TKraftakt: Kunstkudder wird durchs Stader Hafenbecken gezogen

Ziehen buchstäblich an einem Strang: Frank Tinnemeyer von der SMTG (links) und Gerd Becker vom Verein Alter Hafen Stade. Foto: Stehr
Der Kunstkudder ist längst zu einem Aushängeschild der Stadt geworden. Nun wurde das Boot per Hand einmal durch den Alten Stader Hafen gezogen. Warum?
Stade. Da staunten die Menschen am Fischmarkt am Mittwochvormittag nicht schlecht: Der Kunstkudder, der einen festen Platz neben dem Schwedenspeichermuseum hat, war plötzlich in Bewegung. Mehrere Männer zogen die bunte Alterschute, die keinen eigenen Antrieb hat, an einer langen Leine durchs Hafenbecken, während andere an Deck mithilfe von Bootshaken sicherstellten, dass die Schute nirgendwo aneckt.
Verein Alter Hafen und SMTG ziehen an einem Strang
Dabei war volle Konzentration gefordert, denn der 18 Meter lange und vier Meter breite Kunstkudder passte nur ganz knapp an den schwimmenden Pontons und Ewer Willi vorbei. Die Mitglieder des Vereins Alter Hafen Stade, die die ungewöhnliche Aktion durchführten, kamen aber vor allem wegen der Hitze ins Schwitzen.

Ganz schön eng: Der Kunstkudder wird vom Schwedenspeicher an den Pontons und dem Ewer Willi vorbei gezogen. Foto: Stehr
Gemeinsam mit Frank Tinnemeyer von der Stade Marketing und Tourismus GmbH (SMTG) zogen die Ehrenamtlichen buchstäblich an einem Strang, damit die Lange Nacht in Stade am Freitag ein Erfolg wird. Dann wird der Kunstkudder nämlich zur Bühne. Von 18.30 bis 21 Uhr treten die Djangonauten an Deck auf. Die Hamburger Band spielt Musik der 1920er Jahre.
„Anders als im letzten Jahr wollen wir den Kunstkudder dieses Mal mehr ins Zentrum holen. Hier ist die Akustik besser und die Besucher können auch besser zuschauen“, sagt Tinnemeyer. Außerdem könnten so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Am Samstag, 5. Juli, kann Sänger Ben Moske bei seinem Auftritt im Rahmen der Fischmarktsessions die Kunstkudderbühne von 18 bis 22 Uhr nutzen.

Der Kunstkudder ist heil an seinem vorübergehenden Standort angekommen: Mitglieder des Vereins Alter Hafen freuen sich zusammen mit Frank Tinnemeyer (SMTG) über die gelungene Aktion im Hafenbecken. Foto: Stehr
Die sogenannte Verholung des Kunstkudders sei auch ein Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen der SMTG und dem Verein Alter Hafen Stade, betonen sowohl Tinnemeyer als auch der Vereinsvorsitzende Gerd Becker. Verholen bedeutet, dass ein Boot im Hafen nur mit einer Leine oder einem Bootshaken an einen anderen Liegeplatz gebracht wird.

Gerd Becker zog den Kunstkudder gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen vom Verein Alter Hafen Stade einmal durchs Hafenbecken. Foto: Stehr
„Ohne die maritime Expertise der Vereinsmitglieder hätten wir es schwerer gehabt“, sagt Tinnemeyer. Vermutlich hätten es auch Laien irgendwie geschafft, die Schute von A nach B zu ziehen, meint Gerd Becker. Doch bei den Männern, die sonst auf dem Museumsschiff Greundiek schippern und es in Stand halten, war die Schute in besten Händen.
„Wir haben sogar einen Experten für Leinenverkehr“, sagt Becker. Die Enge im Hafenbecken sei ebenfalls eine kleine Herausforderung gewesen. Vor einigen Wochen hatte es deshalb schon einen kleinen Testlauf gegeben.
Nach weniger als einer Stunde lag der Kunstkudder sicher vertäut an seinem neuen, vorübergehenden Standort direkt neben dem Hafenkran, um den sich auch der Verein Alter Hafen Stade kümmert. Den Vereinsmitgliedern liegt insgesamt die Belebung des Stader Hafens am Herzen.
Belebung des Hafens nicht ganz unumstritten
Dabei gab und gibt es innerhalb des Vereins durchaus unterschiedliche Meinungen, welche Art der Belebung sinnvoll ist. Gerd Becker macht keinen Hehl daraus, dass nicht alle den Kunstkudder schön finden. Auch mit der Anbringung der Pontons waren 2023 längst nicht alle einverstanden (das TAGEBLATT berichtete).
„Wir wollten hier eigentlich lieber alte Plattbodenschiffe haben“, sagt Becker. Es sei aber unbestritten, dass die Pontons und auch der Kunstkudder sich inzwischen gut etabliert hätten. Am Ende sei es ohnehin besser, wenn alle an einem Strang ziehen, anstatt ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Auch Tinnemeyer schätzt die gute Zusammenarbeit. „Ohne die Ehrenamtlichen wären zum Beispiel weder die Fleetkahnfahrten noch die Fahrten mit der Greundiek in dieser Größenordnung möglich“, sagt er.
Zusammen angepackt wird wieder am Montag. Dann kommt der Kunstkudder an der Leine zurück an seinen Stammplatz. Vorher wird aber gefeiert. Natürlich auch auf der Greundiek. Ab 19 Uhr findet auf dem Museumsschiff bei freiem Eintritt die Disco-Night mit DJ Hutch statt. Um 18.30 Uhr singen die Stader Hafensänger.
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