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TLetztes Bier aus Buxtehude wird ausgeschenkt: Landbrauerei Hacker verabschiedet sich

Braumeister Marco Hacker und seine Frau Vanessa stoßen in ihrer Brauerei auf dem Gut Immenbeck mit ihrem selbst gebrauten Bier an. Am Sonnabend, 6. April, verabschieden sie sich mit einem Fest.

Braumeister Marco Hacker und seine Frau Vanessa stoßen in ihrer Brauerei auf dem Gut Immenbeck mit ihrem selbst gebrauten Bier an. Am Sonnabend, 6. April, verabschieden sie sich mit einem Fest. Foto: Thomas Sulzyc

Die Geschichte der Landbrauerei Hacker auf dem Gut Immenbeck endet nach fünf Jahren am kommenden Sonnabend mit einem Fest. Die letzten 500 Liter Bier gehen über den Tresen - dann ist Schluss. Möglicherweise lebt der Bierstandort aber weiter.

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Von Thomas Sulzyc
Mittwoch, 03.04.2024, 11:50 Uhr

Buxtehude. 100 Liter Kellerpils und 400 Liter Spezialbiere: Die letzten 500 Liter Bier aus Buxtehuder Produktion werden bei einem Abschiedsfest am kommenden Sonnabend, 6. April, ab 13 Uhr auf dem Gelände der Landbrauerei Hacker auf dem Gut Immenbeck ausgeschenkt. Wie das TAGEBLATT im Januar berichtete, schließt die Brauerei von Braumeister Marco Hacker (54), weil der Betrieb im Vollerwerb nicht wirtschaftlich sei, wie er sagte.

Die Landbrauerei wurde 2018 auf dem Gut Immenbeck gegründet, 2019 nahm sie die Produktion auf. Hacker erfüllte sich zusammen mit seiner Frau Vanessa (50) damit den Traum vom eigenen Unternehmen. Nach fünf Jahren Bierproduktion aus regionalen Rohstoffen ist nun Schluss. Vor allem, weil die Preise für Rohstoffe exorbitant gestiegen seien - um 30 bis 50 Prozent. Hinzu kamen außergewöhnlich stark gestiegene Verbraucherpreise, mit der Folge, dass viele Menschen ihr Geld zusammenhalten.

Fünf Jahre lang den eigenen Traum gelebt

Viel Wehmut sei dabei, die eigene Brauerei aufzugeben. „Sie war unser Traum, unser Familienprojekt. Aber es fällt auch ein gewisser Druck weg“, sagt Marco Hacker. Wie die berufliche Laufbahn weitergehen werde, sei noch nicht endgültig geklärt.

Seit 2019 produzierte die Landbrauerei Hacker in diesem Gebäude auf dem Gut Immenbeck handgemachtes Bier.

Seit 2019 produzierte die Landbrauerei Hacker in diesem Gebäude auf dem Gut Immenbeck handgemachtes Bier. Foto: Thomas Sulzyc

Marco Hacker beabsichtigt, angestellt als leitender Braumeister zu arbeiten - voraussichtlich in Süddeutschland, weil dort viele Brauereien ansässig seien. Vanessa Hacker hat ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert, war zuletzt in der Softwarebranche tätig. Gemeinsam haben sie einen zehn Jahre alten Sohn.

Fünf Jahre lang hat das Paar seinen Traum gelebt. Was bleibt davon? Im Leben könne man Gelegenheiten ergreifen oder verstreichen lassen und sich hinterher Vorwürfe machen, sagt Marco Hacker. „Wir haben die Chance ergriffen.“ Das Paar hat auf einem Hof mit wunderschöner Aussicht gelebt, auf der Terrasse gesessen und das eigene Bier getrunken. Das wird das Ehepaar später von seiner Zeit in Buxtehude erzählen. „Die Erfahrung für uns war schön“, sagt Vanessa Hacker.

Anzahl der Kleinstbrauereien sinkt

Handgemachtes Bier, möglichst aus regional erzeugten Rohstoffen: Craftbierbrauer haben in den vergangenen Jahren die Brauereilandschaft aufgemischt und verändert. Craftbierfestivals haben in den Veranstaltungskalendern vieler deutscher Städte und Gemeinden einen festen Platz erobert.

Die Protagonisten des handgemachten Bieres sind meist Klein- und Kleinstbrauereien, die bis zu 1000 Hektoliter Bier im Jahr produzieren. Ihre Anzahl in Deutschland sinkt mittlerweile: Laut dem Portal Statista gab es 2020 noch 908 Kleinstbrauereien, im Jahr 2021 lediglich 897 und im Jahr 2022 nur noch 865. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

„Hype um Craftbier ist vorbei“

„Der Hype um das Craftbier ist vorbei“, sagt Marco Hacker. Die Ära der Kleinstbrauer sei aber nicht beendet. Regional erzeugte Biere hätten ihre Nischen im Markt, die kleine Brauereien relativ stabil besetzen könnten.

Nach dem Aus der Landbrauerei Hacker gibt es im Landkreis Stade selbst gebrautes Bier noch in Sauensiek bei Klindworths Gasthof und im Ratskeller in Stade.

Möglicherweise wird in Zukunft in Buxtehude doch wieder handgemachtes Bier produziert werden: „Es gibt Interessenten, die Brauerei auf dem Gut Immenbeck weiterzuführen, wahrscheinlich aber nicht im Vollerwerb“, sagt Marco Hacker. Ziel sei, die Brauerei als Produktionsstätte zu erhalten. Das Sudhaus mit vier Behältern, die acht Gär- und Lagertanks mit jeweils 1000 Litern Kapazität, die Abfüllanlage und die Kühlanlage - nichts davon sei deshalb bisher verkauft.

Unabhängig von der Zukunft des Immenbecker Brauerei-Standortes wird es dort am Sonnabend das Abschiedsfest geben. Das Bier vom Fass wird in 0,4-Liter-Gläsern und alternativ in 0,2-Liter-Gläsern erhältlich sein. Zusätzlich haben Bierenthusiasten die Gelegenheit, Buxtehuder Biere in dekorativen 0,7-Liter-Flaschen mit Korkverschluss zu erwerben. Dazu gibt es Treberbrot aus der Produktion des Buxtehuder Bäckermeisters Sascha Schäfer, bekannt als die Backsau. Treber sind die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes. Die Musik zur Feier macht der Musiker und Musical-Darsteller Haye Graf mit der Gitarre. Ein Festzelt schützt die Besucher und Besucherinnen vor Wind und Regen.

Mit dem Aus der Landbrauerei Hacker geht dem Fußball-Bezirksligisten TSV Eintracht Immenbeck auch der Bierversorger verloren. Beim Heimspiel gegen die VSV Hedendorf-Neukloster am Freitag, 5. April, ab 20 Uhr, schenkt die Eintracht zum letzten Mal das Immenbecker Bier vom Fass aus.

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