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Müllentsorgung

TLandkreis Stade schafft Gelbe Säcke ab

Beim Umgang mit dem Gelben Sack ist Vorsicht geboten. Das dünne Material reißt schnell.

Beim Umgang mit dem Gelben Sack ist Vorsicht geboten. Das dünne Material reißt schnell. Foto: Wisser

Es wäre so etwas wie eine Müll-Revolution: Der Kreis Stade will die Gelben Säcke abschaffen. Was jetzt geplant ist.

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Von Karsten Wisser
Freitag, 17.11.2023, 19:20 Uhr

Landkreis. Immer wieder werden Argumente gegen die Gelben Säcke vorgebracht: Es heißt, sie reißen leicht, fliegen bei Sturm durch die Gegend oder ziehen Nagetiere an. Deshalb gibt es viele Kommunen, die auf die Gelbe Tonne umstellen.

Die Verantwortung für Organisation und Finanzierung der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen liegt bei den dualen Systemen. Grundlage ist das Verpackungsgesetz. In Deutschland gibt es zehn verschiedene duale Systeme, das wohl allgemein bekannteste ist „Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland“. Alle Hersteller und Händler, die verpackte Waren auf den Markt bringen, müssen sich finanziell daran beteiligen.

Verpackungsmüll: Deshalb darf der Kreis mitreden

Mit der Vergabe der Sammelleistungen beauftragen die dualen Systeme ein einzelnes Unternehmen, das wiederum im Sammelgebiet ein Ausschreibungsverfahren durchführt. Die Leistungen werden für drei Jahre ausgeschrieben. 2024 müssen die Systembetreiber die Leistungen im Stader Kreisgebiet für die Sammlung der Leichtverpackungen für den Zeitraum 2025 bis 2027 neu vergeben.

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Die Sammlung ist laut Verpackungsgesetz auf die Müll-Strukturen des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers abzustimmen - und an dieser Stelle kommt die Stader Kreisverwaltung ins Spiel. Diese ist für den Rest- und Biomüll sowie für den Sperrmüll verantwortlich. Der Landkreis Stade kann festlegen, wie die Sammlung durchgeführt werden soll. Dabei geht es zum Beispiel um das Abholungssystem, die Art und Größe der Mülltonnen sowie die Häufigkeit und den Zeitraum der Behälterleerungen.

6,4 Tonnen Kunststoff, Verbundstoffe und Metalle

Für die Sammlung der insgesamt jährlich rund 6,4 Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Verbundstoffen und Metallen werden derzeit im gesamten Kreisgebiet Gelbe Säcke angeboten. In den Altstädten der beiden Hansestädte Buxtehude und Stade erfolgt die Abfuhr 14-täglich, im übrigen Kreisgebiet vierwöchentlich. Als kostenpflichtiges Serviceangebot bietet die Recycling Zentrum Stade GmbH zudem sogenannte Servicetonnen an. In denen können die Gelben Säcke samt Inhalt gelagert werden.

Im Kreisgebiet wird der Restmüll per Mülltonne eingesammelt. „Aus diesem Grund wäre es folgerichtig, auch für die Sammlung der Leichtverpackungen zukünftig Behälter anstelle von Abfallsäcken zu nutzen“, heißt es in einer Vorlage der Kreisverwaltung. In den Gelben Tonnen würden die Leichtverpackungen, anders als jetzt bei den Servicetonnen, lose eingeworfen werden.

Karl Meyer holt die Gelben Säcke ab

Die Vorteile der Gelben Tonne im Vergleich zum Gelben Sack: Es gäbe keinen Müll auf den Straßen durch aufgerissene oder umherwehende Säcke und es gäbe ein einheitliches System mit einer Tonne für alle Abfallarten - Restabfall, Bioabfall, Altpapier und Leichtverpackungen. Die Menschen müssten keine Ausgabestelle mehr aufsuchen, um an Gelbe Säcke zu kommen. Es müssten außerdem keine Gelben Säcke mehr produziert und verteilt werden. Die Bürger, die die Servicetonne nutzen, müssten nicht mehr auf diesen kostenpflichtigen Service zurückgreifen, denn sie bekämen die Gelbe Tonne kostenfrei. Im Landkreis Stade ist das Unternehmen Knettelbrech + Gurduolic zuständig. Die Masse der Säcke holt aber das Unternehmen Karl Meyer AG aus Wischhafen als Subunternehmer ab.

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Es gibt aber auch Gegenargumente: Bei einer Einführung der Gelben Tonne steigt regelmäßig die Restmüllquote. Die Umstellung von Sack auf Tonne verhindert eine Sichtprüfung. Es verschlechtert sich die Qualität des Materials und das Recycling wird erschwert.

Anzahl der Abholfahrten könnte sich verdoppeln

Sollte sich durch die Umstellung der Abholungszeitraum verkürzen, hätte das auch einen erheblichen Mehraufwand zur Folge. Die Einsparung an Gelben Säcken gleicht dabei die schlechte Müll-Qualität und den Mehraufwand nicht aus, so die Argumentation vieler Entsorgungsunternehmen. „Für die dualen Systeme beziehungsweise für das beauftragte Abfuhrunternehmen würde einmalig ein hoher Investitions- und Logistikaufwand für die Beschaffung und Auslieferung der Behälter entstehen“, so die Kreisverwaltung.

Deshalb sehen die dualen Systeme die Einführung der Tonne auch oft skeptisch. Im Zweifel geht das Thema dann vor Gericht. Das ist gerade im Nachbarkreis Harburg passiert. Im Kreis Rotenburg ist die Gelbe Tonne vor drei Jahren eingeführt worden. Der Kreistag wird in seiner Sitzung am 4. Dezember entscheiden, ob der Kreis Stade auch diesen Weg geht.

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