TIHK-Jahresempfang in Stade: Wo bleibt das Positive in der Wirtschaft?

Ministerpräsident Stephan Weil und IHK-Präsident Matthias Kohlmann (links) zeigen es: „Wir sind Elbe-Weser.“ Foto: JOERG STRUWE
Um die Wirtschaft in Deutschland ist es nicht zum Besten bestellt. Was macht Hoffnung? Das TAGEBLATT hörte sich um und genau zu am Mittwoch im Stadeum, wo sich die Prominenz traf.
Stade. Der Neujahrsempfang der IHK Elbe-Weser gehört gesellschaftlich zu den Höhepunkten im Jahresablauf. 900 Menschen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung kommen zusammen, um sich ein gutes neues Jahr zu wünschen und zu netzwerken. Ob 2025 ein gutes Jahr wird?
Die derzeitige Situation lässt nicht so viel Hoffnung zu. Das TAGEBLATT berichtete ausführlich und mehrfach darüber. Die Reporter wollten am Mittwoch wissen, wo bleibt das Positive, der Optimismus? Und geht es den Betrieben wirklich so schlecht? Die Antworten (siehe auch zweiten Bericht zum IHK-Empfang) überraschten.
Ministerpräsident Weil: Dynamik statt Stagnation
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war wie schon vor zwei Jahren der Gaststar im Stadeum. Sein Mutmacher: Er setzt für 2025 auf einen „turnaround“ in der deutschen Wirtschaft nach vier Jahren zumindest der Stagnation.

Stephan Weil während seiner Rede im Stadeum: Die Deutschen brauchen mehr Zuversicht. Foto: JOERG STRUWE
Seine Situationsbeschreibung war ebenso ernüchternd wie die der anderen Redner an diesem Tag. Immerhin gehe es der Wirtschaft in Niedersachsen besser als der im Bund - aber nicht wieder so gut, dass er ins Detail gehen wollte.

Volles Haus im Hansesaal: Wenn die IHK ruft, kommen viele Besucher aus dem ganzen Elbe-Weser-Raum. Foto: JOERG STRUWE
Es fehle an Dynamik, es fehlten Investitionen. Weil will vier Hebel ansetzen, um den Umschwung zu schaffen. Der Staat müsse die Netzentgelte für die Lieferung vom Strom und Gas senken. Das würde vor allem energieintensiven Betrieben zum Beispiel der Chemie-Industrie auf Bützflethersand helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Überschüssiger Windstrom, der die Verbraucher in Deutschland jährlich drei Milliarden Euro koste (Weil: „Das ist Wahnsinn“), müsse für geringe Kosten abgegeben, in Wasserstoff umgewandelt und in Kavernen gelagert werden dürfen.
Einfacher, schneller, günstiger ist das Motto
Fehlende Fachkräfte auszubilden sei „mühsame Kleinarbeit“, aber von großer Bedeutung. Um Fachkräfte zuwandern zu lassen, will das Land eine zentrale Ausländerbehörde schaffen. Weil selbstkritisch: „Bei der Integration in den Arbeitsmarkt stehen wir uns selbst im Wege.“

Netzwerken vor und nach den Vorträgen - das ist das Salz in der Suppe. Foto: JOERG STRUWE
Bürokratieabbau müsse angegangen werden nach dem Motto: „einfacher, schneller, günstiger“. Deutschland sei überreguliert. Die Landesregierung will viele der 150 IHK-Vorschläge zum Bürokratieabbau schnell umsetzen. Weil: „Der gute Wille ist vorhanden.“ Dazu gehöre auch eine Clearingstelle im Land für den Abbau von Normen und Regeln.
IHK-Neujahrsempfang
T Das erwarten Wirtschaftsvertreter im Kreis Stade vom Jahr 2025
Ganz wichtig ist dem Ministerpräsidenten die psychologische Komponente: Die Deutschen bräuchten eine neue Zuversicht, dürften nicht düster in die Zukunft schauen. Ein staatliches Investitionsförderprogramm könnte als Brustlöser wirken.
Klage-affine Gesellschaft verhindert Investitionen
Auf die Mentalität der Deutschen kam auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zu sprechen. Er erkennt derzeit eine Klage-affine und negativ eingestellte Gesellschaft, die Investitionen erschwere. Die Investoren für Surfpark oder Holzkraftwerk in Stade können ein Lied davon singen. Lies besorgt: „Ohne Investitionen können wir unser Niveau nicht halten.“

Darum geht's beim Neujahrsempfang: Sehen und gesehen werden, sich treffen und austauschen. Foto: JOERG STRUWE
Durchaus positive Ansätze ließ IHK-Präsident Matthias Kohlmann erkennen. Die Energiewende sei zwischen Elbe und Weser greifbar. Schon jetzt gebe es hier 1200 Windkraft-, 700 Biomasse- und 22.000 Solarenergie-Anlagen. Die Region beherberge Pioniere der Wasserstoffnutzung wie den Zug der EVB und werde ans nationale Wasserstoffkernnetz angeschlossen. Das Grünstromnetz führe mitten durchs Gebiet „in den bedürftigen Süden“.

Gehört zum guten Ton dazu: die Bigband der Stader Gymnasien. Foto: JOERG STRUWE
Im IHK-Bezirk seien in fünf Jahren 10.000 Fachkräfte für die Wirtschaft ausgebildet worden, 1600 Betriebe bildeten aus, 1000 ehrenamtliche Kräfte nähmen die Prüfungen ab. Das macht ihm Mut.

Ministerpräsident Stephan Weil und IHK-Präsident Matthias Kohlmann (links) zeigen es: „Wir sind Elbe-Weser.“ Foto: JOERG STRUWE

Man trifft sich beim IHK-Neujahrsempfang. Foto: JOERG STRUWE