TMit diesen Positionen geht Schloss Agathenburg auf „Kollisionskurs“

Joana Owona lässt eine Installation von 19 verschieden beschrifteten Stein-Bruchstücken an geflochtenem Kanekalon-Haar von der Decke hängen. Foto: Joana Owona
Aufprall, Wucht und Dynamik: Die neue Ausstellung auf Schloss Agathenburg ist energiegeladen und lebt von bewussten Zusammenstößen.
Agathenburg. In diesem Jahr stehen wieder drei Ausstellungen zeitgenössischer Kunst auf dem Programm von Schloss Agathenburg. Los geht es mit „Kollisionen“. In der Schau vom 27. April bis 22. Juni werden Arbeiten von Neda Aydin, Thomas Judisch, Joana Owona und Faina Yunusova präsentiert.
In Agathenburg wird die Kunst zum Geschoss
Die von Claudia Rasztar kuratierte Ausstellung untersucht das Aufeinanderprallen von Materialien, Konzepten und Geschlechterrollen in der zeitgenössischen Kunst. Idee ist es, die Kunst selbst zum Geschoss werden zu lassen - Werke, die den Betrachtenden entgegenkommen, mit Wucht etwas auslösen oder unter einem hohen körperlichen Einsatz entstanden sind. Die künstlerischen Positionen treten dabei in einen spannungsreichen Dialog mit den historischen Räumen des Schlosses.
„In Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung ist es besonders wichtig, den Aufprall und die Kraft von Kollisionen auch in der Kunst zu reflektieren“, erläutert Kuratorin Claudia Rasztar das Konzept. „Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler repräsentieren unterschiedliche Generationen und Perspektiven, die im Dialog miteinander und mit dem historischen Raum des Schlosses zu neuen Erkenntnissen führen können.“
Thomas Judisch zeigt einen Teppich aus Patronenhülsen
Neda Aydin (*1990) untersucht in ihren Arbeiten die Kollision unterschiedlicher Materialien. Bei der in Berlin lebenden Künstlerin trifft Weiches auf Hartes und Geradliniges wird verschoben und verformt. Mit ihren Werken richtet die Meisterschülerin von Alicja Kwade den Blick bewusst auf das Abseitige, Vergessene und vermeintlich Wertlose unserer Konsumgesellschaft, wobei ihre Werke eine geradezu körperliche Wirkung entfalten.
Thomas Judisch (*1981) arbeitet mit Fundstücken, die er auf spielerische und ironische Art und Weise in einen neuen Kontext stellt. Seine Installation „Eine Ladung blauer Bohnen“ besteht aus zahlreichen zu einem Teppich arrangierten Patronenhülsen vom Übungsgelände der Bundeswehr. Für Schloss Agathenburg plant der in Dresden lebende Künstler eine neue, raumspezifische Arbeit. In seiner Serie „Herakles von Hellersdorf“ präsentiert er zudem modifizierte, in Beton gegossene Baseballschläger, die trotz ihrer Unbrauchbarkeit starke Empfindungen auslösen.
Schwere Steinplatten hängen von der Schlossdecke
Kopf hoch heißt es bei der Installation von Joana Owona. Mit „Tireless Fatigue“ zeigt die Hamburger Künstlerin eine kraftvolle Arbeit, bei der schwere Steinplatten an zahlreichen Haarsträngen von der Decke hängen. Darüber hinaus wird die junge Absolventin der HFBK Hamburg und der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts Paris eine Außenarbeit realisieren.
Faina Yunusova kommt ursprünglich aus Usbekistan und setzt sich mit Identität, Tradition und Geschlechterrollen auseinander. Die multimedialen Arbeiten der in Lörrach und Frankfurt/Main lebenden Künstlerin hinterfragen Stereotype. So verwandelt für ihre Installation Boxsäcke, die zumeist maskulin konnotiert sind, mit bedruckten Stoffen und Luftballons in etwas Zartes.
Zum Auftakt gibt es eine Kunst-Performance
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonnabend, 26. April, um 18 Uhr mit Kuratorin Claudia Rasztar und den ausstellenden Künstlern. Als Highlight wird die Performancekünstlerin Stefanie Trojan den Abend mit einer ortsspezifischen Intervention begleiten. In ihren Performances wie „schmiegsam“, „wange an wange“ oder „halten“ erzeugt sie Momente der Nähe, Irritation oder des Unbehagens, die die Grenzen zwischen Betrachtenden und Kunstschaffenden bewusst verschwimmen lassen.

Kuratiert werden die Kunstausstellungen auf Schloss Agathenburg von Claudia Rasztar. Foto: Weselmann
Begleitet wird die Ausstellung von „Art & Aperitiv“ am Donnerstag, 8. Mai, um 18 Uhr. Außerdem steht am 24. Mai um 15 Uhr eine Tandem-Führung mit der Kuratorin und Künstlerin Joana Owona auf dem Programm. Eintritt frei und verlängerte Öffnungszeiten bis 20 Uhr heißt es derweil am 23. Mai und 13. Juni unter dem Motto „Freitag ist Frei-Tag“.
Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr sowie Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Für Gruppen und Schulklassen sind nach Absprache auch andere Zeiten möglich. Der Zutritt zum Schlossmuseum inklusive Kunstausstellung kostet 6 Euro (ermäßigt 4 Euro). Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.