TKommt nun die „Auto-Flut“ aus China? Das sagen die Experten

Made in China: Die „Saic Anji Sincerity“ beim Einlaufen in die Kaiserschleuse. Foto: Eckardt Foto: Picasa
Chinas Autobauer wollen ihre Elektroautos schnell nach Europa bringen - und haben nun schon das dritte Schiff voller Neuwagen nach Bremerhaven geschickt. Kommt die China-Auto-Flut in Bewegung? Experten in Europa wie Fernost sind sich längst einig.
Bremerhaven. Als von Bord der „BYD Explorer 1“ am Autoterminal in Bremerhaven die Neuwagen rollen, ist die Aufmerksamkeit in Deutschland groß. BYD gilt als Chinas E-Auto-Primus, ihr Schiff ist das erste, das die Wagen der Chinesen in die Welt bringen soll.
„Der Hauptgrund, jetzt so viele Autos von China nach Europa zu transportieren ist, die Transportkosten zu reduzieren und die Industriekette so wirklich kontrollierbar und autonom zu machen“, sagt Experte Cui Dongshu. Der Chef von Chinas Personenkraftwagen-Vereinigung CPCA bemerkt, dass die Autobauer zuvor kaum Schiffe buchen konnten, um ihre Autos in andere Märkte zu bringen. Eigene Frachter machten die Zeitpläne kontrollierbar und ersparten den Firmen Beschränkungen.
Weitere Frachter kommen
Neben BYD stach auch der staatliche Autobauer Saic mit seinem ersten eigenen Autofrachter „Saic Anji Sincerity“ in See und kam Ende März in Bremerhaven an - nachdem auch die „Jiuyang Blossom“ auf ihrer Jungfernreise bereits in den Hafen eingelaufen war. Und auch der Staatsbetrieb Chery erwartet in diesem Jahr die Auslieferung seines ersten eigenen Frachters. Für BLG-Vorstandsmitglied Matthias Magnor ist das alles Anlass genug, selbst noch einmal nach China zu reisen, um mit allen großen Herstellern über ihre Europa-Pläne zu sprechen und Verhandlungen zu führen, nach Bremerhaven zu kommen.

Auch die „Jiuyang Blossom“ kam auf ihrer Jungfernfahrt vor wenigen Wochen nach Bremerhaven. Foto: Eckardt Foto: Picasa
Nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes stieg 2023 in Deutschland die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge mit Herkunftsland China im Vergleich zum Vorjahr um 47,6 Prozent. Aber zahlenmäßig lagen chinesische Autos mit 33.699 Stück weit hinter der Konkurrenz aus anderen Ländern.
Konkurrenz aus China nicht unterschätzen
2023 wurden auf dem Autoterminal in Bremerhaven 1,7 Millionen Autos umgeschlagen, nur 10.000 davon kamen aus China. Kommt die „Auto-Flut“ aus Fernost jetzt in Fahrt? Die Ambitionen BYDs sind laut Qian Renjie vom Duisburger Center Automotive Research deutlich. „Mit der zunehmenden Transportkapazität und der Zusammenarbeit der lokalen Autohäuser werden andere Autobauer den Druck aus China deutlich spüren“, erklärt der Analyst. In Deutschland müssten Chinas Marken noch ihr Billig-Image abschütteln, die Konkurrenz sei aber nicht zu ignorieren.
Im Januar und Februar lieferte China rund 75.600 E-Autos in die EU - ein Fünftel weniger als Anfang 2023, wie aus Daten des chinesischen Zolls hervorgeht. Außerdem köchelt in Brüssel noch die Anti-Subventionsuntersuchung der EU gegen in China produzierende Hersteller von E-Autos. Mit Ergebnissen wird im Juli gerechnet. Möglich sind Strafzölle, die das Handelsverhältnis zwischen Europa und China deutlich verschlechtern würden.
Markt in China stark umkämpft
Die USA sperren chinesische Autos bereits aus ihrem Markt, verlangen so hohe Zölle, dass sich für die Chinesen der Verkauf dort nicht lohnt. Manche Beobachter rechnen damit, dass sich die USA damit jedoch vom technologischen Fortschritt isolieren. Denn unter den E-Autos gehören chinesische Marken nach Ansicht von Experten derzeit zu den fortschrittlichsten.

Die „BYD Explorer No.1“ ist nagelneu und bekommt noch sieben Schwesterschiffe. Sie alle haben nur einen Auftrag: Chinesische Elektroautos nach Europa zu bringen. Foto: eer
Victor Gao von der staatsnahen Pekinger Organisation Zentrum für China und Globalisierung meint, „der chinesische Markt ist der beste und am besten ausgestattete, um E-Autos herzustellen“. Allerdings läuft im Reich der Mitte ein erbitterter Kampf der Hersteller, um auf dem Markt zu überleben. Die Margen sind gering, viele nicht profitabel. Von derzeit rund 100 E-Auto-Herstellern könnten drei bis fünf überleben, meint Gao.