TMindestlohn: Wie der Landkreis Stade von einer Erhöhung profitieren würde

Passanten laufen mit Einkaufstaschen durch eine Fußgängerzone. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Aktuell wird eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro diskutiert. Nicht nur Arbeitnehmer könnten profitieren: Auch die Kaufkraft im Kreis Stade würde erheblich steigen.
Landkreis. 11,9 Millionen Euro mehr hätten die Menschen im Kreis Stade in der Tasche, schätzt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die Kaufkraft nach einer möglichen Mindestlohnerhöhung auf 15 Euro ein.
Gewerkschaft sieht beim Lohn „Luft nach oben“
Im Landkreis arbeiten aktuell etwa 5500 Menschen zum Mindestlohn. Sie verdienen 12,82 Euro pro Stunde. Das geht aus dem Mindestlohn-Monitor hervor, den das Pestel-Institut als regionale Lohndaten-Analyse für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten gemacht hat.
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Dieser Stundenlohn sei nicht ausreichend, kritisiert die für den Landkreis Stade zuständige NGG Bremen-Weser-Elbe.
Der Mindestlohn müsse deutlich angehoben werden: „Steigende Mieten, höhere Preise im Supermarkt, steigende Eintrittspreise und Gebühren. Dazu der Tank vom Auto als Euro-Fresser. Und auch die Bahn, die ständig an den Ticketpreisen schraubt: Die dünnen Portemonnaies müssen dringend dicker werden“, fordert Björn Bauer, Geschäftsführer der NGG Bremen-Weser-Elbe. „Steigt der Mindestlohn auf 15 Euro, hat, wer Vollzeit arbeitet und den gesetzlichen Mindestlohn verdient, dann am Monatsende rund 375 Euro brutto mehr“, rechnet Björn Bauer vor.
„Enormer Push“ für die Kaufkraft im Landkreis Stade
Von einem 15-Euro-Mindestlohn würden nach Berechnungen des Pestel-Instituts rund 17.800 Menschen im Landkreis Stade profitieren. „So viele arbeiten heute nämlich für weniger als 15 Euro pro Stunde“, sagt NGG-Geschäftsführer Bauer. Gerade Mini-Jobber bekämen oft nur einen Niedriglohn für ihre Arbeit.
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Eine Anhebung des Mindestlohns um 2,18 Euro auf 15 Euro pro Stunde würde laut NGG vor allem der Kaufkraft im Kreis Stade einen „enormen Push“ bringen: Rund 11,9 Millionen Euro hätten die Mindestlohn-Beschäftigten im Landkreis Stade dann pro Jahr mehr in der Tasche.
Beschäftigte in der Systemgastronomie schlecht bezahlt
Eine Erhöhung des Mindestlohns mache auch volkswirtschaftlich Sinn, so Bauer. Gerade im Niedriglohnbereich gehe jeder Cent in den Konsum, gespart werde kaum. „Wer nämlich, zum Beispiel wie viele Beschäftigte in der Systemgastronomie, am untersten Lohn-Limit verdient, der braucht das Geld für alles, was nötig ist – von der neuen Waschmaschine bis zum ausgewogenen Essen“, sagt der Geschäftsführer der NGG Bremen-Weser-Elbe.
„Mindestlohn hat mit Respekt zu tun“
Die Gewerkschaft fordert mehr Respekt für die Beschäftigten, die am unteren Lohn-Limit arbeiten - auch in finanzieller Hinsicht. „Es ist traurig genug, dass viele Menschen auf Bürgergeld angewiesen sind. Aber es ist bitter, dass die, die heute zum Mindestlohn arbeiten, nur ein ‚Bürgergeld plus‘ im Job verdienen“, so Björn Bauer. Wirklich fair bezahlt werde ohnehin nur, wer den Tariflohn seiner Branche bekomme. (pm/set)
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