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Musik

TJon Flemming Olsen: Warum der „Dittsche“-Wirt mit seiner Gitarre nach Buxtehude kommt

Am 1. Juni spielt der Musiker und TV-Star Jon Flemming Olsen im Buxtehuder Theater im Hinterhof.

Am 1. Juni spielt der Musiker und TV-Star Jon Flemming Olsen im Buxtehuder Theater im Hinterhof. Foto: Nils Pillokat

Bei „Dittsche“ servierte er kaltes Bier, beim ESC 2006 trat er für Deutschland an: Jon Flemming Olsen hat viele Gesichter. Nun kommt der Liedermacher für ein Konzert nach Buxtehude und erzählt im TAGEBLATT-Gespräch, wieso er manchmal die Einsamkeit sucht.

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Von Steffen Buchmann
Sonntag, 02.06.2024, 06:00 Uhr

Buxtehude. Ob mit strubbeliger Ingo-Perücke am „Dittsche“-Tresen oder mit der Gitarre auf der Bühne: Jon Flemming Olsen liebt es, Geschichten zu erzählen. An diesem Sonnabend, 1. Juni, bringt der Vollblutmusiker um 20 Uhr seine Anekdoten für ein Livekonzert mit ins Theater im Hinterhof in Buxtehude.

„Das Geschichtenerzählen war Teil eines Familienrituals“, erinnert sich Jon Flemming Olsen. Sein Vater habe 1967 ein Mono-Tonbandgerät gekauft, dazu ein anschließbares Mikrofon. „Zusammen mit meinen älteren Schwestern haben wir uns dann ein Spiel ausgedacht: Geschichten erfinden“, sagt Olsen.

Vielen Fernsehzuschauern ist Jon Flemming Olsen als Wirt Ingo (links) aus der WDR-Comedysendung „Dittsche - Das wirklich wahre Leben“ bekannt.

Vielen Fernsehzuschauern ist Jon Flemming Olsen als Wirt Ingo (links) aus der WDR-Comedysendung „Dittsche - Das wirklich wahre Leben“ bekannt. Foto: Franziska Lindhorst/WDR/dpa

Einer habe den Anfang der Geschichte auf Tonband aufgenommen. Dann musste der Nächste die Geschichte weitererzählen. „Ich konnte als Dreijähriger damals natürlich noch nicht so sprechen wie meine Schwestern“, sagt Olsen. Das habe ihn jedoch nicht davon abgehalten, trotzdem seine Geschichten auf das Tonband zu brabbeln, sagt Olsen lachend.

Der Weg bis zum Eurovision Song Contest

Bald zog es ihn auch schulisch immer mehr zur Musik hin. Als Kind nahm er Geigenunterricht an der Hamburger Musikschule, tauschte das Instrument später gegen die E-Gitarre und gründete eine Schulband. Das Bandplakat malte Olsen damals selbst. Daraus sei seine Leidenschaft für zwei Berufe entstanden: Musiker und Grafiker.

Olsen gewann etliche Auszeichnungen für seine grafischen Arbeiten und arbeitete für viele Musikgrößen, darunter Udo Lindenberg, Annett Louisan, Michel van Dyke - und seine eigenen Musikprojekte.

13 Jahre lang trat Olsen mit der von ihm gegründeten Country-Band Texas Lightning als Sänger und Gitarrist auf die Bühne, holte am Schlagzeug seinen langjährigen „Dittsche“-Kollegen Olli Dietrich an Bord. Die Band schaffte es 2006 mit dem Song „No No Never“ sogar als deutscher Vertreter ins ESC-Finale nach Athen und belegte dort den 14. Platz.

2006 vertrat Jon Flemming Olsen (Zweiter von rechts) mit seiner Band Texas Lightning Deutschland beim ESC-Finale in Athen. Links: Schlagzeuger und „Ditsche“-Darsteller Olli Dietrich.

2006 vertrat Jon Flemming Olsen (Zweiter von rechts) mit seiner Band Texas Lightning Deutschland beim ESC-Finale in Athen. Links: Schlagzeuger und „Ditsche“-Darsteller Olli Dietrich. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Doch die Zeiten, in denen man in Plattenläden nach ungewöhnlichen Alben stöberte, sind längst vorbei. „Wir erleben aktuell das schleichende Sterben der Tonträger“, sagt Olsen. Vom Musikmachen hält ihn dieser Trend jedoch nicht ab - im Gegenteil. „Ich will die Menschen dafür begeistern, Musik wieder bewusst zu hören“, sagt Olsen. Aktuell arbeitet er an seinem vierten Solo-Album „Haus der Liebe“, das mit Hilfe von Fans per Crowdfunding zustande kam.

„Für mich selbst ist das Album eine Besonderheit“, sagt Olsen. Es sei sein erstes Album ohne angezogene Handbremse. „Bei meinen vorherigen Arbeiten habe ich immer dem Drang widerstanden, es musikalisch noch größer zu machen“, sagt er rückblickend. Für sein kommendes Album schöpft Olsen instrumental aus den Vollen - mit „Schlagzeug, Streichern, Tasteninstrumenten und allem, was man sich wünscht“. Konzertbesuchern in Buxtehude will er einen ersten Vorgeschmack präsentieren.

Plötzlich ist ein Lied da, das vor einer Stunde noch nicht da war.

Jon Flemming Olsen

Doch wie erschafft Jon Flemming Olsen Musik, die sogar Reinhard Mey ins Schwärmen bringt? „Ich nehme mir Auszeiten und fahre weg in die Einöde.“ Im Gepäck hat er nur sein Notizbuch mit handschriftlichen Fragmenten zu Textzeilen oder Themen, ein Diktiergerät - und natürlich seine Gitarre. Meistens miete er sich eine abgelegene Unterkunft in Dänemark, „wo einen niemand kennt“. Auch Handyempfang und Internet meidet Olsen dann. Dort experimentiere er mit Worten und Klängen und schaue, „ob es etwas auslöst, einen Funken gibt“. Oft überrascht sich der Musiker dabei selbst. „Plötzlich ist ein Lied da, das vor einer Stunde noch nicht da war.“

Sein letztes Album „Mann auf dem Seil“ zeichnete Olsen mit einem Streicherquartett vor einem Live-Publikum auf.

Sein letztes Album „Mann auf dem Seil“ zeichnete Olsen mit einem Streicherquartett vor einem Live-Publikum auf. Foto: Anne de Wolff

In Buxtehude war Jon Flemming Olsen zuletzt 2019 zu Gast, die Hansestadt kannte er jedoch schon durch seine Großmütter. „Beide haben immer gesagt: In Buxtehude, wo die Hunde mit dem Schwanz bellen“, erinnert sich Olsen. Bis heute wisse er jedoch nicht, was damit gemeint sei, gesteht er. „Vielleicht können mich die Buxtehuder mal aufklären“, sagt Olsen und lacht. Bei seinen Konzerten gehe es ihm auch immer um Kontakt und Interaktion.

Konzertkarten für 18 Euro gibt es an der Abendkasse und in den Vorverkaufsstellen bei Allerleibuch, Servicecenter Kultur & Tourismus und Tabakwaren Kähler. Vorabreservierungen sind per E-Mail unter info@theaterimhinterhof.de oder telefonisch unter 0171/2182213 möglich.

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