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Es gibt wieder Bier aus Buxtehude

Braumeister Dirk Domagalla will in Zukunft bis zu fünf Sorten Bier im Ratskeller brauen und anbieten. Foto Wisser

Braumeister Dirk Domagalla will in Zukunft bis zu fünf Sorten Bier im Ratskeller brauen und anbieten. Foto Wisser

Ratskeller ist die neue Brauanlage in Betrieb. Nach holprigen Start läuft es jetzt besser. Was Braumeister Dirk Domagalla noch alles vor hat...

Von Karsten Wisser Freitag, 21.10.2016, 17:00 Uhr

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Jetzt gibt es wieder in Buxtehude gebrautes Bier. Im Ratskeller hat Braumeister Dirk Domagalla gerade die neue Anlage in Betrieb genommen. In der kommenden Woche soll es im Rahmen der Oktoberfestwoche ausgeschenkt werden. Nach dem holprigen Start des neuen Ratskellers am 1. Juli ist die Inbetriebnahme der Brauanlage auch das sichtbare Signal dafür, dass in den vergangenen Wochen vieles anders geworden ist und noch besser werden soll.„Wir hatten und haben immer noch mit einigen Problemen zu kämpfen“, sagt Ratskeller-Geschäftsführerin Carmina Bastl. In der Küche habe es personelle Veränderungen gegeben. „Das Team ist komplett neu und findet gerade zusammen“, sagt ihr Lebensgefährte und Braumeister Dirk Domagalla. Auch die in der Anfangsphase zurückhaltende Inneneinrichtung gewinnt immer weiter dazu.

Ein Problem beschäftigt die Brau- und Wirtsleute aber noch langfristig. Immer noch kommt Feuchtigkeit aus den Wänden. Die Stadt als Besitzer des historischen Rathauses und Vermieter des Ratskellers hatte im Sommer deshalb die Außenseite hin zur Langen Straße aufreißen lassen, und die Wand wurde von außen abgedichtet. Auf den Erfolg dieser Aktion werden Gäste und Betreiber aber noch einige Monate warten müssen. In den fünf Jahren zuvor, in denen nicht geheizt wurde, hätten sich die Wände vollgesogen, sagt Geschäftsführerin Bastl.

Selbst gebrautes Bier gab es in den vergangenen Wochen auch schon im Ratskeller. Bisher hatte Domagalla dies aber auf einer baugleichen Anlage in Schwarzenbek beim Hersteller der Anlage gebraut. Das ändert sich jetzt, und die Auswahl der Biersorten wird sich deutlich erhöhen. Neben den bewährten Sorten Ratskeller hell und dunkel setzt Domagalla auf den Craftbier-Trend. Bis zu fünf selbst gebraute Biere soll es vom Fass geben, die häufig wechseln und wie bei der Oktoberfestaktion ab Montag auch zum Essen passen sollen. Die Ratskeller-Crew will Biere für jeden Geschmack anbieten. Von den süffigen bis hin zu Spezialsorten wie Indian Pale Ale. Das ist stark und ziemlich bitter – nichts für den Massengeschmack, aber bei Kennern durchaus beliebt.

Dieses Bier wurde ursprünglich für die lange Schiffsreise von England in die Kolonien gebraut und sollte vor Ort eigentlich verdünnt werden. Schnell fanden die Empfänger aber heraus, dass es unverdünnt auch sehr gut wirkbar war. Für das alte Buxtehuder Brauhaus – dort war Domagalla auch schon Braumeister – kam der Craftbier-Trend zu spät. Im Ratskeller ist es ein zentrales Element der Strategie.

Mit der neuen Brauanlage können in einem Braudurchgang 500 Liter Bier hergestellt werden. Nachgelagert wird es in sechs Tanks mit einem Fassungsvermögen von rund 4500 Litern. Insgesamt hat die neue Anlage um die 100 000 Euro gekostet. In den kommenden Monaten soll auch eine Flaschenabfüllanlage in Betrieb genommen werden, so dass die Kunden das Bier auch außer Haus genießen können. Domagalla will seine neuen Sorten außerdem auch in Geschäften für Craftbier platzieren.

Um noch mehr Leben in den Ratskeller zu bekommen, planen die beiden neuen Wirtsleute viele besondere Aktionen. In Zukunft soll es in jedem Monat eine Aktionswoche mit passenden Bieren und Essen geben. „Wir sind in den vergangenen Jahren viel in der Welt herumgekommen und wollen das in unsere Arbeit mit einfließen lassen“, sagt Domagalla. Es soll auch noch mehr Live-Musik geben. Die ersten beiden Versuche mit Buxtehuder Bands verliefen vielversprechend. „Das lockt auch junges Publikum in den Ratskeller“, sagt Domagalla. Etwas später soll es Brauseminare geben.

Was ist Craftbier?

Craftbier ist ein in Deutschland relativ junges Phänomen. Erst seit kurzem werden solche Biere deutschlandweit gebraut und getrunken. Die handwerkliche Zubereitung von Bieren mit besonderen Aromen findet in den letzten Jahren immer mehr Anhänger. Vor allem in Zentren wie Berlin, Hamburg, München und Köln entstehen viele Bars, Clubs und Events, die sich mit dem Thema Bier mit Geschmack beschäftigen. Eine exakte Definition von Craftbier gibt es nicht. Der Trend für hochwertige Biere mit besonderen Zutaten ist aus den USA nach Deutschland gekommen. „Craft“ steht in der amerikanischen Bedeutung für „handgemacht“. Diese Bedeutung ist heute nicht mehr allgemeingültig. Brauereien, die ursprünglich zu den Wegbereitern des Craft Beers in den USA gehörten, sind heute teils große Konzerne mit Niederlassungen in Europa und auf mehreren Kontinenten. Was bleibt, ist eine Reihe neuer oder neu interpretierter Sorten und Bierstile. Diese werden von deutschen Brauereien aufgegriffen, gebraut und oftmals auf eigene Weise interpretiert. Im Landkreis Stade wird noch im Stader Ratskeller und im Gasthaus Klindworth in Sauensiek Bier gebraut.

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