TMorddrohung nach Gewaltausbruch: Jetzt sprechen die Jugendtrainer

Birk Virkus (links) und Ole Aldag (rechts) waren als Trainer der U14-Junioren des JFV Bremerhaven Betroffene eines Gewaltvorfalls im Fußball. Foto: Justin Womble/RTA
Die U14-Mannschaft des JFV Bremerhaven war an einem der drei Spiele beteiligt, die den Bremer Fußball-Verband zur Entscheidung einer Generalabsage veranlasst haben. Das Trainer-Duo Ole Aldag und Birk Virkus erzählt, was vorgefallen ist.
Bremerhaven. Drei Gewaltvorfälle auf den Plätzen im Land Bremen waren es, die den Bremer Fußball-Verband (BFV) dazu veranlasst haben, die Notbremse zu ziehen. Am vergangenen Wochenende ruhte wegen des vom BFV verhängten Spielverbots von den D-Junioren aufwärts der Ball.
Trainer-Duo ist entsetzt über die Aggressionen
An einem der Spiele, die aus Sicht des Verbandes das Fass zum Überlaufen brachten, waren die U14-Kicker des JFV Bremerhaven beteiligt - als Betroffene, nicht als Unruhestifter. Das Trainer-Duo Ole Aldag und Birk Virkus ist auch knapp zwei Wochen nach dem Verbandsligaspiel beim TuS Komet Arsten entsetzt über die Aggressionen bei einem C-Jugendspiel.
Drei Jugendliche laufen auf den Platz
Für Aldag kam die Eskalation wie aus heiterem Himmel. „Das war ein überragend faires Spiel. Es lief die letzte Minute, wir lagen 1:3 zurück. Das Ergebnis war in Ordnung“, erzählt der JFV-Coach.
Plötzlich seien nach einem normalen Zweikampf zwischen einem Arstener und einem Bremerhavener drei jugendliche Zuschauer auf den Platz gelaufen und hätten versucht, Jagd auf den Gästespieler zu machen. „Das war wohl der Bruder von irgendwem aus der Mannschaft plus Freunde“, vermutet Aldag.
Birk Virkus stellt sich schützend vor seinen Spieler
Näher dran am Geschehen war Birk Virkus, der gerade einen angeschlagenen JFV-Spieler behandelte und deshalb auf der Seite war, wo die Zuschauer standen. „Ich wusste nicht einmal, in welche Richtung der Schiedsrichter pfeifen würde. Es war überhaupt keine üble Stimmung auf dem Platz“, wundert sich Virkus, warum die Emotionen bei den Jugendlichen nach dem Zweikampf außer Kontrolle gerieten.
Zum Glück erfasste Virkus die Situation schnell und stellte sich schützend vor seinen Spieler. „Das war schon relativ bedrohlich. Unser Spieler hat mir nachher erzählt, dass er Angst hatte“, erklärt der ehemalige Verbandsligaspieler von SFL Bremerhaven. Zudem sei das Trainerteam des TuS Komet den bedrängten Gästen zur Hilfe geeilt: „Die Reaktion von Komet war sehr gut.“ Auch der junge Schiedsrichter habe schnell geschaltet und die Partie nicht wieder angepfiffen.
„Ich kann mich mit so etwas nicht identifizieren. Es war ein ganz normales Fußballspiel, bei dem es nur um drei Punkte ging.“
Ole Aldag, Trainer der U14-Fußballer des JFV Bremerhaven
Morddrohung gegen den JFV-Trainer
Obwohl es zu keinen körperlichen Übergriffen gekommen ist, hat der Vorfall Virkus ziemlich mitgenommen. Als er sich schützend vor den JFV-Spieler gestellt habe, seien zwei weitere Jugendliche auf den Platz gestürmt und hätten ihn verbal auf übelste Weise bedroht. „Es hieß: ,Fass meinen Bruder nicht an, sonst bringe ich dich um. Ich steche dich ab.‘ Ich habe noch nicht erlebt, dass ich bei einem C-Jugendspiel eine Morddrohung erhalten habe“, sagt der JFV-Coach.
Für die Krawallmacher war die Angelegenheit mit dem Verweis vom Platz, den ihnen die TuS-Trainer erteilten, offensichtlich nicht erledigt. Nachdem sie Verstärkung zusammengetrommelt hatten, warteten sie auf dem Parkplatz auf die Gäste. Auch hier war es dem Eingreifen des gastgebenden Vereins zu verdanken, dass sich die Bremerhavener unbeschadet auf den Heimweg begeben konnten.
JFV hat Wert auf den Bericht gelegt
„Wir sind noch ganz gut davongekommen“, zieht Aldag sein Fazit aus diesem bitteren Samstagnachmittag. Für ihn sei klar gewesen, dass man einen Bericht über den Vorfall an den Verband schicken werde. Dabei habe man auch die positive Rolle des TuS Komet Arsten hervorgehoben, aber Aldag sieht den Bremer Verein auch in der Pflicht. „Die kennen diese Leute ja. Da erwarte ich schon, dass ein Platzverbot ausgesprochen wird. Sonst sind die in drei Wochen wieder da.“
Sein Trainerkollege Virkus hat darüber nachgedacht, Anzeige gegen die Jugendlichen zu erstatten. Nach Rücksprache mit einem befreundeten Polizisten habe er darauf verzichtet: „Er hat mir gesagt, dass da nichts passieren wird und dass das zu den Akten gelegt wird.“
Profi-Bereich steht mit in der Verantwortung
„Ich kann mich mit so etwas nicht identifizieren. Es war ein ganz normales Fußballspiel, bei dem es nur um drei Punkte ging“, regt sich Aldag auf. In seiner Funktion als Manager des Sporthotels Dorum hat Aldag kürzlich erleben müssen, dass ein Zehnjähriger bei einem Turnier einem Gegenspieler einen Faustschlag verpasst habe. Um die Gewalt auf den Plätzen einzudämmen, ist nach Aldags Meinung auch der Profi-Bereich gefordert. Gerade der respektlose Umgang mit Schiedsrichtern werde dort oft vorgelebt.
Virkus ist froh, dass der Vorfall bei dem JFV-Spieler keine Spuren hinterlassen hat: „Wir hatten am Montag danach wieder Training, da war das bei den Jungs kein Thema mehr.“