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Geplanter Neubau

THorneburger Traditionsgasthof abgerissen – Was jetzt geplant ist

Innerhalb weniger Tage machten Bagger den ehemaligen Horneburger Gasthof dem Erdboden gleich.

Innerhalb weniger Tage machten Bagger den ehemaligen Horneburger Gasthof dem Erdboden gleich. Foto: Vasel

Fast ein Jahrhundert Horneburger Gastrogeschichte liegt in Trümmern. Ein Wohn- und Gewerbegebäude soll jetzt dem Tivoli folgen - aber später als ursprünglich geplant.

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Von Steffen Buchmann
Samstag, 25.10.2025, 11:50 Uhr

Horneburg. Jahrelang stand der ehemalige Gasthof Tivoli leer und soll einem neuen Wohn- und Geschäftshaus weichen. Der Abriss verzögerte sich bisher jedoch. Jetzt könnte es aber ganz schnell gehen mit dem Neubau.

„Wir rechnen mit einer Fertigstellung des Gebäudes bis zum ersten Quartal 2027“, sagt Projektbetreuer Rolf-Peter Koch von ISH Immobilien. Bereits vor drei Jahren sicherte sich die Kaufmannsfamilie Drewes aus Dollern die Immobilie. Im Dezember 2023 hatte Oliver Drewes im Horneburger Bauausschuss die Pläne vorgestellt, einen Neubau mit 19 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit bauen zu lassen. Ursprünglich sollten diesen Sommer die ersten Mieter einziehen. Doch lange passierte nichts, erst jetzt im Oktober folgte der Abriss. Gab es Probleme?

Die Gründe für die Verzögerung

Da Familie Drewes zum Zeitpunkt der Recherche nicht erreichbar war, antwortet ISH-Betreuer Koch - und gibt Entwarnung. „Die Vorverkaufsquote war bisher noch nicht erfüllt“, sagt er. Zudem hätten noch Anpassungen des Grundbuches vorgenommen werden müssen. Dies habe mit einem zusätzlich erworbenen Grundstück zusammengehangen, auf dem zukünftig Parkflächen entstehen sollen.

Winter 2023: die leerstehende Traditionsgaststätte Tivoli am Vordamm in Horneburg.

Winter 2023: die leerstehende Traditionsgaststätte Tivoli am Vordamm in Horneburg. Foto: Vasel

Vor dem Abriss habe man das Gebäude noch über mehrere Wochen entkernt. Der Neubau soll jetzt zeitnah vorangebracht werden, demnächst werde laut Koch bereits die Bodenplatte für den Rohbau gegossen.

Großteil der Wohnungen bereits verkauft

In dem mehrgeschossigen Gebäude auf dem mehr als 2000 Quadratmeter großen Grundstück planen die Dollerner Bauherren altersgerechte Wohnungen. Die Wohnungsgrößen sollen zwischen 45 und 100 Quadratmeter betragen. Für die Gewerbefläche im vorderen Gebäudebereich sind 169 Quadratmeter vorgesehen.

Hier soll ein gastronomisches Angebot Platz finden, sagt Koch. Den Spekulationen um einen interessierten Harsefelder Gastronomen erteilte Koch eine Absage: „Die Gewerbeeinheit ist noch offen.“

Käufer profitieren von günstigem KfW-Kredit

Derweil sei das Interesse an den Eigentumswohnungen „gut“, so Koch. Ein Großteil der Wohnungen sei bereits vergeben. „Viele kaufen für den Eigenbedarf“, sagt Koch. Besonders junge Menschen hätten Interesse, sich durch eine der Wohnungen ein erstes Grundkapital aufzubauen.

Denn die Immobilie soll als sogenanntes Effizienzhaus 40QNG konzipiert werden - ein Gütesiegel für nachhaltig geplante Gebäude. Ein Vorteil: Wer eine Wohnung kauft, kann sich einen günstigen KfW-Kredit von bis zu 150.000 Euro sichern, verbunden mit Tilgungszuschüssen und Sonderabschreibungen.

Kaufpreise noch mal angestiegen

Der Kaufpreis hat sich seit der Planvorstellung vor zwei Jahren jedoch verändert. 4700 bis 5000 Euro pro Quadratmeter müssten Käufer investieren, sagt Koch. Im Dezember 2023 lag die Preisspanne noch etwa 400 Euro darunter.

Blick auf den Tivoli-Festsaal im Vorgängerbau im Jahr 1908.

Blick auf den Tivoli-Festsaal im Vorgängerbau im Jahr 1908. Foto: TAGEBLATT-Archiv

Laut Koch habe man aus zwei Gründen die Preise noch mal anheben müssen: Die energetische Planung musste angepasst werden, um die gewünschte Zertifizierung zu bekommen. Außerdem seien die generellen Baukosten in den letzten Jahren gestiegen. Koch zeigt sich jedoch optimistisch: „Wir wollen natürlich gerne bis zur Fertigstellung alle Einheiten verkauft haben.“

Tivoli: Ein Gasthaus mit bewegter Geschichte

Der Tivoli ist ein Haus mit einer langen Geschichte: Johann Hauschildt hatte im Jahr 1901 die Gastwirtschaft mit Ausspann „Tivoli“ übernommen. Bereits seit 1881 brachte die Eisenbahn an den Wochenenden die Ausflügler aus Hamburg in den Flecken. Vor der Tür lagen die Sportstätten des Fleckens. 1924 war - dank Unterstützung des Kaufmanns Heinrich Voigt - ein Turn-, Spiel- und Sportplatz am Poggenpohl entstanden. Im Jahr 1927 folgte die Turnhalle, heute ein Wohnhaus. Nördlich der Turnhalle zogen die Hauschildts 1930 ihren neuen Gasthof mit Saal hoch.

Der Neubau war über Jahrzehnte das Lokal der Sportler des VfL Horneburg. Nach der Insolvenz von 2007 endete die Ära Hauschildt, ein Café zog ein. Danach betrieben Helga und Hans-Jürgen Dammann 13 Jahre lang den Gasthof. Im April 2022 versteigerte Auktionator Günter Poppe das Inventar.

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