Spurensuche im Dschungel des Verpackungsmülls

Zahlreiche Gelbe Säcke liegen zur Abholung bereit. Symbolfoto Daniel Karmann/dpa
Was passiert mit dem Gelben Sack, sobald er an der Straße abgestellt ist? Und was kommt eigentlich in ihn hinein – und was nicht? Wir klären hier acht Mythen auf.
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Die Spur folgt dem Müllauto hin zum Recycling Zentrum Stade (RZS). Dieser gehört zur Firma Karl Meyer, die unter anderem auch die Gelben Säcke vertreibt. Auf dem Firmengelände in Ottenbeck werden die gelben Säcke aus dem gesamten Landkreis zunächst gesammelt.. Damit endet der Aufgabenbereich des RZS.
Bisher noch ungeöffnet werden die Gelben Säcke nun weiterverteilt an die Firma, die die Ausschreibung für die Sortierung gewonnen hat. Aktuell ist das die Firma Gar in Bassum. Im Recyclingpark Kastendiek bei Bassum werden die Gelben Säcke aus ganz Norddeutschland zunächst aufgetrennt. Im Anschluss trennt eine Sortiermaschine die Verpackungen nach verschiedenen Werksstoffen. Dafür nutzt die Maschine die unterschiedlichen Materialeigenschaften, denn eine PET-Flasche reflektiert die verwendeten Infrarotstrahlen anders als ein Aluminiumdeckel des Joghurtbechers. So wird Stoff für Stoff nacheinander abgetrennt.
In der Verpackungsbranche wird Kunststoff aufgrund seiner vielseitigen Materialeigenschaften häufig eingesetzt. Polyethylen (PE) wird für die Folien von Zigarettenpackungen, Polystyrol (PS) für Joghurtbecher und Polyethylenterephthalat (PET) für Einweg-Getränkeflaschen verwendet. Auch Aluminium, wie der bereits genannte Joghurtdeckel, wird benutzt. Alle einzelnen Stoffe werden dann, jeweils nach Material sortiert, zu großen Ballen zusammengepresst.
Nun sind sie bereit für die Rückführung an das Duale System. Im Landkreis Stade ist das zur Zeit das Unternehmen Landbell. Die Firma organisiert die Lizenzierung, denn jeder Händler ist verpflichtet, seine Verpackungen ordnungsgemäß zu entsorgen und an das Duale System zurückzuführen.
Das heißt, aus den sortenreinen Ballen werden sogenannte Rezyklate hergestellt. Diese kleingeheckselten Kunststoffteilchen werden auf zwei unterschiedliche Arten weiterverwertet. Verpackungen aus Verbundstoffen, wie beispielsweise Coffee-to-go-Bechern oder Tetra Packs, werden zur Firma Holcim nach Appen in Schleswig Holstein geschickt. Dort werden die Verpackungen als Brennstoff eines Zementwerkes verwendet. Der Prozess wird als „thermische Wiederverwertung“ bezeichnet. Da bis zu einem Drittel des Abfalls im Gelben Sack aus Verbundstoffen besteht, wird ebenso viel thermisch aufbereitet – also verbrannt. Dennoch zählt in der Statistik auch diese Form der Weiterverarbeitung als Recycling.
Ein Beispiel für werkstoffliche Weiterverarbeitung ist Aluminium. Vom Recyclingpark bei Bassum reist der Aluminiummüll wie Kaffeekapseln und Joghurtdeckel an derzeit zwei Standorte in Deutschland: Zur Firma Pyral in Freiberg bei Leipzig, sowie zu Alunova in Bad Säckingen an der schweizer Grenze. Dort wird ein Teil des Aluminiums eingeschmolzen und als sogenanntes Sekundäraluminium weiterverarbeitet, unter anderem für Bauzäune.
Knapp drei Prozent des Mülls im Gelben Sack können weder thermisch noch werkstofflich weiterverwertet werden und landen so direkt in der Müllverbrennungsanlage.
Knapp die Hälfte der Gelben Säcke kann aufbereitet und für die Produktion neuer Waren verwendet werden. Da sich dafür aber nicht der gesamte Kunststoff- und Aluminiumabfall eignen, führt das dazu, dass trotz aller Bemühen die restliche Hälfte verbrannt wird.