TLandwirt Thorsten Gerken: „Regen ist drei Wochen zu spät gekommen“

Auf trockenen Böden macht sich der Wassermangel lokal besonders bemerkbar. Die Pflanzen sind im Wachstum gebremst, wie Landwirt Thorsten Gerken am Beispiel des Weizens zeigt. Foto: Dührkop
Die Landwirtschaft ist besonders auf den Regen angewiesen. Auf sandigen Böden war es höchste Zeit. Doch es gibt Betriebe im südlichen Landkreis, die die Folgen der Trockenheit als nicht einholbar beschreiben.
Landkreis Cuxhaven. Wenn im Radio nach sonnigen Tagen ein Regenschauer schon schlecht geredet wird, wird Landwirt Thorsten Gerken aus Albstedt in Hagen ärgerlich. Er ist froh über die Regenfälle der vergangenen 14 Tage. „Die Bestände haben sich einigermaßen erholt“, sagt er.
Doch sieht er durchaus schon Folgen des langen, trockenen Frühjahrs, die nicht wiedergutzumachen sind. „Der Regen ist zwei, drei Wochen zu spät gekommen“, sagt er. Die Wetter-App auf dem Tablet ist griffbereit auf dem Esstisch und wird jeden Morgen zurategezogen. „Danach plane ich meinen Arbeitstag.“
Hof Gerken muss kein Futter für die Hühner-Mast anbauen
Er baut zusammen mit seiner Frau Angela auf 127 Hektar sechs Kulturen an: Wintergerste, Raps, Mais, Ackerbohnen, Sommerhafer und Weizen. Hauptstandbein im Betrieb ist indes die Hühner-Mast. Dafür gibt es 60.000 Hühner, 900 Legehennen geben Eier. „Wir haben das Luxusproblem“, sagt Gerken, „dass die Kulturen auf dem Acker alle vermarktet werden. Das Geflügel-Futter wird zugekauft.“ Das macht den Hofbetrieb unabhängiger von den Folgen der Wetter-Extreme.
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„Beim Ackerbau geht man in Vorleistung“, erklärt Gerken, „man weiß nie im Voraus, wie es aufgeht.“ Es sei wie ein Lotteriespiel. Seine Frau Angela ergänzt: „Es kann noch kurz vor der Ernte ein Hagelschauer im Gewitter alles zerstören.“ Vor zwei Jahren sei die Raps-Ernte durch Regen kaputtgegangen.
Doppelt so viel Regen gefallen wie in den drei Monaten zuvor
Mit schwankenden Wetterbedingungen hätte auch schon die elterliche Generation klarkommen müssen. Doch was sich verändert habe, sei die regelmäßigen Phasen von Wetter-Extremen. „Es hat in den vergangenen zehn Tagen rund 40 Liter pro Quadratmeter geregnet. Das ist ungefähr doppelt soviel wie in den vergangenen drei Monaten.“ Der letzte Regentag vor Mitte Mai sei der 7. Februar gewesen.

Der Weizen ist von der Trockenheit nicht so weit aufgegangen. Die trockenen Böden bieten zu wenig Wasser. Foto: Dührkop
Jeden Tag fährt Thorsten Gerken über die Feldwege zwischen seinen Ackerflächen und beobachtet die Veränderungen. Wer darauf achtet, sieht gelblich verfärbte Hafer und Weizenstände wie Inseln im Feld. Auch das Grün sei durch die lange Trockenperiode im Frühjahr sichtbar blasser.
Pflanzen drosseln das Wachstum, wenn es nicht genug Wasser gibt
Wenn die Pflanzen nicht mehr optimal versorgt sind, dann drosseln sie das Wachstum. „Das Getreide ist zu spät in die Kornfüllung gegangen, die Ähren sind kleiner“, zeigt er am Weizen. Der Raps hat Schoten abgeworfen, weil er zu wenig mit Wasser versorgt wurde. Gerken befürchtet Ernte-Einbußen von rund 20 Prozent.
Während viele Gartenbesitzer im Frühjahr ordentlich bewässert haben und es bei den Wasserverbänden bereits in der Abnahme, aber auch beim Grundwasserspiegel spürbar wurde, denken Gerkens nicht an Bewässerung. „Wir sind im nassen Dreieck“, erinnert er.
Bei der Fläche würde es nicht im Verhältnis stehen, mit einem Güllewagen Wasser auszubringen, so Angela Gerken. Die Infrastruktur müsse erst aufgebaut werden. Zudem sei Bewässerung genehmigungspflichtig. Erst bei Früchten mit hoher Wertschöpfung wie Kartoffeln oder Erdbeeren würde es sich lohnen, an Bewässerung zu denken.
Landwirtschaft je nach Standort unterschiedlich stark betroffen
Die Landwirte im Landkreis Cuxhaven sind unterschiedlich stark vom trockenen Frühjahr betroffen gewesen, ordnet Marina Sancken, Geschäftsführerin des Kreislandvolks Wesermünde ein. Besonders betroffen waren die Geest-Bereiche.
Was wünscht sich Thorsten Gerken für Wetter? „Für Landwirte gibt es nie das richtige Wetter“, sagt er und lacht.