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Nutztierhaltung

TMaul- und Klauenseuche: Landwirte haben Angst um ihre Tiere

Die Landwirte appellieren: Bittet kommt den Kühen in den nächsten Wochen nicht zu nahe, denn, die für Tiere tödliche, Maul- und Klauenseuche wird durch Viren übertragen.

Die Landwirte appellieren: Bittet kommt den Kühen in den nächsten Wochen nicht zu nahe, denn, die für Tiere tödliche, Maul- und Klauenseuche wird durch Viren übertragen. Foto: Ernst Matthiesen

Sie galt in Deutschland als ausgerottet: die nur für Tiere tödliche Maul- und Klauenseuche. Doch vor einigen Tagen trat sie in Brandenburg auf. So reagieren Landwirte aus der Region auf das Thema.

Von Ernst Matthiesen Freitag, 17.01.2025, 10:50 Uhr

Wilstedt. „Die Angst ist natürlich schon da, auch wenn es erst mal nur einen Betrieb in Brandenburg betrifft. Aber wir haben schon große Sorge um unsere Tiere und um den Betrieb“, meint Thees Schnackenberg. Der Landwirt bewirtschaftet einen Hof mit 365 Milchkühen in Wilstedt und betreibt außerdem eine Biogasanlage.

Auch Christoph Cordes zeigt sich besorgt, er betreibt etwas außerhalb von Wilstedt eine Schweinemast und hält 120 Milchkühe: „Schon jetzt habe ich wirtschaftliche Einbußen durch die Seuche. Für ein Schwein bekomme ich seit dem Ausbruch der MKS 20 Euro weniger, da der Export von Schweinefleisch gefährdet und nach China sogar ganz eingefroren ist“, erklärt er.

Auswirkungen sind vielerorts zu spüren

Obwohl die Seuche bisher nur in einem Betrieb in Brandenburg festgestellt wurde, importiert China kein Schweinefleisch, und die Niederlande sowie England kein Lebendvieh mehr aus Deutschland. „Diesen Dienstag hat unser Viehhändler schon keine Kälber abgeholt, da er sie nicht mehr nach Holland verkaufen kann. Dreißig Tage können wir es verkraften, die Tiere bei uns unterzubringen - aber dann wird das langsam eng“, meint Thees Schnackenberg.

Thees Schnackenberg von der Freesenhoff KG hat Angst um seine 365 Kühe. Sie durch die Maul- und Klauenseuche zu verlieren bricht ihm nicht nur das Herz, sondern wäre auch der Ruin des Hofes.

Thees Schnackenberg von der Freesenhoff KG hat Angst um seine 365 Kühe. Sie durch die Maul- und Klauenseuche zu verlieren bricht ihm nicht nur das Herz, sondern wäre auch der Ruin des Hofes. Foto: Ernst Matthiesen

Dreißig Tage, so lange dauert es, bis klar wird, ob die MKS eingedämmt werden konnte. Doch in dieser Zeit muss einiges beachtet werden. „MKS ist hochansteckend, das Virus wird meist durch die Luft übertragen oder haftet sich an Kleidung an. Deshalb sind Hygiene und ein Lockdown das oberste Gebot,“ weiß Andreas Finkensiep, Tierarzt aus Tarmstedt.

Hygiene und Lockdown sind das oberste Gebot

Deshalb sind auch die Berliner Zoos geschlossen, auf der Grünen Messe in Berlin wird zudem kein Klauenvieh gezeigt, und die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat auch ihre Tore dichtgemacht. Die Maul- und Klauenseuche hat die Landwirtschaft in Deutschland schon jetzt fest im Griff.

Elisabeth Engelke und Christoph Cordes sehen besorgt auf MKS. Sie sind sich sicher, dass nur eine absolute Biosicherheit die Seuche stoppen kann.

Elisabeth Engelke und Christoph Cordes sehen besorgt auf MKS. Sie sind sich sicher, dass nur eine absolute Biosicherheit die Seuche stoppen kann. Foto: Ernst Matthiesen

„Bei den Schweineställen ist die Biosicherheit wesentlich einfacher zu gewährleisten als beim Milchvieh, denn die Schweineställe sind meist ohnehin abgeschlossene Bereiche. Aber wer kann schon seinen Kuhstall abriegeln?“, beklagt Christoph Cordes.

„Wir nutzen jetzt gesonderte Kleidung und Schuhe, die wir nur auf unserem Hof tragen. Und für die Tierärzte sowie die Besamungstechniker, die zu uns kommen, stellen wir extra Kleidung nur für unseren Stall zur Verfügung“, erläutert Thees Schnackenberg. „Es sollte unbedingt vermieden werden, mit der gleichen Kleidung verschiedene Betriebe zu besuchen, und dadurch sozusagen als Virentransporter zu dienen“, bekräftigt auch Karsten Schulz.

Der Tierarzt aus Zeven weiß, dass das im bäuerlichen Alltag schwierig ist, aber er hält diese Maßnahme für das A und O, um MKS beizukommen. Auch im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem macht man sich übrigens große Sorgen: „Wir werden noch heute darüber entscheiden, ob wir unsere Pforten schließen sollen. Schon jetzt besuchen wir keine anderen Betriebe mehr, eben um die Biosicherheit zu gewährleisten“, betont Elisabeth Engelke, die in Echem als Ausbilderin arbeitet. „So einfach ist das mit der Biosicherheit bei uns nicht: Zum einen liegt unser Betrieb mitten im Dorf und zum anderen kommt täglich entweder der Milchlaster zu uns oder das Futter wird geliefert. Und da können wir nicht einfach die Türen schließen“, verzweifelt Thees Schnackenberg.

„Wir hoffen jedenfalls, dass die MKS ein Einzelfall bleibt“

„Wir hoffen jedenfalls, dass die MKS ein Einzelfall bleibt und nach 30 Tagen alles vorbei ist“, sagt Christoph Cordes. „Ansonsten haben wir ein echtes Problem, wenn nicht sogar den Super-Gau“, prognostiziert Thees Schnackenberg. „Aber eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass das wirklich passiert. Vorher werden die Tiere bestimmt geimpft, denn einen Impfstoff gibt es schon“, zeigt er sich optimistisch. „Also, wenn wir alle Tiere töten müssten, wäre das einfach schrecklich - für die Tiere, für uns Landwirte und auch für die Bevölkerung“, meint Christoph Cordes und blickt dabei besorgt auf seine Kühe.

Doch Elisabeth Engelke vom Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem macht etwas Hoffnung: „Ich denke, durch die Erfahrung mit der Blauzungen-Krankheit, die auch durch Viren verbreitet worden ist, haben die Bauern gelernt, wie wichtig die Biosicherheit ist“. Sie bittet die Bevölkerung - ebenso wie Christoph Cordes und Thees Schnackenberg - bei der Biosicherheit um Unterstützung: „Bitte haltet Euch in den nächsten Wochen von unseren Betrieben fern, helft uns, die Maul- und Klauenseuche zu besiegen - und helft damit den Tieren“.

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