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Energieversorgung

TMitten im Watt: Horneburger reparieren Gasleitung vor Borkum

Das Transportschiff brachte Bagger und Arbeitsgeräte zum Einsatzort im Watt. Die Grube schützen Spundwände gegen die Flut.

Das Transportschiff brachte Bagger und Arbeitsgeräte zum Einsatzort im Watt. Die Grube schützen Spundwände gegen die Flut. Foto: Bardenhagen

Eine Inspektion entdeckt ein Problem an den Erdgasleitungen zur Insel. Die Horneburger Firma Bardenhagen soll helfen, doch die Gezeiten machen es ihr schwer.

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Von Steffen Buchmann
Montag, 07.10.2024, 14:15 Uhr

Horneburg. Gerade mal etwa 5000 Menschen leben auf Borkum. Doch die größte der Ostfriesischen Inseln ist bei Touristen beliebt: Jährlich zieht es fast eine Viertelmillion Menschen auf den „schönsten Sandhaufen der Welt“. Versorgt werden die Insulaner mit wichtigem Erdgas über zwei Leitungen mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern vom Festland aus. Doch eine Leitung machte kürzlich Probleme.

Bei der letzten routinemäßigen Inspektion der Borkumer Erdgasleitungen durch die EWE Netz GmbH stieß der Energieversorger auf ein Hindernis. „Ein Molch, ein spezielles Inspektionswerkzeug, ist in einer der beiden Erdgasleitungen stecken geblieben“, wie EWE-Sprecher Volker Diebels mitteilt. Für die Inspektion einer Leitung wird die Zufuhr unterbrochen, das restliche Gas verbrauchen die Borkumer. Anschließend wird die Leitung mit Wasser gefüllt, um den Molch einzuführen.

Horneburger Techniker reisen per Schiff nach Borkum

Die weitere Versorgung stellt der Energieversorger über die zweite intakte Leitung sicher, sagt EWE-Sprecher Diebels. Doch das Werkzeug konnte nicht geborgen werden. Deshalb zog die EWE das Horneburger Rohrleitungsunternehmen Bardenhagen hinzu.

Mit flüssigem Stickstoff frosten die Techniker die betroffene Stelle an der Erdgasleitung.

Mit flüssigem Stickstoff frosten die Techniker die betroffene Stelle an der Erdgasleitung. Foto: Bardenhagen

„Wir wurden beauftragt, ein etwa 1,5 Meter langes Rohrstück aus der Erdgasleitung herauszuschneiden“, sagt Oliver Volkmann, stellvertretender Niederlassungsleiter bei Bardenhagen, dem TAGEBLATT. Hierfür setzte das Unternehmen auf das Rohrfrostungsverfahren, bei dem ein kurzzeitiger Verschluss der Leitung entsteht.

Permanente Überwachung mit Schlafcontainer und eigenem Koch

Der Einsatz Mitte Mai 2024 war jedoch kein herkömmlicher: Die Einsatzstelle lag mitten im Wattenmeer vor Borkum. Für die Arbeiten wurde eine etwa 60 Quadratmeter große und 6,5 Meter tiefe Baugrube ins Watt gegraben. Um die Arbeiter vor den Gezeiten zu schützen, wurde die Grube mit Spundwänden gesichert und das Arbeitsmaterial auf Schwimmpontons gelagert.

„Zwei unserer Techniker waren zwei Tage vor Ort im Einsatz“, sagt Oliver Volkmann. Der Hintergrund: Die Froststellen an der Rohrleitung mussten permanent überwacht werden. „Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Frostung auflöst und sich das Wasser aus der ganzen Leitung entleert“, erklärt Volkmann. Deshalb mussten die Techniker auch in einem Container auf dem Wattenmeer übernachten, sogar mit einem eigenen Koch.

Enges Zeitfenster für Transport über die Nordsee

Insbesondere der Transport des Arbeitsmaterials wie etwa der Flüssigstickstoff sei eine Herausforderung gewesen. „Wir hatten nur ein kurzes Zeitfenster von sechs Stunden, um alles zur Baugrube zu bekommen“, sagt Oliver Volkmann. Das Boot sei am Ende sogar schon über das Watt gerutscht.

Auf Pontons war neben Arbeitsgeräten auch ein Schlafcontainer für die Techniker untergebracht.

Auf Pontons war neben Arbeitsgeräten auch ein Schlafcontainer für die Techniker untergebracht. Foto: Bardenhagen

Am ersten Tag haben die Techniker alles Notwendige vorbereitet und eingerichtet. Am nächsten Morgen seien die Arbeiten mit Sonnenaufgang gestartet, sagt Volkmann. Zwei Stunden habe das Einfrosten des Rohrstückes gedauert. Danach trennte ein weiteres Team das Rohrstück heraus, barg den Molch und verschweißte das neue Rohrstück.

„Insgesamt dauerte der Einsatz an der Rohrleitung etwa acht Stunden“, sagt Oliver Volkmann. Schlussendlich musste der TÜV noch die Schweißstelle abnehmen, bevor die Bardenhagen-Techniker den flüssigen Stickstoff entfernen und das Auftauen der Leitung beginnen konnten. Nach einer erneuten Molchung konnte die EWE Netz GmbH die zweite Leitung für Borkum wieder freigeben. „Das war ein anspruchsvoller Einsatz, den wir so nicht alle Tage haben“, betont Bardenhagen-Mitarbeiter Volkmann.

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