TJäger als Naturschützer? Warum sie wichtig für die Tierbestände sind

Wald bei Beverstedt: In dem umzäunten Bereich gibt es eine üppige Vegetation, hier könnten junge Pflanzen nachwachsen. Foto: Kul
Für viele sind Jäger Menschen, die auf Tiere schießen und Leben auslöschen. Dabei sind ihre Vereine vom Staat als Naturschutzorganisationen anerkannt. Aber wie schützen Jäger die Natur, wann wird ihr Eingriff notwendig?
Kreis Cuxhaven. Eike Lindau ist Kreisjägermeister bei der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven. In dieses Amt wurde er 2021 vom Kreistag für eine Wahlperiode gewählt. Diese Funktion übt er im Ehrenamt aus, hauptberuflich ist der 51-Jährige in der Industrie im Bereich Qualitätssicherung beschäftigt. Warum aber wird man überhaupt Jäger? Ist es der Kick am Schießen?
Das verneint Eike Lindau. „Mein Vater war Jäger und ich bin seit fast 35 Jahren Jäger. Es ist nicht der Kick zu schießen. Vielmehr hat es mit meinem Interesse an der Natur zu tun“, sagt Lindau. Er habe sich seit seiner frühesten Kindheit in der freien Natur aufgehalten und sich für die Natur und ihre Funktionsweise interessiert.
Jägerschaft Wesermünde umfasst 52.000 Mitglieder
„Als Jäger braucht man ein tiefgehendes Wissen über die Tiere, Pflanzen und die Umwelt.“ Die Jägerschaft Wesermünde ist ein eingetragener Verein und eine Untergliederung der Landesjägerschaft Niedersachsen. Diese umfasst 66 Jägerschaften mit 52.000 Mitgliedern und ist wiederum Teil des Deutschen Jagdverbandes. Das Bundesumweltministerium erkennt die Organisationen der Jäger als Umwelt- und Naturschutzvereinigung an.
Die Jägerschaften bilden auch neue Jäger aus. Über die Interessenten sagt Lindau, dass diese einen Querschnitt der Bevölkerung bilden. „Wir haben Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen – junge und ältere Menschen, Frauen, Männer.“ Als Verein arbeiten sie mit der Unteren Jagdbehörde im Landkreis zusammen. Sie stellen ihr „Fachwissen zur Verfügung.“ Das Recht zu jagen bleibt bei den Landbesitzern, die dieses Recht an die Jäger verpachten.
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Inwiefern sind aber Jäger Naturschützer und ab wann wird ihr Einsatz erforderlich? „Dazu muss man wissen: Draußen haben wir keine unberührte Natur vor uns. Entweder werden die Flächen landwirtschaftlich genutzt, oder wir haben Wälder, die von Menschenhand angelegt und aufgeforstet wurden. Das sind im Grunde Holzplantagen“, sagt Lindau. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe man viele Fichten und Tannen angepflanzt, die schnell wachsen. So seien Monokulturen entstanden, die anfälliger sind für bestimmte Schäden.
Warum der Wald geschützt werden muss
„Insofern ist es auch nicht so, dass wir draußen ein ökologisches Gleichgewicht haben, das sich von selbst regelt. Da ist es erforderlich, in den Bestand von Wildtieren einzugreifen.“ So komme es, dass die Behörden die Jäger mit der Jagd beauftragen. Das sei erforderlich sowohl im Sinne des Erhalts von bestimmten Tierarten, als auch mit Blick auf die Aufforstung der Wälder.
Der Kreisjägermeister zeigt auf einen Waldabschnitt in der Nähe von Beverstedt. Ein Bereich ist mit Zäunen abgegrenzt und im Bodenbereich voll mit jungen Pflanzen. „Hier können die jungen Pflanzen ungestört wachsen, im anderen, angrenzenden Bereich nicht. Die Tiere haben dort die jungen Pflanzen gefressen. Wenn wir diese Tiere nicht jagen würden, würde davon auch der Wald Schaden nehmen.“
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Aber nicht nur der Wald. Als ein anderes Beispiel nennt er Hasen und Füchse. „Hasen haben nicht mehr die Lebensgrundlagen wie früher“, sagt Lindau. „Die verschlechterten Lebensumstände können auch durch eine hohe Fortpflanzungsrate nicht ausgeglichen werden.
Kommen nun auch Füchse und anderes Raubwild wie Marder, Dachs oder Marderhund als Fressfeinde hinzu, verringert sich der Besatz.“ Aus solchen Überlegungen heraus geben die Behörden Jägern Abschusspläne vor, wie viele Wildtiere erlegt werden sollen.
Für die Jäger geht das Jagdjahr vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres. Im Jagdjahr 2022/23 hat Jäger Eike Lindau etwa zehn bis zwölf Schalentiere erlegt – dazu zählen Rehe, Rotwild oder Damwild. Die Zahlen für die Jagdvereine Wesermünde und Hadeln im vergangenen Jahr: 1.200 Damwild (Wesermünde 1.100), 4.400 Rehwild (Wesermünde 2.700) und 700 Wildschweine (Wesermünde 640).
Streunende Hunde und wilde Katzen sind ein Problem
Ein anderes Thema sind wild streunende Hunde und Katzen. Vom Gesetz her dürfen Jäger auf wild streunende Hunde und Katzen schießen. Das komme aber sehr selten vor. Bei wild streunenden Katzen gilt die Regel, dass auf sie geschossen werden darf, sobald sie sich 300 Meter an Höfe annähern.
Diese Distanz sei gefordert, damit keine Haustiere, sondern frei lebende Katzen ohne menschliche Besitzer gejagt werden. In Deutschland geht man Studien zufolge von zwei Millionen verwilderten Katzen aus. Diese sollen jährlich 300 Millionen Feldmäuse oder Mauswiesel, die geschützt sind und 100 Millionen Vögel fressen, darunter geschützte Arten wie Kiebitze, Feldlerche sowie Rebhühner und Fasanen, die nicht geschützt sind.
Jäger halten nach den Worten von Lindau in der Praxis höhere Entfernungen zu den Siedlungen ein, wenn sie eine offensichtlich verwilderte Katze erlegen müssen.