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TImmer wieder Angriffe auf Polizisten: Wie lernen sie damit umzugehen?

Eine Frau steht am Maktplatz an der Trauerstelle für den getöteten Polizisten. Heute findet im Congress Center Rosengarten eine öffentliche Trauerfeier für den bei einer Messerattacke tödlich verletzten Polizisten Rouven Laur statt. Er starb nach der Attacke am 31. Mai. Fünf weitere Männer wurden verletzt, als ein 25-jähriger Afghane mit einem Messer auf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) einstach.

Die Gewalt gegen Einsatzkräfte scheint zuzunehmen. Foto: Anspach/dpa

Es sind Polizeibeamte, die täglich für die Sicherheit aller sorgen. Dabei begeben sie sich mitunter selbst in Gefahr. Bei einem Messerangriff in Mannheim ist ein Polizist ums Leben gekommen.

Von Stefan Alexander Hippler Montag, 17.06.2024, 18:37 Uhr

Wesermarsch. In Mannheim ist am 31. Mai der Polizeibeamte Rouven Lauer mit einem Messer angegriffen worden. Wenige Tage später erlag er seinen Verletzungen. In der Silvesternacht wurden Einsatzkräfte der Feuerwehr in Bremerhaven mit Feuerwerkskörpern beschossen. Jüngst attackierte und verletzte ein Reichsbürger in Cuxhaven einen Polizisten.

So haben Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr zunehmend Sorge, bei einem Einsatz verletzt zu werden. „Selbst kleinere ‚Standardeinsätze‘ können aus dem Nichts zu einer belastenden Situation werden“, weiß Albert Seegers, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch zuständig ist.

Die Einsatzkräfte seien durchaus in der Lage, ihre Einsätze höchst professionell abzuarbeiten, jedoch könnten die psychischen Belastungen, insbesondere danach, sehr umfangreich sein. „Von kurzzeitigen Veränderungen der täglichen Gewohnheiten über längerfristige Beeinträchtigungen bis zur Dienstunfähigkeit ist die Bandbreite groß“, sagt Albert Seegers.

Einzelgespräche als Hilfsmittel

Nach belastenden Einsätzen stehen den Einsatzkräften der Polizei und Feuerwehr zahlreiche Hilfsangebote zur Verfügung, um mit traumatischen Erlebnissen umzugehen. Direkt nach den Einsätzen finden strukturierte Einsatznachbereitungen statt.

Zusätzlich werden Einzelgespräche, Beratungen und Coachings angeboten. Die regionale Beratungsstelle ist bei der Polizeidirektion Oldenburg angesiedelt. Dort erhalten die Polizeibeamten nach schwierigen Einsätzen psychologische Hilfe. Dort werden auch hoch belastende Ereignisse aufgearbeitet.

Seminare werden angepasst

„Im Bereich der Aus- und Fortbildung werden neben dem aktuellen Fall aus Mannheim auch Fälle schwerer Gewaltkriminalität thematisiert“, sagt Albert Seegers und führt aus: „Angehende Beamte durchlaufen das sogenannte systematische Einsatztraining, kurz SET, und im Einsatzbereich die strukturierte Einsatznachbereitung, kurz SEN.“

Schwere Gewaltverbrechen werden ausgewertet. „Sobald nähere taktische, rechtliche und sonstige Einzelheiten über die Tat und des polizeilichen Einsatzes bekannt sind, werden gegebenenfalls mit anderen zuständigen Stellen die Seminar-Inhalte angepasst und aktualisiert“, erläutert Polizeisprecher Albert Seegers.

Täglich werden die Polizeibeamten mit Einsatzlagen konfrontiert, die belastend sein können. „Bedauerlicherweise gehören Gewalterfahrungen für Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in unterschiedlicher Intensität alltäglich dazu“, sagt er.

Wie die Polizei gegen Traumatisierungen vorbeugt

Die Auswirkungen können gravierend sein. So kann es zu physischen sowie physischen Beeinträchtigungen bis hin zu dauerhaft auftretenden Belastungsstörungen kommen. Traumatisch belastete Einsatzkräfte könnten für gewisse Dienstbereiche nicht mehr einsetzbar sein, weil die Gefahr einer Re-Traumatisierung hoch ist. Im schlechtesten Fall sind die betroffenen Beamten nicht mehr dienstfähig.

„Solchen Auswirkungen beugen wir präventiv vor, indem nach belastenden Einsätzen, bei den Kolleginnen und Kollegen verletzt oder Waffen eingesetzt wurden, eine strukturierte Einsatznachbereitung erfolgt“, sagt Albert Seegers.

Dabei werde regelmäßig auch das taktische Vorgehen sowie das individuelle Verhalten im Einsatz besprochen. Beamtinnen und Beamte, die an sich selbst frühzeitig Veränderungen wahrnehmen, sollten rechtzeitig über belastende Situationen sprechen.

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