Bauernproteste: Sternfahrt der Stader Landwirte nach Hamburg

Auch 180 Bauern aus dem Landkreis Stade beteiligen sich an der Sternfahrt nach Hamburg. Foto: Polizei
Sie reisten mit Hunderten Traktoren an, allein 180 kamen aus dem Kreis Stade. Statt wie Anfang der Woche die Innenstadt hatten die demonstrierenden Bauern diesmal den Hamburger Hafen im Visier.
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Hamburg. Zum zweiten Mal in dieser Woche haben Landwirte aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen in der Hansestadt gegen Kürzungen und Arbeitsbedingungen in ihrer Branche demonstriert. Nachdem sie am Montag mit ihren Traktoren bei mehreren Sternfahrten den Verkehr in Teilen der Innenstadt behindert hatten, versammelten sie sich am Donnerstag im Hamburger Hafen.
Demonstrationen richteten sich gegen geplantes Freihandelsabkommen
Die Proteste richteten sich gegen geplante Freihandelsabkommen. So sei ein Abkommen mit Neuseeland geplant, in dem es um Lamm- und Rindfleisch gehe. „Das werden richtig große Mengen an importierten Lebensmitteln“, sagte ein Sprecher des Vereins LSV (Land schafft Verbindung).
Der Protesttag stand unter dem Motto „Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert“. Schon jetzt liege der Grad der Selbstversorgung in Deutschland bereits deutlich unter 90 Prozent, Tendenz fallend. Am Donnerstag sollten auch die Seehäfen in Emden, Wilhelmshaven und Bremerhaven mit den Traktoren angefahren werden.
Keine Auswirkungen auf HHLA-Terminals
Auf den Terminalbetreiber HHLA hatte die Demonstration zunächst keine Auswirkungen. „Die Terminals laufen“, sagte eine Sprecherin. Sie wollte aber nicht ausschließen, dass sich der eine oder andere Lastwagen wegen der Proteste verspätet.
Die Landwirte kamen am Morgen in drei Fahrzeugkolonnen aus Norden, Westen und Süden in die Stadt. Ein LSV-Sprecher sagte, die Traktoren seien in Stade, Wedel und Ahrensburg gestartet und zum Worthdamm mitten im Hafengebiet gefahren.

Traktoren stehen nach einer Sternfahrt im Rahmen der Aktionswoche des Bauernverbands in der Innenstadt. Foto: Marcus Brandt/dpa
Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 420 Fahrzeuge an der Demonstration, darunter etwa 360 Traktoren und 23 Lastwagen. Die Organisatoren hatten zunächst mit 750 Traktoren gerechnet. Die Polizei warnte bereits am Morgen vor verstopfen Straßen. Vom Pfingstmarktplatz in Neukloster machten sich Bauern mit 180 Traktoren auf den Weg nach Hamburg, berichtete Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Auch die Hafenverwaltung zeigte sich besorgt. „Gegen Mittag wird es eine etwa 90-minütige Veranstaltung im Bereich des südlichen Worthdamms geben. Bitte beachten Sie, dass es zu Verkehrsbehinderungen und Staus kommen kann.“
Nach Polizeiangaben bewahrheiteten sich die Befürchtungen zumindest bis zum frühen Nachmittag nicht. Die Aufzüge seien ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Es habe auch keine unüblichen Verkehrsbeeinträchtigungen gegeben.
Die Landwirte und -wirtinnen wollen ihre Proteste die ganze Woche über fortsetzen. Auslöser waren Pläne der Bundesregierung, Subventionen für die Branche zu kürzen. Einen Teil dieser Pläne hat die Ampel-Koalition bereits zurückgenommen. Die Rückvergütung für Agrardiesel soll aber schrittweise gestrichen werden. Bereits am Montag hatten Landwirte mit Tausenden Treckern und anderen Fahrzeugen in Hamburg gegen die Sparpläne demonstriert. An einem Traktor ist ein Schild mit der Aufschrift "Bei eurer Politik sehen wir Rot" zu sehen.
Foto: Rabea Gruber/dpa
Strafverfahren gegen acht Traktorfahrer nach Autobahnfahrt
Gegen acht Traktorfahrer hat die Polizei Harburg Strafverfahren wegen einer Autobahnfahrt eingeleitet. Die Gruppe sei am Mittwoch an der Anschlussstelle Winsen-West auf die A39 in Fahrtrichtung Hamburg aufgefahren und habe beide Spuren mit Schrittgeschwindigkeit belegt, teilten die Beamten am Donnerstag mit. Es bildete sich ein mehrere Kilometer langer Stau.
Polizisten sicherten das Stauende und lotsten die Treckerfahrer an der Anschlussstelle Maschen von der Autobahn. Den Fahrern wird nun gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und Nötigung vorgeworfen. Sie bekamen zudem Platzverweise für die Autobahn.
Kurz vor Weihnachten hatte bereits eine Trecker-Kolonne im Landkreis Stade den Verkehr auf der Autobahn 26 ausgebremst. (dpa)

Auch 180 Bauern aus dem Landkreis Stade beteiligen sich an der Sternfahrt nach Hamburg. Foto: Polizei