TMit KI in die Zukunft: Was Stader Unternehmer wissen müssen

„Man kann im Netz nicht nach etwas suchen, das man nicht kennt“, erklärte Professor Dr. Peter Vieregge am Beispiel des Raumsprays Chicken Soup. Foto: Stehr
An KI führt kein Weg vorbei, das war ein Fazit des Stader Wirtschaftstages. Was das für kleinere Unternehmen bedeutet und was ein Hühnersuppen-Raumspray damit zu tun hat.
Stade. Welcher Unternehmer würde nicht gern einen Blick in die Glaskugel werfen, um erfolgreicher zu sein? So eine Glaskugel gibt es jetzt, und zwar in Form von künstlicher Intelligenz (KI). Davon ist zumindest Professor Dr. Peter Vieregge überzeugt. Der geschäftsführende Gesellschafter des Forschungsinstituts für Regional- und Wissensmanagement gGmbH aus dem Sauerland hielt im Rahmen des 20. Stader Wirtschaftstages einen Vortrag im Rathaus. Im Gepäck hatte er auch ein Raumspray mit der Duftnote Hühnersuppe.
Wie Daten-Roboter Unternehmen helfen können
Anhand dieses skurrilen Produkts wollte Vieregge veranschaulichen, dass der Mensch inzwischen im Netz schnell überfordert ist und nicht unbedingt alles findet, was er sucht. Vor allem, wenn er das Produkt gar nicht kennt. Damit schlug Vieregge einen Bogen zu seinen Kunden und potenziellen Kunden aus dem Landkreis Stade.
Sein Institut betreibt nämlich Daten-Roboter für mittelständische Industrie-Unternehmen, Wirtschaftsregionen und Kompetenznetzwerke, Banken und Kammern. Daten-Roboter könnten dabei helfen, schlauere Entscheidungen als die Konkurrenz zu treffen, so Vieregge. Indem sie automatisiert Daten sammeln, diese analysieren und Zusammenhänge entdecken, könnten sie Unternehmer zum Beispiel dabei unterstützen, neue Märkte und Innovationspotenziale zu entdecken.
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„Früher war der Speer das Werkzeug der Menschen, heute ist es die KI“, so Vieregge. Die könne unter anderem auch erkennen, welche Branchen gewinnbringend zusammenarbeiten könnten, indem sie ihre Kompetenzen bündeln. Was der eine wisse, könne womöglich auch dem anderen helfen. Ein gutes Beispiel dafür trug Christian Böhlmann, stellvertretender Standortleiter des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) Stade, beim Wirtschaftstag vor.
Hightech im Alten Land
Wie berichtet, haben die Experten vom Fraunhofer-Institut gemeinsam mit anderen Forschern und dem Obstbauversuchsring des Alten Landes das Projekt „Smarte Automatisierungssysteme und -services für den Obstanbau an der Niederelbe“ - kurz Samson - auf den Weg gebracht. Hier unterstützt die KI als digitaler Assistent die Obstbauern. Im November 2024 ging mit Kermit ein ähnliches Projekt an den Start. „Wir bauen eine Brücke von der Grundlagenforschung in die Industrie, indem wir Technologie in andere Branchen transferieren, und zwar nicht nur für Airbus“, so Böhlmann. Austausch sei wichtig für die Vernetzung.
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Damit eine Region erfolgreich sein könne, komme es vor allem auf die Menschen und deren Vernetzung an, betonte auch Michael Petz von der IHK Elbe-Weser in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Teilnehmern von der Handwerkskammer (HWK) Braunschweig-Lüneburg-Stade, dem Transfer Zentrum Elbe-Weser (TZEW), dem Fraunhofer-Institut Stade, der Hansestadt Stade und Malte Stechmann von der Stader Stacon GmbH & Co KG. Die IHK Elbe-Weser verfüge über eines der größten und erfahrensten Netzwerke bundesweit, so Petz.

Beim 20. Stader Wirtschaftstag diskutierten die Teilnehmer auf dem Podium über branchenübergreifenden Wissenstransfer und die Nutzung von KI. Foto: Stehr
Doch Innovationen würden häufig durch das Tagesgeschäft gehemmt, vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen, so Petz. Das sah auch Udo Kaethner von der HWK so. Insbesondere, was den Bereich Digitalisierung und KI-Nutzung angehe, stünden viele der kleineren Handwerksbetriebe noch am Anfang. Manche hätte gerade erst Excel eingeführt und seien der Meinung, mehr brauche man nicht, ergänzte Michael Steffen vom Regionalen Zukunftszentrum Nord (RZN).
Kostenlose Hilfe für kleine und mittlere Unternehmen
Sowohl vom RZN als auch vom TZEW bekommen kleine und mittlere Unternehmen Unterstützung dabei, den digitalen Wandel für sich zu gestalten. Malte Stechmann von Stacon ist einer, der die kostenlose Hilfe in Anspruch genommen hat. „Man muss sich mit KI beschäftigen und darf den Anschluss nicht verlieren“, so der Geschäftsführer des Stader Stahlbauunternehmens. Um bei der geplanten Einführung eines Dokumentenmanagementsystems nicht in eine Sackgasse zu laufen und dafür vorhandene KI-Werkzeuge optimal nutzen zu können, wandte er sich an das RZN. Wichtig sei vor allem, die Mitarbeiter mitzunehmen. Diese sollten KI als Kollegen empfinden, mit dem man zusammenarbeitet, so Michael Steffen vom RZN.
„Man muss keine Angst vor KI haben“, so Stechmann. „Wir haben unsere Mitarbeiter am Prozess beteiligt und ihnen klargemacht, dass durch den KI-Einsatz keine Arbeitsplätze wegfallen“, so Stechmann. Wer sich dem Thema verschließe, werde Probleme bekommen, ist sich der Unternehmer sicher.