TMega-Energiespeicher im Stader Salzstock? Uniper steht Rede und Antwort

Der verstaatlichte Energiekonzern Uniper ist im Landkreis Stade aktiv. Foto: Oliver Berg/dpa
Deutschlands größter Gaskonzern zu Gast im Stader Fachausschuss: Uniper will erkunden, ob in Stade riesige Gasspeicher in Salzkavernen entstehen könnten. Das schürt wirtschaftliche Hoffnungen, birgt aber auch Risiken.
Landkreis. Stade sitzt auf Salz - und damit auf einem 270 Millionen Jahre alten Standortvorteil. Damals entstanden in der Region Salzschichten, die übereinandergeschoben wurden und einen Salzdom bildeten. Das „weiße Gold“ aus der Stader Saline war lange ein Exportschlager. Für die wirtschaftliche Zukunft könnte es jetzt wieder eine Schlüsselrolle spielen: Salzkavernen eignen sich hervorragend als Energiespeicher.
Deshalb erkundet Uniper, Deutschlands größtes Gasunternehmen, zurzeit den Stader Untergrund. Uniper war bis zur russischen Invasion in der Ukraine der größte Kunde der Gazprom. Das wurde dem Unternehmen fast zum Verhängnis, doch im Herbst 2022 rettete es der deutsche Staat, der nun zu 99 Prozent Anteilseigner ist.
Uniper betreibt in Europa neun unterirdische Gasspeicheranlagen
Während das Geschäftsmodell bisher vor allem auf fossilen Energieträgern wie Gas, Kohle, Atomkraft und Öl basierte, steht nun im Zeichen der Klimaziele der Bundesregierung der Umbau zu den Erneuerbaren an. Uniper ist Deutschlands größter Betreiber von Erdgasspeichern und unterhält neun unterirdische Gasspeicheranlagen in Deutschland, Österreich und Großbritannien mit einer Gesamtkapazität von 80 Terawattstunden. Zum Vergleich: 2023 wurden in Deutschland laut Statista rund 813 Terawattstunden verbraucht.
Das Erdgas kommt zu 95 Prozent aus dem Import, berichtete Uniper-Manager Dr. Ulrich Duda im Stader Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt. Für die Zukunft der Energieversorgung werde die Speicherung von Energie eine große Rolle spielen - wegen der Netz-Effizienz und um die Import- und Export-Mengen gleichmäßig verteilen zu können.
Hoffnung auf große Kavernenspeicher unter der Erde
Laut Duda dürfte ab 2030 verstärkt Wasserstoff ins Spiel kommen. Der Zubau von Speicherkapazitäten dafür sei zwingend - und Norddeutschland werde dabei auch aus geologischen Gründen eine wichtige Rolle spielen. Wie sein Kollege Roman Przyrowski erklärte, gibt es hier große Salzvorkommen. Kavernenspeicher könnten aktiviert werden. Diese bieten, laut Przyrowski, im Vergleich zu Porenspeichern die Möglichkeit, relativ schnell sehr große Mengen Gas einzuspeichern und abzurufen. Dabei sind viel mehr Umschläge möglich als bei Porenspeichern.

Die Grafik zeigt die Bestandteile einer Gasspeicheranlage über und unter Tage. Foto: Uniper
Uniper hat deshalb bei der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) eine sogenannte Aufsuchungserlaubnis beantragt. Diese hat Uniper genehmigt, bis zum 31. Oktober 2028 im Stader Raum auf Salzsuche zu gehen. Dabei geht es vor allem um Steinsalz, aber auch andere Salze sind im Visier. Das Erlaubnisfeld ist gut 99 Quadratkilometer groß und umfasst neben der Hansestadt Stade auch Flächen in Fredenbeck, Deinste, Hammah, Dollern, Agathenburg und Hollern-Twielenfleth.
Auch die seismischen Risiken werden geprüft
Dabei werde geplant und Schritt für Schritt vorgegangen. Ziel ist es, bisher unbekannte Lagerstätten ausfindig zu machen. Bestimmte Meilensteine sind vorgegeben, sagt Przyrowski: Nach der Vorerkundung erfolgen eine Bewertung des Nutzungs- und Speicherpotenzials und eine Beurteilung der seismischen Daten. Echte Bohrungen dürfen erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne erfolgen, für die ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist.
Bützflethersand
T Hoffnungsträger der Wirtschaft: Das hat Prime Lithium in Stade vor
„Gibt es bei der Speicherung von Wasserstoff Praxiserfahrungen?“, wollte Linke-Ratsherr Tristan Jorde wissen. Die gibt es: Die Speicheranlage in Epe nahe der niederländischen Grenze befindet sich mit 39 Kavernen im größten Kavernenfeld Europas und wird seit 40 Jahren betrieben, und im ostfriesischen Krummhörn entsteht gerade eine Pilotkaverne für Wasserstoffspeicherung in einer nicht mehr für Erdgas genutzten Speicheranlage.
In der Region schürt das Hoffnung. Denn chemische Industrie und Airbus setzen für die Zukunft auf Wasserstoff, und das feste LNG-Terminal in Stade wurde nur unter einer Bedingung genehmigt: Es muss bereit sein für die Umstellung auf Wasserstoff.