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Nachbarkreise

TMit allen Abwassern gewaschen: Loxstedter „Klokapitän“ taucht ab

Equipment von Tobias Schröer

Allerlei Kabel, Reinigungsgeräte und eine Kamera sind Bestandteil des Equipments. Foto: ls

Von Piratenfilm und Ballermann-Hit inspiriert, steuert ein echter Fachmann hinab in die Untiefen privater Haushalte. Tobias Schröer aus Loxstedt inspiziert Toiletten und Rohre. Ein Fußballklub aus Hamburg steht Pate.

Von Pascal Patrick Pfaff Sonntag, 14.09.2025, 08:00 Uhr

Loxstedt. Tobias Schröer hat einiges zu tun: in seinem Heimatort Loxstedt, aber auch in Bremerhaven, Nordenham oder Bremen erledigt er sein „Geschäft“. Insigne seiner Macht ist dabei ein Totenkopf.

„Ich habe gerne ‚Fluch der Karibik‘ geschaut“, sagt er über den Film, in dem Johnny Depp als Pirat Jack Sparrow von sich reden machte. Das habe Einfluss auf das Logo seiner Rohr- und Kanalreinigungsfirma genommen. Genauso wie die Lage Loxstedts nahe Bremerhaven. „Die Schiffe, die Sail: das passt einfach“, findet Schröer, dass mit seinem Firmenlogo eine Verbindung zum maritimen Erbe der Region hergestellt wird.

Rohrreiniger Tobias Schröer vor seinem Bus.

Kurioses Logo, kuriose Erlebnisse: „Klokapitän“ Tobias Schröer hat schon mit Ratten und Kellern zu tun gehabt, die bis zur Decke mit Fäkalien verunreingt waren. „Einmal hatte ich zwei Tage damit zu tun, ein Saunahandtuch aus einem Rohr zu holen“, erinnert er sich an einen schwierigen Fall. „Deswegen konnten vier Parteien nicht auf die Toilette gehen.“ In der Zwischenzeit seien Dixi-Klos aufgestellt worden. Foto: ls

Ein Totenkopf mit Dreispitz auf dem Haupt, dazu zwei gekreuzte Säbel unter dem Kinn: Ähnlichkeiten mit dem vom FC St. Pauli genutzten Symbol sind laut Schröer beabsichtigt. „Ich war als Werder-Fan schon öfter bei St. Pauli. Das ist wie eine Freundschaft“, erzählt der Loxstedter. Verschiedenste Einflüsse sind es also gewesen, die darauf einwirkten, wie sich der „Klokapitän“ nach außen verkauft.

Malle-Hit stand Pate

Und der Name? „Meine Frau hat den Malle-Hit ‚Bierkapitän‘ einfach umkomponiert“, erklärt Schröer, wie ein paar heitere Textzeilen prägend für ein Unternehmen sein können. Das ist derweil seit dem 1. Mai am Start, nachdem der Loxstedter bereits eine Menge Erfahrung in seinem Metier gesammelt hat.

„Ich habe mich ab 2009 in Bremen zum Fachmann für Rohr- und Kanalsysteme ausbilden lassen. Mein Chef fragte mich damals, ob ich das machen will, wo ich doch vorher meine Lehre zum Baumaschinenmechaniker nicht beenden konnte“, erinnert sich Schröer, dass sein ursprünglicher Ausbildungsbetrieb insolvent ging.

Der Weg führt von Bremen nach Gelsenkirchen

Er sei dann in die andere Branche gewechselt und habe sich nach einem fließenden Übergang gut in die Thematik eingefunden. Der Handwerker erzählt von drei vierwöchigen Unterrichtsblöcken pro Ausbildungsjahr, die er in Gelsenkirchen verbracht hat. Unterbrochen von zwei bis drei Monaten, in denen er sich ganz praktisch mit der Sanierung von abwassertechnischen Anlagen oder der Entsorgung von Abfällen beschäftigte.

15 Jahre als Angestellter, seit wenigen Monaten nun als sein eigener Herr. „Ich hatte mir den Start in die Selbstständigkeit schleppender vorgestellt, doch es geht schon super an“, freut sich Schröer über eine gute Auftragslage. Seine Dienstleistung bietet er für Privatpersonen, Hausverwaltungen und Firmen an. An das öffentliche Netz darf Schröer bislang nicht: „Dafür sind Nehlsen oder die BEG zuständig. Wenn ich aber meinen KI- und Sanierungs-Schein habe, kann ich hier mitwirken“, weist der Loxstedter auf noch angestrebte Weiterbildungen in der Kanalinspektion (KI) und Instandsetzung hin.

Tobias Schröer, Fachmann für Abwasser und Rohrreinigung.

Tobias Schröer weiß, wie Abwasserrohre und Kanalsysteme zu reinigen sind. Das geht unter anderem mit der Spirale, die der „Klokapitän“ für das Foto ins Rohr hineingelegt hat. Mit diesem Gerät können Verstopfungen in der Toilette, Urinstein oder auch Fett aus Abwassersystemen beseitigt werden. Die Spirale kann dabei tief eindringen, wie der Loxstedter sagt: Das Kabel ist 25 Meter lang. Foto: ls

Weiterbildungen sind bereits geplant

Zu erwerben sind die Scheine zwar schnell – Schröer spricht von jeweils 14 Tagen: doch die damit verbundenen Kosten sind hoch. So müsste er für eine Kamera, mit der er in einen Kanal blicken kann, zwischen 70.000 und 80.000 Euro zahlen. Da genügt erst einmal diejenige, die er bereits einsetzt. „Damit kann ich sehen, wie dreckig es ist und ob es Wurzeleinlagerungen gibt.“ Weiteres Sanierungs-Equipment kostet ferner 250.000 bis 400.000 Euro.

Zwei Jahre müsse er gleichwohl selbstständig sein, um die Scheine erwerben zu dürfen. „Bis dahin findet sich eine Lösung, um eine Finanzierung auf die Beine zu stellen“, blickt Schröer optimistisch in die Zukunft. (NZ)

Equipment von Tobias Schröer

Allerlei Kabel, Reinigungsgeräte und eine Kamera sind Bestandteil des Equipments. Foto: ls

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