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Erziehung

TWas an dieser neuen Buxtehuder Kita besonders ist

Diese Ovum-Schnecke hat einen pädagogischen Auftrag in der Kita Neuland.

Diese Ovum-Schnecke hat einen pädagogischen Auftrag in der Kita Neuland. Foto: Sulzyc

Mit Tierpädagogik unterscheidet sich die Kita Neuland von anderen Kitas in Buxtehude. Obwohl Einweihung gefeiert wurde, ist sie immer noch nicht fertig.

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Von Thomas Sulzyc
Mittwoch, 29.10.2025, 13:50 Uhr

Buxtehude. Die Kita Neuland hat politische Bedeutung. Welche das ist, machte Erster Stadtrat Ralf Dessel in diesem Monat im Buxtehuder Rat deutlich, als er den Haushaltsplanentwurf einbrachte: Bei einem drohenden 5,3-Millionen-Euro-Loch im Jahr 2026 gilt die jüngste städtische Kita als Symbol für die Handlungsfähigkeit der Stadt Buxtehude.

Bevorstehende Einweihungsfeiern für das Feuerwehrgerätehaus in Dammhausen und die Kita Neuland hatte Ralf Dessel im Rat ausdrücklich erwähnt. Sie seien Beweis dafür, dass die Stadt kräftig investiere. 3,3 Millionen Euro hat nach Angaben der Stadt die Kita Neuland gekostet.

Sina Peters, Leiterin der Kita Neuland, steht in dem 1847 errichteten Hauptgebäude.

Sina Peters, Leiterin der Kita Neuland, steht in dem 1847 errichteten Hauptgebäude. Foto: Sulzyc

Da passt es so gar nicht ins Bild, dass die Stadt die offizielle Einweihung der Kita Neuland still und leise feierte und das Ereignis Tage später mit einer Mitteilung öffentlich machte. Dabei ist die Kindertagesstätte aus mehreren Gründen besonders.

Mit ihrer Tierpädagogik unterscheidet sich die Kita Neuland von allen anderen Kindertagesstätten in Buxtehude. Zwar ist die Tierpopulation noch nicht vollständig. Aber afrikanische Landschnecken und Kita-Hündin Kaya, eine weiße Schäferhündin, erfüllen bereits pädagogische Aufgaben.

Schnecken wirken beruhigend auf Kinder

Was können Kinder von Schnecken lernen? „Achtsamkeit“, antwortet Kita-Leiterin Sina Peters. In der ihnen eigenen Langsamkeit entfalten die Weichtiere eine erstaunliche Wirkung auf manche Jungen und Mädchen: „In Gegenwart der Schnecken verhalten sich sonst bewegungsauffällige Kinder ruhig und halten sich an Regeln“, sagt Sina Peters.

Kühl fühlten sich Schnecken an. Ihre Muskelbewegungen seien spürbar. Manche Kinder mögen die Tiere in die Hand nehmen - andere nicht.

Kornel (links) und Eddi beobachten die Schnecken der Kita Neuland. In der ihnen eigenen Langsamkeit wirken die Tiere beruhigend auf Kinder.

Kornel (links) und Eddi beobachten die Schnecken der Kita Neuland. In der ihnen eigenen Langsamkeit wirken die Tiere beruhigend auf Kinder. Foto: Sulzyc

Kein Kind, das den geduldigen weißen Schäferhund nicht streicheln mag. Skeptisch zeigten sich eher manche Eltern, sagt Sina Peters. An drei Tagen in der Woche hat Kita-Hündin Kaya Dienst. Arbeitet sie, trägt das Tier als sichtbares Zeichen ein graues Halsband.

Anni und Henry streicheln den Kita-Hund Kaya. Die Kinder lernen, an welchen Körperteilen Hunde sich gerne streicheln lassen.

Anni und Henry streicheln den Kita-Hund Kaya. Die Kinder lernen, an welchen Körperteilen Hunde sich gerne streicheln lassen. Foto: Sulzyc

Die Kinder lernen, an welchen Körperteilen ein Hund gestreichelt werden mag - und wo nicht. „Lieb, leise und langsam soll man im Umgang mit Tieren sein“, nennt Sina Peters die Regel. Im Umgang mit Tieren können Kinder ihr Verantwortungsbewusstsein stärken und das Sozialverhalten fördern.

In der nächsten Woche ziehen Meerschweinchen in die Kita Neuland ein. Im Frühjahr folgen Hühner. Ihre Ställe sind noch im Bau. Obwohl die Kita im Februar bereits in Betrieb ging und die Einweihungsfeier im Oktober folgte, ist die Kita noch nicht vollständig fertig.

Nisthilfe für Störche ist eine Idee

Auf einem zwei Hektar großen, „wilde Wiese“ genannten Grundstück plant die Kita eine Nisthilfe für Störche. Eine andere Idee sei, sich um ausgewilderte Igel zu kümmern. Ein Bienenvolk wird zur Kita gehören. Eine Erzieherin habe eine Ausbildung zur Imkerin absolviert.

Besonders ist auch das Gebäudeensemble der Kita Neuland: Es setzt sich aus einem Neubau sowie dem früheren Stall und dem Haupthaus aus dem Jahr 1847 zusammen. Früher hatte die Familie des Stadtratsmitglieds Robert Kamprad (CDU) dort gelebt und die Hofstelle bewirtschaftet.

Das Gebäudeensemble der Kita Neuland setzt sich aus einem sanierten Fachwerkgebäude (rechts), einem Neubau (Mitte) und dem früheren Stall zusammen. 3,3 Millionen Euro haben Umbau und Anbau gekostet.

Das Gebäudeensemble der Kita Neuland setzt sich aus einem sanierten Fachwerkgebäude (rechts), einem Neubau (Mitte) und dem früheren Stall zusammen. 3,3 Millionen Euro haben Umbau und Anbau gekostet. Foto: Sulzyc

Während der Einweihungsfeier übergab Robert Kamprad der Kita eine gerahmte Originalbauantragsunterlage aus den 1850er Jahren.

Die ältesten Holzbalken im Kita-Gebäude gehen bis auf das Jahr 1660 zurück. Das ergab eine dendrochronologische Untersuchung, also eine Auswertung der Jahresringe. Heute sind die Balken Dekoration. Ihre Aufgabe erfüllen heute Stahlträger.

Diese Holzbalken in der Kita Neuland stammen aus dem Jahr 1660. Sie sind nur Dekoration, haben keine stützende Funktion.

Diese Holzbalken in der Kita Neuland stammen aus dem Jahr 1660. Sie sind nur Dekoration, haben keine stützende Funktion. Foto: Sulzyc

Früher soll das Gebäude nach Angaben der Stadt als Gaststätte genutzt worden sein - wann ist nicht bekannt. Von 2010 bis 2021 war es eine Tierphysiopraxis.

Als der Rat der Stadt Buxtehude 2021 den Beschluss fasste, die Kita Neuland zu errichten, herrschte Kitaplatzmangel in der Stadt. Mittlerweile gilt der als beendet: 50 Plätze bietet die Kindertagesstätte - nur 40 davon sind belegt.

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