THightech in der Landwirtschaft: Wenn ein Roboter Kühe melkt

Mathis Martens und Inger Meyer erklären am 22. September, wie auf dem Hof Martens Roboter eingesetzt werden. Foto: Helfferich
Auf dem Hof Martens in Ritschermoor entscheiden Kühe selbst, wann sie gemolken werden wollen. Mathis Martens und Inger Meyer zeigen, wie das funktioniert.
Drochtersen. Im September soll an vier Wochenenden im Kreis Stade die Vielfalt der Landwirtschaft vorgestellt werden. Mit dabei: der Hof Martens. 330 Kühe inklusive Kälber werden auf dem Hof gehalten, 160 werden derzeit gemolken, 15 sind trocken gestellt. „Die machen Urlaub“, erklärt Inger Meyer. Die 26-jährige Landwirtin und Partnerin von Juniorchef Mathis Martens arbeitet seit vier Jahren mit in dem Familienbetrieb.
Beide können sich noch gut an die Umgewöhnung an den Roboter erinnern. „Seit fast zwei Jahren melken wir damit“, erzählt Mathis Martens. Zwei sind auf dem Hof im Einsatz. Ein Melkroboter melke etwa 60 Kühe. 35 bis 40 Kühe würden noch herkömmlich im Melkstand gemolken, so der 25-Jährige.
Jede Kuh hat beim Melken ihren eigenen Rhythmus
Die Arbeit mit den Melkrobotern verschaffe mehr Flexibilität, erklärt Inger Meyer; nicht für die Menschen, sondern für die Milchkühe. „Die gehen selbstständig zum Roboter, manche dreimal, andere viermal am Tag. Sie können selbst entscheiden, wann sie gemolken werden wollen. Sie haben ihren eigenen Rhythmus.“
Das Ergebnis: Die Kühe geben deutlich mehr Milch, weil sie im Durchschnitt einmal mehr gemolken werden. Als ganz großen Gewinn sieht Mathis Martens neben Zeitersparnis, Flexibilität und gesteigerter Milchmenge die Datenerhebung durch die Roboter. Sie messen die Milchtemperatur und die Zellzahl. Anhand des Zellzahlgehalts der Milch kann die Eutergesundheit der Milchkühe beurteilt werden. Die Temperatur kann auf eine Erkrankung hinweisen, so Inger Meyer.
Daten informieren über Gesundheitszustand
Wichtige Daten werden auf einem Chip am Halsband gespeichert. So wird die Aktivität der Tiere gemessen, etwa wie sie wiederkäuen. „Wenn sie weniger wiederkäuen, stimmt was nicht“, sagt Mathis Martens, „da muss man sich die Kuh genau anschauen. Das sind alles technische Parameter, die uns helfen, möglichst schnell zu erkennen, wenn etwas nicht stimmt“, erläutert Mathis Martens. „Müssten wir das mit dem bloßen Auge erkennen, könnte es oft zu spät sein.“
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Inger Meyer ergänzt: „Ist die Kuh aktiver als gewöhnlich, dann ist sie bereit für die Besamung.“ Die Roboter stehen am Ende des Offenstalls. Wenn die Milch drückt, bewegen sie die Kühe dorthin. Es ist aber nicht nur die Erleichterung, die die Kühe lockt, sondern auch eine Portion Kraftfutter, die es dort gibt.
Offenkundig lernen junge Kühe schneller
Es sei sehr spannend gewesen, die Kühe an die Roboter zu gewöhnen, erzählt Inger Meyer. „Nach zwei Wochen wurde es besser“, erinnert sich Mathis Martens. Die jungen Kühe müssen neu an den Roboter gewöhnt werden: „Fersen, die das erste Mal kalben, müssen wir anlernen.“ Doch sie begriffen deutlich schneller als die älteren Kühe, hat Inger Meyer festgestellt; vielleicht auch, weil sie sehr neugierig seien.

Die vom Roboter frisch gemolkene Milch wird in einem Milchtank gesammelt und danach in einen großen Tank weitergeleitet. Foto: Helfferich
Nicht nur das Kraftfutter als Goodie erleichtert das Melken. Der Roboter erfasst mittels eines dreidimensionalen Laser-Scanners die Position der einzelnen Zitzen und speichert sie. Das hilft bei Kühen mit problematischen Euterformen und Zitzenstellungen. Der Roboter erkennt jede Kuh anhand des Chips im Halsband.
Ein weiterer Roboter mischt das Futter zusammen
Neben den Melkrobotern ist auf dem Hof Martens seit vier Jahren bereits ein Fütterungsroboter im Einsatz, der rund um die Uhr für ständig frisches Futter im Stall sorgt. Ähnlich wie bei einem Rasenmähroboter führt ein auf dem Boden montierter Magnetstreifen den Fütterungsroboter von der Futterhalle in den Stall und wieder zurück.

Der Futterroboter bringt die Silage zu den Kühen im Stall. Foto: Helfferich
Die Grundkomponenten des Futters sind Gras- und Mais-Silagen. Eine Steuerungseinheit gibt vor, was und wie viel an Kraftfutter für welches Tier noch dazukommt. Ein Greifer befüllt entsprechend den Mischwagen. Drei Ställe werden so mit Futter versorgt. Zwei weitere Ställe müssen konventionell bedient werden, da sie zu weit weg liegen.
Seit 1930 wird auf dem Hof Martens an dieser Stelle gewirtschaftet und hat manchen Wandel miterlebt. Mit Mathis Martens und Inger Meyer ist nun die dritte Generation am Werk. Sie wollen am Tag der Regionen (Sonntag, 22. September, ab 14.30 Uhr) Besuchern vorstellen, wie die Roboter arbeiten. Landwirte zeigen an vier Wochenenden im September, wie unterschiedlich sie wirtschaften. Ein Stück Imagepflege sei das, sagt Femke Peper, die sich seit fast einem Jahr um die Pressearbeit beim Landvolk kümmert. Beim Tag der Regionen werden nicht wie beim Tag des Offenen Hofes Kinder bespaßt, sondern es wird gezeigt, wie sich Landwirtschaft entwickelt.
Sechs Höfe beteiligen sich am Tag der Regionen
- Am Sonnabend und Sonntag, 7. und 8. September, geht es ab 10 Uhr auf dem Obsthof Lefers rund um den Apfel.
- Eine Woche später, am 14. und 15. September, 10 Uhr, stellt der Obsthof Matthies in Jork seinen Betrieb ebenfalls unter dem Motto „Alles rund um den Apfel“ vor.
- Am Sonnabend, 21. September, stellt die Faulenhofer Biogas-Gesellschaft in Balje ab 14.30 Uhr ihr Projekt vor.
- Am Sonntag, 22. September, ab 14.30 Uhr, ist Hof Martens mit „Kuh trifft Roboter“ dran.
- Am Sonnabend, 28. September, 10 Uhr, erklärt die Jithofer Käserei in Bargstedt, wie die Milch zum Käse wird.
- Am Sonntag, 29. September, stellt Hof Holtermann in Bargstedt ab 15 Uhr seine Legehennen in der Premiumstufe vor. Anmeldungen mit vollständigem Namen und Telefonnummer unter info@landvolk-stade.de.