Zähl Pixel
Energiewende

TKernkraftwerk Stade: Jetzt geht es der großen Kuppel an den Kragen

Die Betonkuppel des AKW Stade ist komplett eingerüstet. Bevor sie abgerissen werden kann, müssen 34.000 Quadratmeter an Decken-, Wand- und Bodenflächen saniert werden.

Die Betonkuppel des AKW Stade ist komplett eingerüstet. Bevor sie abgerissen werden kann, müssen 34.000 Quadratmeter an Decken-, Wand- und Bodenflächen saniert werden. Foto: PreußenElektra

Der Rückbau des AKW Stade dauert seit 20 Jahren an. Bei den Abrissarbeiten ist jetzt die weithin sichtbare Betonkuppel an der Reihe.

author
Von Lars Strüning
Dienstag, 02.09.2025, 05:50 Uhr

Stade. Das Stader Kernkraftwerk ist der erste Atommeiler seiner Art, der zurückgebaut wird. Ein Experimentierfeld.

Sicherheit steht für das zuständige Unternehmen PreussenElektra über allem. Es darf keine Strahlung freigesetzt werden. Bisher hat das alles geklappt - mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand.

Rückbau des AKW Stade verschlingt eine Milliarde

Gut eine Milliarde Euro soll das Pilotprojekt verschlingen. Andere Kraftwerke profitieren von den Erfahrungen, die die Experten in Stade gewonnen haben. Hier wird der Rückbau deutlich schneller vonstattengehen als an der Elbe in Bassenfleth.

Aber immerhin: Stade ist im selbst gesteckten Zeitplan.

Seit April laufen die Vorbereitungen für die konventionelle Schadstoff-Sanierung des Reaktorgebäudes im Kernkraftwerk Stade. Die Betonkuppel ist so etwas wie das Wahrzeichen des Atomkraft-Standorts Stade.

Lesen Sie auch

Für die jetzt anstehende Aufgabe wurde in den vergangenen Wochen die erforderliche Infrastruktur geschaffen, heißt es in einer Pressemitteilung von PreussenElektra.

Ein aufwendiges Fassadengerüst an der Außenwand des Reaktorgebäudes wurde errichtet und das Gebäude komplett eingerüstet. Die Sanierung ist die Voraussetzung für den konventionellen Abbruch des Reaktorgebäudes, der im nächsten Jahr vollzogen werden soll.

34.000 Quadratmeter werden an der Kuppel saniert

Der Rückbau bleibt kompliziert. Insgesamt sollen 34.000 Quadratmeter an Decken-, Wand- und Bodenflächen saniert werden. Dies umfasst den Abtrag der Betonkuppel-Dachhaut, der PCB-haltigen Wandbeschichtung innerhalb des Reaktorgebäudes und des asbesthaltigen Lacks von der Sicherheitsbehälteraußenseite. Die Arbeiten am Reaktorgebäude sollen bis Oktober und am Hilfsanlagen-Gebäudekomplex bis Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Der Stader Reaktor war von 1972 bis 2003 in Betrieb und produzierte 152 Millionen Megawattstunden. Die Anlage war vor ihrer Abschaltung von 2003 bis Ende 2005 im Nichtleistungsbetrieb. Seit Oktober 2005 befindet sich das Kraftwerk im Rückbau.

Stade - früh am Netz und Erster beim Rückbau

Der konventionelle Abbruch einzelner Gebäude auf dem Kraftwerksgelände hatte 2023 begonnen. Das Kraftwerk Stade gehört zu den ersten kommerziell genutzten Atomkraftwerken in Deutschland. Als Vorreiter gab das Kernkraftwerk außer Strom auch Wärme an eine benachbarte Saline ab. Aber auch die besteht schon lange nicht mehr.

Zuletzt war das Maschinenhaus von Juni 2024 an abgebrochen worden. Das große rechteckige Gebäude neben der Kuppel gehörte jahrzehntelang zur Silhouette des Kernkraftwerks in Stade. Vor- und Nacharbeiten gestalten sich hier im Hochsicherheitsbereich mit womöglich radioaktiver Strahlung, aber gewiss mit Asbest versetzten Gebäuden, zeit-, arbeits- und kostenintensiv.

Abriss des Maschinenhauses am ehemaligen Kernkraftwerk Stade. Der Bagger bringt 110 Tonnen auf die Waage, die Schere, mit der er sich durchs Gebäude beißt, wiegt 2 Tonnen.

Abriss des Maschinenhauses am ehemaligen Kernkraftwerk Stade. Der Bagger bringt 110 Tonnen auf die Waage, die Schere, mit der er sich durchs Gebäude beißt, wiegt 2 Tonnen. Foto: Strüning

Ein halbes Jahr Vorarbeiten waren nötig, um die Gebäude zu entkernen und schadstofffrei zu bekommen. In einem Gebäude mussten allein 700 Schaltanlagen demontiert werden. Alles per Hand. Die Aufräumarbeiten, das Sortieren des Mülls, nahmen das ganze Jahr in Anspruch.

Ende 2026, so der Plan, sind die Abbrucharbeiten beendet. PreussenElektra als Eon-Tochter und Abzweiger Uniper planen, den Standort mit seinen 120 Hektar weiterhin zur Energiegewinnung zu nutzen.

Wie das Areal weiter genutzt werden soll

Uniper prüft, ob sich Salzkavernen als Speicher für Erdgas und Wasserstoff eignen. Zentral sind große Photovoltaik-Anlagen zur Gewinnung von grünem Strom. Der könnte ins Netz eingespeist, in großen Batterien gespeichert oder per Elektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff auf dem Gelände genutzt werden.

Das Gelände aus der Vogelperspektive. Inzwischen hat sich hier viel getan.

Das Gelände aus der Vogelperspektive. Inzwischen hat sich hier viel getan. Foto: Martin Elsen

Für die Energienutzung sind 36 Hektar an der Elbe vorgesehen. Auf 14 Hektar soll Obstbau nebst Photovoltaik möglich sein (Agri-PV). Nahe der Schwinge bleiben die Biotope unangetastet, Richtung Lühe soll Obstbau betrieben werden. Am Elbdeich wird ein 50 Meter breiter Schutzstreifen eingerichtet - für eine Deicherhöhung und einen Deichverteidigungsweg.

Uniper steht bereit, eines der wasserstofffähigen Gaskraftwerke zu bauen, die das Bundeswirtschaftsministerium plant, um das Stromnetz in Deutschland bei Schwankungen stabil zu halten.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel