THurricane: Admin warnt bei Onlinekauf vor Ticket-Betrug

Zahlreiche Festivalbesucher verfolgen den Auftritt der Band «The Gaslight Anthem» beim Hurricane Festival. Das Open-Air-Festival findet vom 21. bis zum 23.06. statt. +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Moritz Frankenberg
Ein verdächtiges Angebot im Netz entlarvt sich als Falle. Franco Cottone war skeptisch und bewies den richtigen Riecher, um die Masche zu durchschauen.
Scheeßel. Franco Cottone hatte vor Kurzem den richtigen Riecher: Das ist Betrug, war sehr schnell sein Verdacht. Der Administrator der Facebookseite „Wenn Du in Scheeßel aufgewachsen oder zugezogen bist“ hatte auf der öffentlichen Seite ein Angebot für Hurricane-Tickets entdeckt. Er wurde schnell misstrauisch. „Ich kenne diese Masche“, sagt er. Zum Schein ging er auf das Angebot ein und war nach kurzer Zeit überzeugt: Hier sollen die Nutzer der Sozialen Medien über den Tisch gezogen und um ihr Geld erleichtert werden.
„Die wurden sehr schnell, sehr penetrant“, sagt Cottone über den Kontakt zu den vermeintlichen Ticketverkäufern. Wer vom 20. bis zum 22. Juni auf dem Eichenring Annenmaykantereit, Green Day, Apache 207, Nina Chuba und viele andere Künstler live erleben will, braucht dafür den Festivalpass Regular, der in der aktuellen Preisstufe 259 Euro kostet, so ist es auf der offiziellen Webseite vom Hurricane-Veranstalter FKP nachzulesen. Und allmählich sinkt die Anzahl der Tickets, je näher das Megafestival rückt.
Achtung: Bankverbindung in Luxemburg
Wer sich spontan entschließt, das Festival besuchen zu wollen, der sollte aufgrund der Erfahrungen von Cottone vorsichtig sein. Eine Bankverbindung in Luxemburg sei in diesem Fall wenig vertrauenerweckend gewesen, sagt er der Mediengruppe Kreiszeitung. Die mutmaßlichen Betrüger haben sogar ein Stück weit Seriosität und damit Sicherheit für den potenziellen Käufer vorgegaukelt.
Doch der Personalausweis einer Frau, der mit Foto von Verkäuferseite vorgelegt wurde, ließ sich im Internet nicht mit einer real existierenden Person in Verbindung bringen. Also liege nach Ansicht des Gruppen-Administrators zumindest der Verdacht des Identitätsdiebstahls vor. „Könnte sein, dass das vermeintlich echte Dokument irgendwie aus dem Internet gezogen wurde“, vermutet Cottone.
Was den Administrator der Scheeßeler Facebookgruppe in seinem Verdacht noch bestätigt hat: Die Verkäufer wollten partout keine Bezahlung über sichere Kanäle, bei denen es einen funktionierenden Käuferschutz gegen Betrug und Abzocke gibt. „Ich finde es wichtig, die Warnung zu teilen“, so der Facebook-Admin über seine Mahnung zur Vorsicht. Die Zahl betrügerischer Angebote dürfte kurz vor dem Festival eher noch wachsen. Und auch darüber hinaus lauern im Netz genug unseriöse Angebote.
Cyberkriminalität steigt im Bereich der Polizeidirektion Rotenburg
Worauf der Scheeßeler aufmerksam macht, ist ein Kriminalitätsphänomen, das sich mit wachsenden Zahlen auch in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) für das zurückliegende Jahr bemerkbar macht. Unter dem Stichwort Cyberkriminalität sind im Bereich der Polizeidirektion Rotenburg die Fälle um 6,25 Prozent auf 102 aktenkundig gewordene Delikte im Jahr 2024 gestiegen.
Bei mehr als 35 Prozent der Fälle aus dem Bereich der Internetkriminalität geht es um rechtswidrig erlangtes, sogenanntes unbares Geld – also Überweisungen. „Das ist ein zunehmendes Problem“, wird Erster Kriminalhauptkommissar Andreas Schramm, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Rotenburg, in der PKS für das vergangene Jahr zitiert.
Interview
T Hurricane: Wie politisch darf ein Festival sein?
Rotenburgs Polizeisprecher Marvin Teschke kommentiert den Fall, den Cottone recherchiert hat: „Das zeigt wieder, wie wichtig ein wachsames Verhalten beim privaten Onlinehandel ist – insbesondere im Zusammenhang mit Großveranstaltungen wie dem Hurricane-Festival.“
Grundsätzlich rät die Polizei in Sachen Prävention beim privaten Kauf von Veranstaltungstickets über Online-Plattformen oder Soziale Netzwerke zur „besonderen Vorsicht“. Skeptisch sein, Angebote genau prüfen und nicht unter Druck handeln, das sei immer wichtig, so der Rotenburger Polizeisprecher. Oder, wie es Cottone abschließend ausdrückt: Am besten sei es, die Karten beispielsweise selbst beim Verkäufer abzuholen und auch erst dann zu bezahlen.
Tipps der Polizei
Diese Hinweise können Ihnen mehr Sicherheit beim Ticketkauf im Netz bringen:
Keine Vorkasse an unbekannte Personen: Zahlungen sollten nur über sichere, nachvollziehbare Zahlungsmethoden erfolgen. Dazu zählt beispielsweise jegliche Funktion, die einen „Käuferschutz“ bietet. Ungeeignet sind in den meisten Fällen „Freunde & Familie“ (PayPal) oder (Sofort-)Überweisungen.
Vorsicht bei zu günstigen Angeboten: Wenn ein Ticket deutlich unter dem regulären Preis angeboten wird, sollte das misstrauisch machen. Betrüger nutzen oft die Verknappung und hohe Nachfrage, um Druck auszuüben.
Verkäufer prüfen: Ist der Anbieter persönlich bekannt? Gibt es ein aussagekräftiges Profil, Referenzen oder Bewertungen? Ein fehlendes oder neu erstelltes Profil kann ein Warnsignal für potenzielle Käufer sein.
Keine persönlichen Daten leichtfertig preisgeben: Käufer sollten niemals Ausweiskopien, Adressdaten oder Bankverbindungen an Unbekannte senden.
Diese Informationen können missbraucht werden. Übrigens nutzen Betrüger auch Bilder von echten Personalausweisen, um eine Verifizierung zu suggerieren. In den meisten Fällen sind die Personen auf den Ausweisen selbst Geschädigte und nicht die tatsächlichen Verkäufer.
Nutzung sicherer Verkaufsplattformen: Offizielle Ticketbörsen oder Plattformen mit Käuferschutz bieten deutlich mehr Sicherheit als der private Handel über Soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste.
Verdächtige Angebote melden: Wer den Verdacht hat, Opfer eines Betrugs zu werden oder geworden zu sein, sollte Anzeige bei der Polizei erstatten. Screenshots und Chatverläufe können dabei wichtige Beweismittel sein.