TA/O spielt schlecht und siegt - TuS-Trainer Matern lässt Emotionen freien Lauf

Nico Matern (rechts) spielte in der letzten Saison noch selbst beim Heeslinger SC. Foto: Berlin
Nico Matern tritt bei seinem ersten Spiel als Trainer des TuS Harsefeld lange ruhig auf. Beim Siegtreffer in letzter Sekunde gibt es dann auch bei ihm kein Halten mehr. Und A/O trifft gleich vier Mal, ist dabei aber uninspiriert.
Harsefeld. TuS Harsefeld - TB Lüneburg 1:0.
Es läuft die 95. Spielminute in Harsefeld. Zwischen dem TuS und dem MTV Treubund Lüneburg steht es am 1. Spieltag der Landesliga Lüneburg 0:0. Pascal Schawaller kommt noch einmal links im Strafraum an den Ball und schießt - abgeblockt. Doch der Ball ist noch heiß. Schawaller spielt den Ball scharf und halbhoch in den Fünfmeteraum, wo Jonathan Bondombe-Simba den Ball irgendwie mit dem Körper ins Tor bugsiert.
TuS-Trainer Nico Matern setzt darauf zum Sprint an, verschwindet inmitten der feiernden Spieler und Betreuer. Er geht in der Jubeltraube ebenso unter wie der Schlusspfiff des Schiedsrichters. Matern herzt seine Spieler, hat ein Lachen auf den Lippen - das sah in den vorherigen 90 Minuten ganz anders aus.
Riesenchance bringt Matern nicht aus der Ruhe
Wenige Sekunden nach dem Anpfiff geht Harsefeld ins Pressing. Die Spieler schreien, jagen lautstark dem Ball hinterher - Matern steht an der Seitenlinie, verschrenkt die Hände hinter dem Rücken, beobachtet still den Beginn seines ersten Ligaspiels. „Ich war nicht nervös, aber positiv angespannt“, sagt Matern. Nach zwei Minuten fällt Koray Klatte der Ball fünf Meter vor dem Tor vor die Füße. Matern zuckt nicht einmal, als der Schuss knapp über die Latte fliegt.
Auch in der Folge bleibt der 31-Jährige ruhig an der Linie. „Ich war sehr ins Spiel vertieft“, sagt Matern. Immer wieder sucht er das Gespräch mit Torwarttrainer Dushan Pavlov. Vom Trainer ist kaum etwas zu hören. Er redet zwar, aber mehr mit sich selbst, und das in einem ruhigen Ton. Erst als er mehr Tiefenläufe von seinen Angreifern sehen will, wird er mal laut .
Die Wasserflasche muss unter dem Ärger des Trainers leiden
Dann schleichen sich beim Passspiel der Harsefeldern Fehler ein. Nach 20 Minuten geben die Hausherren den Ball im Angriff ab, Koray Klatte leistet sich daraufhin ein unnötiges Foulspiel. Frustriert schmeißt Matern seine Wasserflasche auf den Boden. Die Fouls nach Ballverlusten nerven ihn. Kurze Zeit später erobert der TuS den Ball und kontert. „Tempo! Tempo!“, ruft Matern. Aber wieder spielt Harsefeld dem Gegner den Ball in die Füße. Matern wendet sich vom Spiel ab und murmelt: „Ich raste gleich aus.“
Trotzdem hat Harsefeld in der ersten Halbzeit mehr vom Ball, Chancen gibt es auf beiden Seiten - aber keine davon ringt Matern auch nur ein Zucken ab. „Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft“, sagt Matern. Dann ist Pause.
Mitgefühl für die Trainer von früher
Der Plan für die zweite Hälfte: „Ich wollte, dass wir geduldiger hinten raus spielen und mehr über die Außenbahn spielen“, sagt Matern. So habe er die Stärken seiner Spieler zum Vorschein bringen wollen: „Ich habe ja keinen Joystick in der Hand und steuere die Spieler.“
Aber nach dem Wiederanpfiff spielt Harsefeld den Ball quasi sofort unsauber ins Zentrum. „18 Sekunden“, sagt Matern ungläubig in Richtung seines Co-Trainers Maxim Depperschmidt - so schnell hat sein Team seine Halbzeitansprache vergessen. „Jetzt kann ich meine Trainer von früher besser verstehen“, sagt Matern.
„In der zweiten Halbzeit waren wir viel schwächer“, sagt Matern. Nach Fehlpässen lässt Matern wieder und wieder resigniert die Arme fallen. Jetzt ist der Trainer auch öfter zu hören, kritisiert seine Spieler teils lautstark - genauso schnell beruhigt er sich wieder, steckt die Hände in die Hosentaschen und beobachtet still.
Plötzlich muss in der Innenverteidigung improvisiert werden
Dann eine Schrecksekunde: Innenverteidiger Jonah Harms wird von seinem Gegenspieler am Kopf erwischt. Damit bricht Matern in der 75. Minute der letzte nominelle Innenverteidiger weg. „In so einer Situation musst du genau überlegen und irgendwie eine Lösung finden.“ Er fragt den eingewechselten Julian Seepolt, ob er dort spielen kann. Der erwidert, dass er noch nie in der Innenverteidigung gespielt habe. Dennoch stellt Matern den 19-Jährige für den Rest der Partie in die Viererkette.
Fußball-Regionalliga
T Späte Pleite: D/A verpatzt erneut den Saisonstart
In der 85. Minute erhitzt ein Foul im Mittelfeld an Bondombe-Simba die Gemüter auf der TuS-Bank. Maxim Depperschmidt schreit, fordert eine Gelbe Karte - und sieht sie für den Protest selbst. Matern bleibt gelassen. „Wieso ist das kein Gelb?“ fragt er den Schiedsrichter ruhig. Eine Antwort gibt es nicht.
Matern war schon auf der Hinfahrt siegessicher
Dass der TuS in letzter Sekunde den Siegtreffer erzielt, war nicht abzusehen - außer für Matern. „Ich habe schon auf dem Weg hierher gewusst, dass wir heute gewinnen.“ Er habe dieses Gefühl seinen Spielern gleich vor dem Spiel mitgeteilt. Dass seine Wechsel gefruchtet haben, freut den 31-Jährigen besonders. Vorlagengeber Schawaller war wie Bondombe-Simba eingewechselt worden.

Nach dem Abpfiff war dem Jubel keine Grenzen gesetzt. Nico Matern (schwarzes T-Shirt, links), war mittendrin. Foto: Stahmann
Auf die Harsefelder wartet am Mittwoch (19 Uhr) mit dem TuS Bersenbrück ein Oberligist im Niedersachsenpokal. Danach geht es zum TSV Bardowick (So., 15 Uhr).
SV Ahlerstedt/Ottendorf - MTV Römstedt 4:0.
A/O gewann gegen den Aufsteiger verdient. Mit der Art und Weise war Co-Trainer Kevin Speer aber nicht zufrieden. „Rein fußballerisch war das schlecht und muss eindeutig besser werden“, sagte er. Langsam und träge sei das A/O-Spiel gewesen.
Drei Tore fielen nach Standardsituationen. Das 1:0 wurde von Speer gelobt. Mika Papke habe durch intensives Gegenpressing den Ball wiedergewonnen und sich anschließend „durchgetankt“. Enes Badur habe dann in bester Stürmermanier den Ball über die Linie gedrückt.
„Wir hatten auch Glück, dass Römstedt zwei Konter nicht gut ausgespielt hat“, sagte Speer. Wäre A/O gegen den defensiven Aufsteiger ins Hintertreffen gekommen, wäre es schwer geworden mit dieser Art Fußball.
Tore: 1:0 (31.) Badur, 2:0 (45.) Höft, 3:0 (47.) Badur, 4:0 (61.) Brunkhorst. Nächstes Spiel: D/A II - A/O (So., 11. August, 15 Uhr)