TMillioneninvestition: Stadtwerke Buxtehude planen Stromnetz der Zukunft

Stadtwerke-Mitarbeiterin Jacqueline Malchow zeigt eine Verteilnetzstation. Diese Station ist bereits umgerüstet. Foto: Wisser
Die Stadtwerke Buxtehude sorgen vor: Für einen massiven Ausbau von Wärmepumpen, E-Mobilität und PV-Anlagen braucht es ein besseres Stromnetz. So soll das klappen.
Buxtehude. „Wir wollen nicht unvorbereitet in die Zukunft gehen“, sagt René Back, technischer Bereichsleiter der Stadtwerke Buxtehude. Sie haben deshalb ein teures und anspruchsvolles Projekt gestartet.
Durch die exakte Nachbildung des eigenen Stromnetzes in einer Simulation konnte der Bedarf an Erneuerungen und Verstärkung des Buxtehuder und Apensener Stromnetzes identifiziert werden. Der Investitionsbedarf bis 2045 aus diesen Erkenntnissen ist erheblich.
Jedes Jahr sieben Millionen Euro bis 2045
Stefan Babis, Geschäftsführer der Stadtwerke Buxtehude, verweist auf die enormen Herausforderungen, die dieses Investitionsprogramm mit sich bringt: „Jedes Jahr werden wir im Durchschnitt sieben Millionen Euro investieren. Wir werden Fachleute in der Planung, im Bau, in der Bauüberwachung und in der kaufmännischen Steuerung benötigen. Und wir werden nicht die Einzigen in Deutschland sein.“ Die Stadtwerke haben aktuell 160 Beschäftigte.
Viele Mitarbeiter der Stadtwerke haben in den vergangenen Monaten an dem Projekt gearbeitet. Denn auch ohne viel Mathematik lässt sich erahnen, dass die bestehenden Leitungsnetze einer Stadt wie Buxtehude nicht dauerhaft ausreichen werden, wenn der klimaneutrale Umbau der Wärmeversorgung und des Verkehrs an Geschwindigkeit gewinnt.
Elektrifizierung und Durchleitungskapazitäten
Die Zukunftslösungen bauen auf die Elektrifizierung und auf die Durchleitungskapazitäten des regionalen Stromverteilnetzes. Es geht um Wärmepumpen, E-Mobilität und Photovoltaik-Anlagen.

Die neue Technik funktioniert: René Back, Jacqueline Malchow, Stefan Babis und Daniel Berheide (von links) sind zufrieden. Foto: Wisser
Um eine exakte Vorstellung darüber zu gewinnen, mit welchem Bedarf an welchen Stellen im Stromnetz zu rechnen ist, mussten viele Daten zusammengetragen, Prognosen abgegeben und die Entwicklung der Netzzustandsdaten simuliert werden.
70 Prozent des Stromnetzes werden angefasst
„Bis 2045 müssen wir 70 Prozent unserer Stromleitungsnetze anfassen“, sagt Stefan Babis. Fasst man Mittelspannungsnetz und Niederspannungsnetz zusammen, geht es um rund 850 Kilometer Leitung insgesamt.
Wir können davon ausgehen, dass die netzwirksame Leistung unseres Netzes von heute bis 2045 um Faktor drei bis vier steigen wird.
René Back, Stadtwerke Buxtehude
Wenn die Entwicklungsszenarien der Politik und Wissenschaft stimmen, muss bis zum Jahr 2045 nahezu jedes andere Betriebsmittel des Stromnetzes der Stadtwerke angefasst werden. Im Regelfall wird es dabei verstärkt und in seltenen Fällen lediglich erneuert.
Netzleistung steigt um das Drei- bis Vierfache
„Wir können davon ausgehen, dass die netzwirksame Leistung unseres Netzes von heute bis 2045 um Faktor drei bis vier steigen wird. Um diese Leistung im Netz anbieten zu können, müssen wir bis dahin fast alle Verteilnetzstationen verstärken und die Kabeldurchschnitte im Netz vergrößern“, sagt der technische Leiter René Back.

So sehen die umgerüsteten Verteilerstationen an der Felix-Wankel-Straße aus. Foto: Wisser
Ein Ergebnis der umfassenden Analyse ist aber auch: Buxtehude und Apensen verfügen über ein gutes Stromnetz mit einigen Reserven. „Die Stadtwerke Buxtehude haben offenbar über die vergangenen 30 bis 40 Jahre einen guten Job gemacht“, sagt Prokurist Daniel Berheide.
Große Einspeiser und Verbraucher fordern das Netz
Ausruhen dürfen sich die Stadtwerke auf dem Ergebnis nicht. Es zeigt sich nämlich auch, dass ein punktueller Hochlauf von großen Verbrauchern oder Erzeugern in einem Straßenstrang oder in einer Verteilnetzstation das Netz schnell an seine Grenzen bringen kann. Hier muss der Bedarf rechtzeitig erkannt und gegengesteuert werden. Und über das gesamte Stadtgebiet kumulieren sich die Bedarfe hoch.
Wo ganz genau die Netzverstärkungen als Erstes nötig werden, versuchen die Mitarbeiter der Stromsparte gerade herauszufinden. In einem ersten Schritt werden nach und nach alle Verteilnetzstationen im Netzgebiet digitalisiert.
Stadtwerke können live Überlastungen erkennen
Intelligente Messgeräte werten die Last- und Zustandsdaten jedes einzelnen Netzstrangs der Verteilnetzstationen in Echtzeit aus und übersenden diese per Datenkommunikation in ein zentrales Monitoringsystem. So können die Techniker im Stadtwerk live in das Netz hineinschauen, mit erhobenen Daten Analysen fahren und die Netzteile identifizieren, wo eine baldige Überlastung am wahrscheinlichsten ist.
„Nur so lassen sich künftig bei allen knappen Ressourcen die richtigen Investitionsentscheidungen treffen“, sagt Stefan Babis.
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