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Phänomene der Natur

THochwasser und Dauerregen machen diesen Tieren besonders zu schaffen

Das feine Gefieder der Eulen ist gegenüber Nässe sehr empfindlich. Nach starkem Regen können sie mitunter nicht mehr fliegen und nach Mäusen jagen.

Das feine Gefieder der Eulen ist gegenüber Nässe sehr empfindlich. Nach starkem Regen können sie mitunter nicht mehr fliegen und nach Mäusen jagen. Foto: James Manning/PA Wire/dpa

Hochwasser und Dauerregen sind nicht nur für Menschen und die Landwirtschaft eine Gefahr. Der extrem regenreiche Winter bedroht die Vögel. Die Brut vieler Wildbienen stirbt bei Hochwasser. Ein Tier kommt jedoch besonders gut damit zurecht.

Von Wolfgang Kurtze Donnerstag, 04.01.2024, 05:50 Uhr

Landkreis. Die derzeitige Wetterlage macht Vögeln ordentlich zu schaffen. Denn aktuell kann auch das allerbeste Federkleid die Tiere nicht mehr genug schützen. Regnet es zum Beispiel tage- und wochenlang, wird es kritisch. Die Vögel können zwar ihr Gefieder einfetten und gegen Nässe widerstandsfähig machen. Sie können sich auch unter Blätterdächer zurückziehen. Doch der immerzu prasselnde Regen kann besonders kleine Vögel durchnässen und sie klatschnass werden lassen.

Bei solch einem Wetter können Vögel ihre Körpertemperatur nicht mehr aufrecht erhalten und erfrieren. Auch das feine Gefieder der Eulen ist gegenüber Nässe sehr empfindlich. Nach starkem Regen können sie mitunter nicht mehr fliegen und nach Mäusen jagen. Dieser extrem regenreiche Winter hat es den Vögeln schwer gemacht und ihre Bestände mehr als üblich dezimiert.

Wenn Vögel ihre Federn nicht mehr einwandfrei benutzen können, haben es die Tiere schwer. Denn Federn sind „federleichte“ Kunstwerke. Sie ermöglichen das Fliegen und Steuern in fast jeder Lage. Sie sind längere Zeit haltbar und müssen nicht stetig ersetzt werden. Sie schützen den Vogel perfekt und halten ihn warm. Sie sind bunt und fügen sich zu Mustern zusammen, sodass zum Beispiel Tarnung oder Warnung möglich ist.

Eine Feder ist ein totes Gebilde aus Horn. Kennzeichen: extreme Biegsamkeit und Widerstandsfähigkeit. Ermöglicht wird dies durch schraubig gewundene und gefaltete Eiweißketten. Der Mittelteil einer Feder wird vom Federkiel gebildet. Er ist hohl und dadurch sehr elastisch. Von ihm breiten sich in die Federfahne viele Äste aus, an denen unzählige kleinste Strahlen sitzen. Sind die Federn zerzaust, dann können feinste Häkchen die Fahne wieder zusammenfügen und glätten.

Vom Archaeopteryx zum spezialisierten Grünfink

Schon vierflügelige Saurier wie der „Mikroraptor“ oder der „Urvogel“ Archaeopteryx trugen erste ähnlich aufgebaute Federn. Seit mindestens 150 Millionen Jahren sorgten unzählige „Materialtests“ in freier Natur dafür, dass die Federn immer erfolgreicher wurden. Spezialfedern sind entstanden: Zum Beispiel kleine Daunenfedern, die locker am Körper sitzen und ein isolierendes Unterkleid bilden; oder kräftige Steuerfedern am Schwanz; oder extrem haltbare und starre Stützfedern; oder breite Schwungfedern zum Fliegen; oder grandiose Schmuckfedern zum Präsentieren.

Manche Vögel sind auffällig gefärbt. Beispiel Grünfink: Er hat in seinen Federn ein gelbliches Farbpigment, Karotin genannt. Das nimmt er mit der Nahrung auf. Zusätzlich befindet sich im Gefieder ein abdunkelndes Melanin. Diesen Farbstoff stellt er aus seiner Eiweißnahrung her. Macht zusammen gemischt sein typisches Olivgrün.

Ein anderes Beispiel: der Star. Er glitzert, wenn er von der Sonne beschienen wird. Einige seiner Federn brechen das Licht und werfen es zurück. Außerdem sind die kleinen Federstrahlen gedreht, wodurch der Einfallswinkel des Sonnenlichts verändert wird. Laufen Stare im hellen Sonnenlicht umher, dann sieht es aus, als hätten sie sich einen Pailettenpullover angezogen. Im Spätwinter und Frühjahr besitzen Stare besonders prächtig schillernde Federn. Im Verlauf des Jahres nutzen sich diese Federn ab, die Glitzerpracht verliert sich. Die Federn müssen immer wieder erneuert werden. Diesen Federwechsel, Mauser genannt, machen alle Vögel durch.

Wer einen kranken, unterkühlten Vogel finde, sollte sich ihm vorsichtig nähern und ihn in eine trockene, auf einer Seite offene Box setzen, rät Vogelexperte Martin Rümmler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Diese sollte draußen an einen möglichst warmen Ort gestellt werden. In Innenräumen sei für Vögel die Verletzungsgefahr zu hoch, wenn sie wieder losfliegen.

Jede Feder für sich ein Kunstwerk: von Kernbeißer, Buntspecht, Eichelhäher, Elster, Kuckuck, Waldschnepfe (2), Turmfalke (2), Graugans, Mäusebussard und Waldohreule (von links). Hinweis: Vogelfedern dürfen aus Artenschutzgründen nicht gesammelt werden. Quelle: Nabu

Jede Feder für sich ein Kunstwerk: von Kernbeißer, Buntspecht, Eichelhäher, Elster, Kuckuck, Waldschnepfe (2), Turmfalke (2), Graugans, Mäusebussard und Waldohreule (von links). Hinweis: Vogelfedern dürfen aus Artenschutzgründen nicht gesammelt werden. Quelle: Nabu

So gehen Biene, Hase und Regenwurm & Co. mit Hochwasser und Dauerregen um

Die Brut vieler Wildbienen stirbt bei Hochwasser. Maulwürfe können sich retten, wenn sie schnell genug reagieren. Füchse klettern schonmal auf Deiche, wenn dort nicht gerade Touristen stehen. Wie das Hochwasser auf Wildtiere wirkt:

Maulwürfe

Maulwürfe können gut schwimmen, meiden aber Kontakt zu Wasser. „Wenn das Hochwasser zu schnell kommt, kommen viele Maulwürfe auch nicht rechtzeitig aus ihrem Bau heraus“, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Bei einem langsamen Anstieg schafften es manche der Tiere noch umzuziehen, und zwar über die Erde. Maulwürfe bauen auf Feuchtwiesen oft sogenannte Sumpfburgen. Die Hügel können rund einen Meter hoch sein und einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern haben.

Maulwurfshügel auf dem Deich. Die Tiere haben sich vor dem Hochwasser in höhere Regionen gerettet.

Maulwurfshügel auf dem Deich. Die Tiere haben sich vor dem Hochwasser in höhere Regionen gerettet. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Hasen, Rehe und Co.

Viele Tiere sind laut Wildtier Stiftung Überschwemmungen gewohnt: Rehe, Hirsche, Wildschweine und Füchse ziehen sich dann an halbwegs trockene Orte im Wald zurück - zumindest in Gebieten, wo das möglich ist.

„Feldhasen haben es schwer bei Feuchtigkeit. Sie sind ursprünglich Steppenbewohner, die mögen es warm und trocken“, sagt Calvi. Insbesondere Jungtiere könnten bei andauernder Nässe krank werden und verenden.

Hase, Reh und Fuchs müssten bei Hochwasser oft aber auch auf Deiche steigen, um sich zu retten, betont Calvi. Wenn da zu viele Schaulustige seien, könne es sein, dass sie zurück ins Wasser laufen und ertrinken. „Jeder Mensch, der nichts auf den Deichen zu suchen hat, sollte sie daher meiden.“

Insekten

Auch Insekten sind laut Calvi durch Überschwemmungen gefährdet: Eier vieler Wildbienen, Larven mancher Käfer und zahlreiche junge Hummelköniginnen überwintern im Boden - sie alle seien bei Hochwasser verloren.

Regenwürmer

Regenwürmer könnten Überschwemmungen erstaunlich gut überdauern, sagt Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien. „Es gibt Berichte, dass Regenwürmer Überschwemmungen mehrere Wochen, ja sogar mehrere Monate überleben können.“ Es gebe dabei zwar Unterschiede zwischen den fast 50 verschiedene Regenwurmarten in Deutschland. Sie könnten aber über die Hautatmung Sauerstoff bis zu einem gewissen Umfang auch direkt aus dem Wasser aufnehmen.

„Es wird angenommen, dass sie bei Regen nicht an die Oberfläche kommen, weil es im Boden an Sauerstoff mangelt. Sondern weil die Bedingungen bei Regen - hohe Luftfeuchtigkeit, keine Sonne - für sie günstig sind, um ihren Lebensraum zu erweitern“, sagt Zaller. „Außerdem können sich Regenwürmer nur an der Oberfläche paaren, und die Bedingungen sind bei Regen günstig, weil bei Sonne die Gefahr besteht, dass sie während des mehrstündigen Paarungsakts austrocknen.“ Es könne schon sein, dass einige Regenwürmer durch das aktuelle Hochwasser von der Oberfläche weggeschwemmt worden seien. „Einige ziehen sich aber nach der Paarung auch bei Regen wieder in den Boden zurück.“

„Zu dieser Jahreszeit verbleibt wohl ein großer Teil der Populationen im Kokonstadium ohnehin unbeweglich im Boden“, sagt Zaller. Diese Kokons könnten sehr lange überdauern.

Regenwürmer sorgten für eine gute Bodendurchlüftung, erhöhten die Wasserinfiltration und verbessern den Humusaufbau im Boden. Das helfe gegen Überschwemmungen, „da das Wasser in regenwurmreichen Böden schneller versickert und ein höherer Humusgehalt wie ein Schwamm wirkt, der das Wasser besser halten kann“. (mit dpa)

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