TNach 22 Jahren: Sie schließen ihr Restaurant im Stader Nachbarkreis
Für Maren Rickmann-Schmidt und ihren Mann Wilfried Schmidt war die Entscheidung, den Tafelhof zu schließen, schwer. Foto: Lothar Scheschonka
Für Ehepaar Schmidt endet ein besonderer Lebensabschnitt. Sie blicken zurück auf unvergessliche Momente. Ein emotionaler Abschied.
Landkreis Cuxhaven. Nach 22 Jahren endet für Maren Rickmann-Schmidt und ihren Mann Wilfried Schmidt ein ganz besonderer Lebensabschnitt. Die Betreiber des Tafelhofs in Sellstedt haben einen emotionalen Entschluss gefasst: Sie stellen den Betrieb ihres Restaurants ein. Zum Ende des Jahres schließt die beliebte Gaststätte in der Geestensether Straße 40. Die Entscheidung fiel den beiden alles andere als einfach.
„Mein Mann ist fast 77 Jahre alt, und auch ich merke, dass mein Körper nicht mehr so mitspielt, wie ich es möchte“, begründet Maren Rickmann-Schmidt den Entschluss. Hinzu komme die große Verantwortung, die mit dem Betrieb verbunden sei, und die steigenden Preise für Lebensmittel, die sich kaum noch mit den Verkaufspreisen decken ließen.
Auch die privaten Feiern seien kleiner und weniger geworden. „Die jüngere Generation feiert lieber Gartenpartys im kleinen Kreis“, vermutet Schmidt. Renovierungsbedarf und die Notwendigkeit, das Gebäude auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen, machten die Entscheidung endgültig: „Es passt einfach nicht mehr.“
Die Entwicklung des Tafelhofs zu einem Ort voller Erinnerungen
Die Geschichte des Tafelhofs beginnt bereits vor dem Jahr 2003. „Wir waren zuvor im Catering im Fischbereich tätig, immer häufiger fragten unsere Kunden nach einem festen Standort“, blicken die Gastgeber zurück. „Auf der Suche nach Räumlichkeiten wurden wir in Sellstedt fündig.“
Über die Jahre hat sich die Gaststätte stetig weiterentwickelt: Räume wurden neu gestrichen, ein großer Tresen für Live-Cooking eingebaut. Auch wurde ein Garten angelegt, der zunächst nur aus Plattenwegen und Rasen bestand, dann aber zu einer grünen Oase wurde.

Der Tafelhof in Sellstedt schließt zum Ende des Jahres. Es ist das einzige Restaurant in Sellstedt und der näheren Umgebung. Foto: Scheiter
Umso schwerer fällt der Abschied. „Den Kontakt zu den Gästen werden wir am meisten vermissen“, sagt Rickmann-Schmidt. Das gemeinsame Zusammensitzen nach Feierabend, das Lachen und die Gespräche mit Menschen, die man über Jahre hinweg begleitet hat, hinterlassen eine große Lücke.
Auch das Team ist emotional betroffen: Im Tafelhof arbeiten zwei Festangestellte und über zehn Aushilfskräfte. Sie alle müssen sich am Ende des Jahres von ihrem derzeitigen Arbeitsplatz verabschieden. „Aber unser Koch sagte ganz klar, dass er bis zum Schluss bleibt“, freut sich Rickmann-Schmidt.
Von harten Anfängen zu starkem Zusammenhalt
Den Start in Sellstedt beschreibt Schmidt als schwierig. „Wir brauchten mehrere Jahre, um hier richtig anzukommen“, so Schmidt. „Viele haben uns anfangs nicht akzeptiert.“ Das habe sich im Laufe der Jahre geändert. „Jetzt wollen sie uns nicht mehr missen“, erzählt er weiter. „Die Gäste reagieren sehr bestürzt, wenn sie erfahren, dass wir schließen.“
Rückblickend ist der Tafelhof für die beiden mehr als ein Betrieb. Er war ein Lebensabschnitt, voller Höhen und Tiefen, Sorgen und Freude und vor allem ein Ort der Gemeinschaft. „22 Jahre sind keine kurze Zeit. Wir haben alles erlebt – von traumhaften Hochzeiten über Silvesterbälle bis hin zu den schwierigen Zeiten während der Corona-Pandemie.“
Schmidt erwähnt auch den starken Zusammenhalt, der gerade in der Corona-Zeit spürbar wurde. Zu dieser Zeit gab es im Tafelhof nur Speisen zum Abholen. „Und plötzlich haben Gäste einmal die Woche bei uns ihr Essen geholt, die früher nur einmal im Monat da waren“, erinnert sich der Gastronom. „Wir bedanken uns bei allen Gästen und Stammgästen, die auch in den schweren Zeiten zu uns gehalten haben. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen.“
Das Ende eines Kapitels und der Beginn von etwas Neuem
Nach der Schließung des Tafelhofs gibt es kein Restaurant mehr in Sellstedt. „Das macht es umso schwerer“, sagt Rickmann-Schmidt. „Eine schöne Pizza essen gehen, das geht dann in der näheren Umgebung nicht mehr“, erzählt die 61-Jährige. „Das tut uns auch weh.“
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Der Tafelhof schließt offiziell am Sonntag, 28. Dezember. Vom 28. bis zum 30. Dezember, jeweils von 11 bis 18 Uhr, findet ein Flohmarkt statt, auf dem Schmidt und Rickmann-Schmidt die verbliebenen Utensilien des Tafelhofs verkaufen wollen. Danach beginnt für die beiden ein neues Kapitel. Was nach der Schließung mit den Räumlichkeiten passiert, wissen die beiden nicht.
Ein Blick nach vorne auf den neuen Lebensabschnitt
„Je näher wir uns dem Ende des Jahres nähern, desto nachdenklicher werden wir“, verrät Rickmann-Schmidt. Dennoch sehen die beiden Sellstedter auch eine positive Seite am neuen Lebensabschnitt. „Wir müssen mal ein bisschen herunterkommen. Wir haben in all den Jahren nie richtig Urlaub gemacht“, erzählt sie.
Ihr Mann hingegen ist sich dabei noch nicht ganz sicher. „Wenn man plötzlich von 100 auf 0 runterkommt – da muss ich mich erst einmal dran gewöhnen“, sagt der 76-Jährige. „Ich brauche eigentlich immer etwas zu tun. Aber da findet sich schon etwas Neues.“