden Jahr zahlen zu können, muss die Stadt Stade ans Ersparte gehen. Foto: Schmidt/dpa
Die Stadt Stade nimmt im kommenden Jahr laut Plan 156 Millionen Euro ein. Das ist viel, reicht aber nicht, um alle Ausgaben zu decken. Wie kann das sein?
Stade. Die finanzielle Lage der Stadt: Da können andere Kommunen und Städte in dieser Größenordnung neidisch werden. Nach wie vor sprudelt die Gewerbesteuerquelle dank Industrie und Mittelstand. „Stade geht es gut, wir können uns vieles leisten“, sagt der für Finanzen zuständige Stadtrat Carsten Brokelmann. Der Blick in die Zukunft ist dennoch ungewiss.
Chemie-Industrie spielt eine zentrale Rolle
Die Kriege in der Welt, ob in der Ukraine oder in Nahost, der Wahlsieg von Donald Trump in den USA und vor allem die Unsicherheit, wie es mit Dow und Co. im Chemie-Park auf Bützflethersand weitergeht, all das macht Brokelmann Sorgen. „Noch ist die Einnahmeseite okay, aber ich befürchte, dass da noch was kommt“, sagt er. Es bleibe ein ungutes Gefühl.
Das sind die Einnahmequellen der Stadt: Nach den Maßgaben des Landes rechnet Brokelmann auch 2025 mit stabilen Einkünften aus der Gewerbesteuer in Höhe von mehr als 58 Millionen Euro. Die Einkommenssteuer verbucht er mit gut 28 Millionen Euro. Das sind zwei extrem gute Werte. Die Grundsteuer, die Immobilienbesitzer zahlen müssen, schlägt mit 10 Millionen Euro zu Buche. Vom Land gibt es sogenannte Schlüsselzuweisungen von 5 Millionen Euro. Also alles gut? Nicht alles.
Dafür gibt die Stadt Stade ihr Geld aus: Den Einnahmen von 156 Millionen Euro stehen Ausgaben von gut 162 Millionen Euro gegenüber. Das Personal ist der größte Posten. 50 Millionen Euro muss die Stadt 2025 für ihre 750 Stellen aufbringen. Das liegt an steigenden Tarifen, aber auch an zusätzlichem Personal in der Kinderbetreuung.
Stadt überweist 38 Millionen an den Landkreis
Der zweite dicke Brocken ist die Kreisumlage, die die Stadt wie alle anderen Kommunen an den Landkreis zahlen muss. Es ist die einzige Finanzierungsquelle des Landkreises. 38 Millionen Euro muss die Stadt überweisen. Personal und Umlage machen schon mehr als die Hälfte des Gesamthaushalts aus. Wichtig ist der Stadt auch die Kinderbetreuung. 16 Millionen Euro gibt sie dafür im kommenden Jahr aus. Es gibt zudem viele kleinere, fürs Stadtleben wichtige Ausgabeposten.
Das Stadeum erhält für Betrieb und Gebäude 2,5 Millionen Euro im Jahr, Stade Marketing und Tourismus 1,3 Millionen. Das Stadtarchiv kostet 250.000 Euro, die Bibliothek 690.000 Euro. Sportplätze- und hallen werden mit 2,6 Millionen veranschlagt, die Schulen und ihre Verwaltung mit 1,7 Millionen sowie die Museen mit 750.000 Euro. Die VHS erhält 300.000 Euro. Wichtig fürs Ehrenamt sind Zuschüsse an Vereine, ob beispielsweise Die Brücke mit 21.000 Euro oder die Stader Tafel mit 6000.
Diese Investitionen sind geplant: Stade hat sich Investitionen in Höhe von 30 Millionen Euro vorgenommen. Für den Tiefbau wie Straßen, Brücken, Rad- und Gehwege sind 7 Millionen Euro vorgesehen, in etwa die gleiche Summe für den Hochbau. Davon werden die Fassade der IGS und die Turnhalle an der Pestalozzischule saniert oder das Feuerwehrhaus in Bützflethermoor neu gebaut.
Neue Brücken, Radwege und Projekte in der Altstadt
Der Neubau der Brücke über der Bahn im Zuge der Harburger Straße und der Radwegebau entlang der Harsefelder Straße gehören auch zum Investitionsprogramm des kommenden Jahres, ebenso die Sanierung von Altstadt und Harschenflether Vorstadt. Die Stadt behilft sich dabei immer wieder mit finanziellen Zuschüssen von Land und Bund, um für sich die Kosten gering zu halten.
So entwickelt sich der Schuldenstand der Stadt: Das Minus im Haushalt aus 2025 aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben wird reduziert, indem unter anderem Grundstücke verkauft werden. Dennoch bleibt ein Defizit von 4,5 Millionen Euro. Das wird aus der 11 Millionen Euro schweren Rücklage, also dem Ersparten der Stadt, beglichen. Auch 2026 wir die Stadt noch mal ans Sparbuch müssen, das dann aber auch leer ist. Ab 2027, so Brokelmanns Rechnung, schließt die Stadt das Jahr wieder mit einem kleinen Plus ab - bei allen Unwägbarkeiten.
Stade hat 167 Millionen Euro Schulden zurzeit
Beim Schuldenstand hat es der Stadt geholfen, dass die Stadtwerke sich jetzt um die defizitären Parkhäuser kümmern. Er beträgt Ende 2024 etwa 167 Millionen Euro und wächst im nächsten Jahr vor allem über die Investitionen der stadteigenen Gebäudewirtschaft auf 203 Millionen Euro an. 2028 liegt die Stadt bei 225 Millionen Euro Schulden. Dem gegenüber stehen Sachwerte von 450 Millionen Euro in Form zum Beispiel von Schulen, Kitas, dem Stadeum oder dem Rathaus. Das bedeutet pro Kopf eine Verschuldung von 4200 Euro - und ein Vermögen von 10.000 Euro.