Muss ich mehr Grundsteuer zahlen? Das müssen Sie zur Reform wissen

Trugschluss: Ein höherer Hebesatz bedeutet nicht automatisch, dass Einwohner mehr Grundsteuer zahlen müssen. Foto: Jens Büttner/ZB/dpa
Zum Jahresende ändern sich die Grundsteuer-Hebesätze in vielen Kommunen. Das Land Niedersachsen geht bei der Reform einen Sonderweg. Was das für Eigentümer bedeutet.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Für viele Menschen in Niedersachsen ändert sich im neuen Jahr, wie viel Geld sie für die Grundsteuer zahlen müssen. Zum ersten Mal kommt eine neue Berechnung zum Tragen, bei der Niedersachsen einen Sonderweg geht.
Zwar soll die Summe der Einnahmen in vielen Städten gleich bleiben, wie eine Befragung der dpa zeigt, allerdings werden einige Hausbesitzer und Mieter mehr zahlen müssen als bisher - und andere weniger.
Wie verändern sich die Hebesätze in den Städten?
Mit dem sogenannten Hebesatz können die Städte festlegen, wie viel Geld sie mit der Grundsteuer einnehmen. Weil sich das Berechnungsverfahren ändert, bedeutet ein höherer Hebesatz diesmal allerdings nicht automatisch eine höhere Belastung für die Einwohner.
Ein Überblick über einige neue Hebesätze für die Grundsteuer B für bauliche Grundstücke:
Ein landesweites Vergleichsportal für die Grundsteuer-Hebesätze gibt es in Niedersachsen anders als in anderen Bundesländern nicht.
Wird die Steuer 2025 dadurch teurer?
Nein, jedenfalls nicht für jeden. Alle genannten Städte beabsichtigen mit den neuen Hebesätzen eine aufkommensneutrale Änderung. Das heißt: Der Steuerertrag der jeweiligen Stadt soll gleich bleiben.
„Mit dem Vorschlag für die künftigen Hebesätze lösen wir das Versprechen ein, nach der Reform nicht mehr Grundsteuer zu vereinnahmen als heute“, sagt etwa Hannovers Finanzdezernent Axel von der Ohe. Auch aus Bremen heißt es, der höhere Hebesatz sei notwendig, um aufkommensneutral zu sein.
Grundsteuerreform
T Weniger Airbus-Steuern: Müssen Agathenburger jetzt draufzahlen?
In Oldenburg rechnet die Stadt damit, dass das Steueraufkommen in Summe sogar etwas niedriger sein wird als zuletzt: Um einen rechtssicheren Hebesatz zu haben, kalkuliert man dort einen Puffer von 700.000 Euro ein. Auch in Lüneburg wurde der Hebesatz nach Angaben der Stadt „abgerundet“.
Wer muss mehr zahlen als bisher und wer weniger?
Das hängt vom sogenannten Grundsteuer-Messbetrag ab. Der Hebesatz einer Stadt ist für alle Einwohner und Grundstücke gleich. Der Messbetrag ist dagegen von Grundstück zu Grundstück unterschiedlich.
In Niedersachsen werden sowohl die Fläche von Grund und Boden als auch die Lage in die komplizierte Berechnung einbezogen. Dieses Vorgehen greift 2025 zum ersten Mal - daraus resultieren die Verschiebungen unter den Steuerzahlern.
Wie hat sich die Grundsteuer in den vergangenen Jahren entwickelt?
Auch, wenn die neuen Hebesätze für 2025 nicht zu einer insgesamt steigenden Steuerlast führen sollten, gilt: Viele Menschen zahlen heute mehr für die Steuer als noch vor einigen Jahren. Aus Daten des Landesamts für Statistik geht hervor, dass der Hebesatz für die Grundsteuer B im Jahr 2023 in Niedersachsen im Durchschnitt bei 452 Prozent lag.
Im Jahr 2022 waren es noch 445 Prozent. Damit setzte sich ein mehrjähriger Trend fort. Viele Kommunen haben die Steuer also schon vor der Reform angehoben.
Wer muss die Grundsteuer zahlen?
Bezahlen muss die Grundsteuer im Prinzip jeder, der ein Grundstück sein Eigentum nennt. Das gilt auch für Eigentumswohnungen. Wer das Grundstück allerdings vermietet oder verpachtet, kann die Forderungen über die Nebenkosten an die Mieter oder Pächter weiterreichen.
Wer bekommt die Einnahmen?
Für die Städte und Gemeinden ist die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen. Im Jahr 2023 lag das Steueraufkommen für bebaubare und bebaute Grundstücke in Niedersachsen bei rund 1,5 Milliarden Euro. Die Kommunen warnten daher im Zuge der Reform davor, die Steuer an sich infrage zu stellen. Nur mit diesen Einnahmen könnten sie sich zum Beispiel um Straßen, Schulen, Feuerwehren, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen kümmern.
Warum gibt es eine Reform?
Das Bundesverfassungsgericht hatte veraltete Bewertungsgrundlagen moniert. Bis Ende 2019 musste der Bund daraufhin ein neues Grundsteuergesetz beschließen. Die Länder dürfen aber vom Bundesmodell abweichen - eine Möglichkeit, von der Niedersachsen Gebrauch macht.
Wie sieht Niedersachsens Sonderweg aus?
Das niedersächsische Modell ist eine Berechnung, die sowohl die Bodenfläche und die Gebäudefläche als auch die Lage der Grundstücke berücksichtigt. Niedersachsen löst sich dabei - anders als der Bund - vom Wert des Grundstücks. Das sei weniger aufwendig und leichter nachvollziehbar, hieß es.
Haben alle ihre Grundsteuererklärungen abgegeben?
Nein. Für rund 3,52 Millionen Einheiten mussten Grundsteuererklärungen eingereicht werden - eingegangen sind nach Angaben des Finanzministeriums bis Mitte Dezember jedoch nur rund 3,27 Millionen. Bei den meisten ausstehenden Erklärungen seien die Angaben daraufhin mittlerweile geschätzt worden. Für die Eigentümer kann eine fehlende Grundsteuererklärung einen Verspätungszuschlag von 25 Euro pro Monat bedeuten.
Gegen rund 455.000 Grundsteuer-Messbescheide wurden derweil Einsprüche eingelegt. Entscheiden müssen darüber die Finanzämter jeweils im Einzelfall. 92.000 Fälle wurden laut Finanzministerium bis Ende Oktober erledigt, 79.000 davon mit einer Änderung des Bescheids.