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Nach Regenfällen

TLage angespannt: Hochwasser im Kreis Stade hält Feuerwehren auf Trab

Das Drohnenfoto der Feuerwehr zeigt überflutete Wiesen an der Straße "Wittenberg" in Gräpel (im Foto unten rechts). Links: Die Straße "Wittenberg" und in der Mitte nach rechts führend die "Ostestraße". Ganz oben links im Hintergrund ist die Oste zu sehen.

Das Drohnenfoto der Feuerwehr zeigt überflutete Wiesen an der Straße "Wittenberg" in Gräpel (im Foto unten rechts). Links: Die Straße "Wittenberg" und in der Mitte nach rechts führend die "Ostestraße". Ganz oben links im Hintergrund ist die Oste zu sehen. Foto: Feuerwehr Estorf

Der anhaltende Regen hat am Sonntag mancherorts im Landkreis Stade für volle Keller und Überschwemmungen gesorgt. Einigen Wohnhäusern kam das Wasser gefährlich nahe. Die Lage ist angespannt.

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Von Janine Vonderbank
Sonntag, 24.12.2023, 13:31 Uhr

Landkreis. (Update um 16.07 Uhr)

Die Feuerwehren im Kreis Stade sind seit Sonnabendmittag zu 47 Hochwasser-Einsätzen ausgerückt, wie Stefan Braun, Sprecher der Feuerwehr Stade, auf TAGEBLATT-Nachfrage sagte. Betroffen seien vor allem die Samtgemeinde Lühe, Jork, Kehdingen, Oldendorf-Himmelpforten und Fredenbeck.

Durch die ergiebigen Regenfälle liefen mancherorts die Keller voll – so in Horneburg, Grünendeich, Fredenbeck, Königreich und Jork-Borstel. In Jork-Borstel drohte zudem ein Rückhaltebecken eines Obstbetriebs überzulaufen. Das Wasser wurde bis zum Mittag über Schläuche in die Elbe gepumpt.

Mehrere Hochwasser-Einsätze an der Oste

Mehrere Einsätze wegen Hochwassers gab es auch an der Oste. So brachten die Wassermassen in Estorf ein Regenrückhaltebecken zum Überlaufen, und drohten, ein Reetdachbauernhaus zu fluten, wie der Sprecher der Feuerwehr Oldendorf-Himmelpforten, Rolf Hillyer-Funke, berichtet. Auch hier pumpte die Feuerwehr das Wasser ab, um tiefergelegene Grundstücke und Häuser zu schützen.

In der Straße „Wittenberg“ in Gräpel waren den Angaben nach zwei Häuser durch Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen worden.

„Steigendes Oberflächenwasser von benachbarten Grünflächen war über Nacht bis in die Gärten vorgedrungen und drohte die Häuser unter Wasser zu setzen“, sagt Hillyer-Funke. Rund fünfzig Feuerwehrleute aus Gräpel und Estorf füllten Sandsäcke und sicherten die Türen von gefährdeten Schuppen und Häusern. Die Feuerwehr Estorf setzte eine Drohne ein, um einen besseren Überblick über gefährdete Bereiche zu erhalten.

Erschwerend hinzu kommt, dass – bedingt durch den Tidenhub zwischen Bremervörde und Hechthausen – die Klappen des Oste-Sperrwerks in Richtung Oste nicht öffnen können. Die Folge: „Trotz geöffneten Oste-Sperrwerks können die Wassermassen nicht in die Oste abfließen“, erklärt Hillyer-Funke.

Die Feuerwehr Estorf setzte laut Hillyer-Funke eine Drohne ein, um einen besseren Überblick über gefährdete Bereiche zu erhalten.

In Bargstedt stürzte ein Baum auf ein Haus und beschädigte das Dach; verletzt wurde niemand.

Auch in Rotenburg rückte die Feuerwehr zu einigen Einsätzen aus - unter anderem zum Schwimmabd in der Nödenstraße. Durch die baustellenbedingt leeren Schwimmbecken des Erlebnisbades drückte das Grundwasser von unten so stark gegen die leeren Becken, dass diese beschädigt werden konnten, teilte die Feuerwehr Rotenburg mit. Die Feuerwehr flutete die leeren Becken schnell mit Wasser, um größeren Schaden abzuwenden.

So schätzt die Feuerwehr die Lage in den nächsten Tagen ein

„Die Lage ist angespannt, aber nicht katastrophal“, zieht Stefan Braun eine erste Bilanz. Braun rechnet damit, dass die Hochwasser-Situation auch über die Weihnachtsfeiertage angespannt bleiben wird. „Wie sich die Lage weiterentwickelt, ist jedoch schwer zu sagen.“ Die 92 Feuerwehren des Landkreises Stade seien jedoch für den Notfall gerüstet.

Denn: Auch für die nächsten Tage ist im Kreis Stade Regen vorhergesagt. Zudem kann es windig werden: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine amtliche Warnung vor Windböen mit Geschwindigkeiten um 55 km/h herausgegeben.

Angespannte Hochwasserlage im Kreis Stade

Fotos: Feuerwehr/Vasel

Foto: Feuerwehr

Die Feuerwehr pumpt in Estorf Wasser aus einem überlaufendem Regenrückhaltebecke...
Die Feuerwehr pumpt in Estorf Wasser aus einem überlaufendem Regenrückhaltebecken von den Flächen an der Straße "Wietstruck"/"Grote Beek". Foto: Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Die Feuerwehr befüllt Sandsäcke.
Die Feuerwehr befüllt Sandsäcke. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Sandsäcke zum Schutz gefährdeter Häuser stehen bereit.
Sandsäcke zum Schutz gefährdeter Häuser stehen bereit. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Gärten in Gräpel sind überflutet.
Gärten in Gräpel sind überflutet. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Wiesen in Gräpel stehen unter Wasser.
Wiesen in Gräpel stehen unter Wasser. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Überflutung in Gräpel.
Überflutung in Gräpel. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Deichtor und Wasserstand an der Fähre Brobergen am Sonntagmittag.
Deichtor und Wasserstand an der Fähre Brobergen am Sonntagmittag. Foto: Rolf Hillyer-Funke/Feuerwehr

Foto: Vasel

Überschwemmung zwischen Horneburg und Neuenkirchen an der Lühe.
Überschwemmung zwischen Horneburg und Neuenkirchen an der Lühe. Foto: Vasel

Foto: Feuerwehr

Die Feuerwehr pumpt Wasser in Jork-Höhen in die Lühe.
Die Feuerwehr pumpt Wasser in Jork-Höhen in die Lühe. Foto: Feuerwehr

Foto: Feuerwehr

Die Feuerwehr im Hochwasser-Einsatz in der Samtgemeinde Lühe.
Die Feuerwehr im Hochwasser-Einsatz in der Samtgemeinde Lühe. Foto: Feuerwehr

Foto: Feuerwehr

Die Feuerwehr pumpt in Jork-Borstel Wasser mithilfe von Schläuchen über den Deic...
Die Feuerwehr pumpt in Jork-Borstel Wasser mithilfe von Schläuchen über den Deich. Das Rückhaltebecken eines Obstbetriebs drohte am Sonntag überzulaufen. Foto: Feuerwehr

Hochwassergefahr nimmt auch in anderen Regionen Deutschlands zu

Durch den tagelangen Dauerregen droht auch anderen Regionen in Deutschland Hochwasser. Der Deutsche Wetterdienst warnte an Heiligabend vor Hochwassergefahr an vielen Flüssen und Bächen. Vor allem in den Nordwest- und Weststaulagen vieler Mittelgebirge dürften die Regenfälle bis Montag andauern, dabei könnten in einigen Regionen innerhalb von 48 bis 96 Stunden 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter herunterkommen, in örtlich sogar noch mehr, teilte der DWD in Offenbach mit. Verstärkt werde die Hochwassergefahr durch teils starkes Tauwetter, beispielsweise im Erzgebirge.

In Niedersachsen erreichten am frühen Sonntagmorgen 30 Pegel die dritte von vier Warnstufen, wie der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mitteilte. Diese Schwelle überschritten demnach unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.

Helfer eilen von Haus zu Haus, um Bewohner zu warnen

In Hannover war die Feuerwehr wegen des Regens und heftiger Windböen im Dauereinsatz. Es seien viele Wasserschäden in Gebäuden gemeldet worden, zudem mussten auch Bäume beseitigt werden, teilte die Feuerwehr am Sonntagvormittag mit.

In Rodenberg im niedersächsischen Landkreis Schaumburg schützten Feuerwehren und ehrenamtliche Helfer Areale mit Sandsäcken. Der Bürgermeister der Samtgemeinde, Thomas Wolf, berichtete am Sonntagmorgen, dass das Hochwasser über das Wehr fließe. Helfer seien von Haus zu Haus gelaufen, um die Bewohner zu warnen. So ein Hochwasser habe es in der Gemeinde seit 25 Jahren nicht mehr gegeben.

In Sachsen-Anhalt gab die Hochwasservorhersagezentrale Warnungen für Mulde, Aller und Havel heraus. An mehreren Messstellen des Landes waren die Alarmstufen 1 und 2 überschritten, mancherorts die Alarmstufe 3. Auch in Teilen Sachsens wurde diese Stufe an mehreren Pegeln erreicht - etwa in Chemnitz.

Feuerwehr rettet Frau aus Auto

In Teilen von Nordrhein-Westfalen bereiteten sich Behörden auf Hochwasser vor. Sorgen machte etwa in Oberhausen ein aufgeweichter Deich an der Ruhr, wie die Feuerwehr mitteilte. In einem Vorort von Münster rettete die Feuerwehr am Samstag eine Frau aus ihrem Auto, das in den überfluteten Bereich der Werse, einem Ems-Zufluss, geraten war. Im Ruhrgebiet machte der Dauerregen der Bahn zu schaffen: In Herdecke wurden Gleise der Strecke zwischen Dortmund und Hagen unterspült.

In Bayern galt in einigen Landkreisen die Meldestufe 3, in den Landkreisen Coburg und Kulmbach sogar mancherorts Meldestufe 4. Betroffen waren vor allem Franken und Ostbayern. In der Nacht zum Sonntag liefen bereits einige Keller voll, mehrere Straßen wurden wegen des Hochwassers gesperrt. Bei Heustreu im Landkreis Rhön-Grabfeld rettete die Feuerwehr am Samstag eine 20-Jährige, die mit ihrem Auto in eine gesperrte überflutete Straße gefahren war, wie die Polizei mitteilte.

Skibetrieb in Teilen Bayerns eingestellt

In Teilen Bayerns beeinträchtigte starker Wind an Heiligabend den Skibetrieb. „Außer Betrieb“ meldete die Bayerische Zugspitzbahn auf ihrer Homepage für die Seilbahn zu Deutschlands höchstem Berg. Auch ein Lift am Zugspitzplatt fuhr am Sonntag nicht. In Betrieb war aber die Zahnradbahn zur Zugspitze, die am Samstag nicht gefahren war.

An der Alpspitze bei Garmisch-Partenkirchen musste erst die Lawinenkommission die Lage prüfen und die Pisten freigeben. Vielerorts herrschte am Sonntag oberhalb 1500 Metern weiter erhebliche Lawinengefahr. (mit dpa)

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