TJüngstes BSV-Talent feiert Doppel-Premiere beim Pokal-Aus

Lin Lück spielt seit dieser Saison beim BSV und will eine "komplette Spielerin" werden. Foto: Jan Iso Jürgens
Sie verpasste einen Großteil der Vorbereitung, saß zu Saisonbeginn nur auf der Bank. Doch im Pokal-Achtelfinale erlebte BSV-Handballerin Lin Lück zwei große Momente.
Buxtehude. Mit einem dicken schwarzen Stift unterschreibt Lin Lück ihre Autogrammkarten, dazu die Namen der jungen BSV-Fans, die nach dem Spiel auf sie zukommen. Für Mia. Für Ole. Für Eddie mit ie.
Wenn sie die Autogrammkarte umdrehen, erfahren sie Biografisches über Lück. Dass man sie Lücke nennt, dass sie zur Schule geht, dass Karate und Boxen zu ihren Hobbys gehören, dass sie seit dieser Saison beim BSV spielt.
Was natürlich nicht draufsteht: Beim 27:37 im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen die HB Ludwigsburg, ehemals Bietigheim, feierte die 18-Jährige gleich zwei Premieren. Erstes Pflichtspiel und erstes Tor im BSV-Trikot. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, sagt sie.
Mit zwölf Jahren auf die Sportschule
Denn Lück entschied sich schon früh für den Leistungssport. Mit zwölf Jahren verließ sie ihr Heimatdorf Pillgram in Brandenburg und besuchte die Sportschule im zehn Kilometer entfernten Frankfurt/Oder. Mit 15 debütierte sie beim Frankfurter HC in der dritten Liga.
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Das Talent blieb nicht unentdeckt. „Wir haben ihre Entwicklung schon über Jahre aufmerksam verfolgt“, sagt BSV-Trainer Dirk Leun. Eine erste Anfrage lehnte Lück noch ab. Sie blieb in Frankfurt und gewann im Mai mit der A-Jugend die deutsche Meisterschaft. Ausgerechnet gegen den BSV, ausgerechnet in der Halle Nord. Mehr noch: Lück wurde zur besten Abwehrspielerin des Finalturniers gewählt.
„Ich will eine komplette Spielerin werden“
Der BSV und Lück fanden erneut zusammen. Diesmal, so Leun, gab es beiderseitiges Interesse. Und so verließ Lück ihre „Komfortzone“, wie sie sagt, und zog im Sommer als eines der ersten Talente in das neue Wohnheim an der Bahnhofstraße, um eine Bundesligaspielerin zu werden.
Das betont Lück bewusst, denn sie will nicht nur als Abwehrspezialistin gesehen werden. „Ich bin irgendwann in diese Rolle gedrückt worden. Das wollte ich gar nicht“, sagt sie. „Ich will eine komplette Spielerin werden.“

BSV-Trainer Dirk Leun will Lin Lück behutsam an die Bundesliga heranführen. Foto: Jan Iso Jürgens
Der Verantwortung ist sich Leun bewusst. Behutsam will er sie aufbauen und an die Bundesliga heranführen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Lin auch noch in der A-Jugend spielen könnte“, sagt Leun.
Lück verpasst Großteil der Vorbereitung
Vielleicht wäre Lück schon einen Schritt weiter, hätte sie nicht einen Großteil der Vorbereitung durch die U18-WM in China verpasst. Denn nach ihrer Rückkehr wurde deutlich, dass Lück noch nicht so weit war. Die Abstimmung mit ihren Teamkolleginnen habe noch nicht gestimmt, sagt Leun.
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Und so saß Lück in den ersten vier Saisonspielen auf der Bank. Leun wollte erst im Training Fortschritte sehen und sich sicher sein, dass er sie guten Gewissens auf die Platte schicken kann. „So ein Einsatz kann nämlich auch nach hinten losgehen und das ist nicht im Interesse der Spielerin und der Mannschaft“, sagt er. Sollte sie nicht genügend Spielpraxis bekommen, könnte die zweite Liga der nächste Schritt für Lück sein.
Talent trifft die richtige Entscheidung
Am Mittwoch steht Lück dann zum ersten Mal auf der großen Bühne. In der 25. Minute kommt sie für Charlotte Kähr aufs Feld. „Wenn man realistisch ist, habe ich nicht damit gerechnet, gegen den letztjährigen Champions-League-Finalisten zu spielen“, sagt sie.

29. Minute: Lin Lück steigt hoch, wirft zwischen den Verteidigerinnen hindurch... Foto: Jan Iso Jürgens

...und trifft zum 11:13. Das BSV-Talent kann es kaum glauben. Foto: Jan Iso Jürgens
Es kommt noch besser: Als dem BSV kurz vor der Pause Zeitspiel droht, sieht die 1,84 Meter große Rückraumspielerin eine Lücke in der Abwehr, steigt hoch, wirft den Ball zwischen den Verteidigerinnen hindurch und verkürzt auf 11:13. Beim Jubel blickt Lück mit großen Augen zur Bank.
Zeitstrafe in der zweiten Halbzeit
Dank einer konzentrierten Abwehrleistung des BSV blieb das Spiel in der ersten Halbzeit eng. Doch nach der Pause setzt sich Ludwigsburg ab, bestraft schwache Angriffe des BSV mit Gegenstößen. Auch das ist eine Erfahrung für Lück, die im zweiten Durchgang eine Zeitstrafe kassiert.
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Nach dem Spiel tritt die Mannschaft vor die Fans und applaudiert. Einige BSV-Spielerinnen schauen betreten, andere lächeln etwas gezwungen. Und die Debütantin? Sie strahlt.
Die Statistik
Spielfilm: 3:2 (7.), 8:8 (17.), 10:13 (27.), 11:14 (Halbzeit), 14:17 (37.), 17:24 (44.), 23:31 (52.), 27:37 (Endstand)
BSV: Kuske (9 Paraden), Fasold (1 Parade); Nielsen 3/2, Heider 2, Hampel 1, Dölle 4, Kähr 2, Reiche 1, Hartstock, Rakstad, von Prittwitz 3, Ternede 4, Huhnstock 6, Lück 1
HBL: Bundsen (0 Paraden), Roth (11 Paraden); Thomaier 4/1, Döll 1, Leuchter 3, Klemencic 2, Johansen 1, Smits 6, Behrend 5, Nestaker 8, Carlson 2, Niewiadomska 1, Faluvégi 3, Malá
Siebenmeter: BSV 2/3 (Nielsen 2/3) – HBL 1/2 (Thomaier 1/2)
Zeitstrafen: BSV 2 (Kähr 1, Lück 1) – HBL 2 (Johansen 1, Niewiadomska 1)
Schiedsrichter: Mirko Krag und Marcus Hurst
Zuschauer: 557
Nächstes Spiel: BSV – Bensheim (Sa., 12. Oktober, 16 Uhr)