TKöver-Gelände in Buxtehude steht zum Verkauf – Das sind die Probleme
Das Köver-Gelände ist 23.000 Quadratmeter groß und liegt direkt an der Este und der Bundesstraße B73. Rechts ist der Mühlenteich. Foto: IsoluxX Fotografie
In Buxtehude könnte nahe der B73 ein weiteres Wohnquartier entstehen. Das 23.000 Quadratmeter große Köver-Gelände soll von einem Hamburger Makler verkauft werden. Doch es gibt gleich mehrere Probleme.
Buxtehude. Das sind die Fakten: Die beiden Grundstücke an der Estetalstraße sind nach heutigen Maßstäben für innerstädtisches Bauland riesig. Das große Firmengelände zwischen Este und Bundesstraße ist rund 20.000 Quadratmeter groß und mit mehreren Werkshallen bebaut. Das deutlich kleinere Gelände auf der anderen Seite der Estetalstraße ist 3200 Quadratmeter groß. Das dort stehende ehemalige Kasernen-Gebäude hat aktuell die Stadt Buxtehude gemietet. Dort sind Obdachlose untergebracht.
Quartiersentwicklung kann mehrere Jahre dauern
Das sind die Probleme: Im Flächennutzungsplan der Stadt Buxtehude ist das Gebiet als Gewerbe ausgewiesen. Stadtverwaltung und potenzielle Investoren gehen davon aus, dass dieser Status in Wohnbebauung geändert werden muss. Den Status auf Wohnbebauung zu ändern, wird aber dauern. Ein Experte, der solche Verfahren schon begleitet hat, geht von vier bis fünf Jahren aus.
„Eine Nutzung für Gewerbe ist weiterhin problemlos möglich“, reagiert der Erste Stadtrat Ralf Dessel auf eine TAGEBLATT-Anfrage zur Nutzungsänderung zurückhaltend. Eventuell seien aber neue Genehmigungen notwendig.
Buxtehude untersucht gerade Potenziale der Stadt
Dessel verweist auf den gerade laufenden Prozess, für Buxtehude ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept aufzustellen. Dort werden sich auch die Potenziale solcher Flächen angeschaut. Klar ist, dass neben fehlenden Wohnbauflächen auch Gewerbeflächen in der Stadt Mangelware sind.

In der Firma haben einmal rund 250 Menschen Automobilteile und andere Kunststoffprodukte hergestellt. Vor der Insolvenz waren es noch rund 100. Foto: IsoluxX Fotografie
Der Erste Stadtrat sagt auch, dass ein neuer Bebauungsplan für das Gelände aktuell in keiner Priorisierung vorgesehen sei. Übersetzt heißt das: Potenzielle Käufer mit Wohnbauambitionen bräuchten Geduld.
Auf einem Grundstück darf gebaut werden
Diese Aspekte gelten nur für das 20.000-Quadratmeter-Grundstück. Das kleinere Grundstück könnte jetzt schon neu bebaut werden. Dort gilt laut Makler der Paragraf 34 Baugesetzbuch. Hier gibt es offenbar einen vorliegenden Bauvorbescheid für drei Mehrfamilienhäuser mit 48 Wohneinheiten und einer Tiefgarage. Quelle dafür ist Weiss Immobilien aus Hamburg. Die Firma kümmert sich aktuell um die Vermarktung des Köver-Geländes. Der geforderte Kaufpreis wird nur auf Nachfrage genannt.

Dieses ehemalige Kasernen-Gebäude auf der gegenüberligenden Seite des ehemaligen Köver-Werksgeländes steht auf dem 3200 Quadratmeter großen Gründstück. Derzeit nutzt es die Stadt Buxtehude als Unterkunft für Obdachlose. Foto: Wisser
Ein weiteres Problem ist die Verseuchung von Teilen des großen Geländes. Auch in den Verkaufsanzeigen des Maklers gibt es den Hinweis auf die Verschmutzung. Es gibt auch ein inzwischen zehn Jahre altes Bodengutachten, das die Verseuchung beschreibt. Es liegt dem TAGEBLATT vor. Damals wurden zehn Kleinbohrungen durchgeführt. Das Firmengelände steht auf einer bis zu 3,80 Meter tiefen Sandschicht, danach kommt Torf.
Untersuchung bestätigt Altlasten auf dem Gelände
„Die chemischen Analyseergebnisse ergaben durchweg eine starke Verunreinigung der Auffüllung“, so das Fazit des Gutachtens. Tatsächlich gibt es ältere Buxtehuder, die erzählen, dass auf Teilen des Geländes früher Müll entsorgt wurde.
Drittes Problem ist die angrenzende Bundesstraße B73. Sie verursacht Lärm. Auch das macht eine Bebauung komplizierter.

Aktuell gibt es das Firmenschild Geratec am Köver-Gebäude. Die Firma stellt Kunststoff-Produkte her. Foto: Wisser
Wenn man auf andere Projekte schaut, ist aber keines der genannten Probleme ein Ausschluss-Kriterium. Vergleichbare Flächen sind schon oft bebaut worden. Auch die Nachfrage ist in Buxtehude trotz Bau- und Immobilienkrise weiterhin vorhanden. Mit der geplanten Fertigstellung der Autobahn A26 bis nach Hamburg könnte sich die Attraktivität Buxtehudes als Wohnort zudem noch einmal erhöhen.
Rund um die Firma in der Estetalstraße hat sich Buxtehude in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Seit der Schließung der Estetal-Kaserne der Bundeswehr 1994 ist dort im Süden sehr viel Wohnbebauung entstanden. Köver ist inzwischen fast ein Fremdkörper in der örtlichen Struktur.
Insolvenzverfahren: Köver-Produktion 2022 eingestellt
Spekulationen über die Zukunft des Grundstücks gibt es schon, seitdem das TAGEBLATT über die Insolvenz berichtete. Das Insolvenzverfahren war 2022 erfolgreich. Das Grundstück und die Gebäude gehörten damals nicht zur Insolvenzmasse, Köver war nur Mieter.
Es gab eine Einigung mit den Gläubigern. Die Produktion war aber schon vorher eingestellt worden. Rund 80 Menschen verloren damals ihren Arbeitsplatz. Inzwischen finden sich weder am Standort noch online Hinweise auf das Buxtehuder Traditionsunternehmen.
Traditionsunternehmen: Köver seit 1946 in Buxtehude
Die Firma wurde 1873 als Klempnerbetrieb gegründet, 1934 startete die Fertigung von Kotflügeln aus Stahlblech, 1946 kamen der Umzug nach Buxtehude und der Ausbau des Geschäfts mit Stahlblechkotflügeln. 1983 stieg das Unternehmen in die Produktion und den Vertrieb von Kunststoffteilen ein. 2009 übernahm die Familie Pallentin – seit 1978 Anteilseigner – alle Geschäftsanteile. Zur Blütezeit des Unternehmens arbeiteten dort in den 1990er Jahren mehr als 250 Menschen.