Zähl Pixel
Jugendgewalt

TNach Drohvideo: Polizei schnappt sich Anführer der Harsefelder Jugendbande

Die Jugendlichen haben in Harsefeld ihre Taten gefilmt und ins Internet gestellt.

Die Jugendlichen haben in Harsefeld ihre Taten gefilmt und ins Internet gestellt. Foto: Screenshot

Harsefeld kommt nicht zur Ruhe. Während sich am Freitag eine hochkarätige Behörden-Runde zum Thema Jugendbande traf, mussten Polizisten gegen einen der Haupttäter vorgehen.

author
Von Pauline Meyer,
author
Von Karsten Wisser
Freitag, 05.09.2025, 18:47 Uhr

Harsefeld. Eigentlich sollte das hochkarätige Gipfeltreffen in Harsefeld zur Beruhigung der Situation beitragen. Aber noch während Polizei und Behördenvertreter das Vorgehen gegen die Jugendbande besprachen, musste die Polizei ausrücken. Einer der mutmaßlichen Haupttäter hatte ein Video auf der Plattform Tiktok veröffentlicht. Darin war die Rede vom „Plattmachen“.

Tiktok-Video sorgt für einen Polizeieinsatz in Harsefeld

Die Polizei kassierte den ortsbekannten, 16-jährigen Jugendlichen ein und führte mit ihm eine sogenannte Gefährderansprache durch. Das ist ein Mittel, das die Polizei zum Beispiel bei drohenden Auseinandersetzungen im Clan-Milieu einsetzt. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage diese TAGEBLATT-Informationen.

Es war nicht das erste Video des Jugendlichen in den vergangenen Wochen, das in Harsefeld für Beunruhigung gesorgt hatte. Schon vor zwei Wochen gab es einen Video-Schnipsel, der eine Waffe und eine Liedzeile zeigte. Die Polizei kannte den Beitrag und stufte ihn nach eigenen Angaben als ungefährlich ein.

Diesmal ist Lüneburgs Polizeipräsidentin in Tatortnähe

„Es gab und gibt keine Amok-Gefährdung“, sagt Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach zum alten Video. Beim neuesten Video hat die Polizei jetzt anders reagiert.

Kathrin Schuol, Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Lüneburg.

Kathrin Schuol, Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Lüneburg. Foto: Philipp Schulze/dpa

Zum Jugendbande-Gipfeltreffen war Lüneburgs neue Polizeipräsidentin Kathrin Schuol am Freitag nach Harsefeld gekommen. Sie ist seit Anfang Juli Chefin der Polizeidirektion Lüneburg und damit Chefin der Polizei im Landkreis Stade. Diese war durch Inspektionsleiter Jan Kurzer und den Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes des Polizeikommissariats Buxtehude, Axel Klie, vertreten.

Brutale Videos aus Harsefeld schocken bundesweit

Dabei waren auch Harsefelds Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück und Fleckenbürgermeisterin Susann de Bruijn, Vertreter der Selma-Lagerlöf-Oberschule und des Aue-Geest-Gymnasiums sowie Elternvertretungen. Ebenso waren das Kreis-Jugendamt und die Landesschulbehörde bei der Konferenz in der Harsefelder Jugendbegegnungsstätte (Jubs) anwesend.

Die sogenannte Consti-Gang hatte für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Sie hatte brutale Videos veröffentlicht. Dort war zu sehen, wie sie andere Kinder und Jugendliche zusammenschlägt.

Unsicherheitsgefühl passt nicht zur Sicherheitslage

Das Krisentreffen beschreibt Bürgermeisterin Kück als sinnvollen, guten Austausch. „Wir haben intensiv über die Vorfälle gesprochen“, sagt sie. Gemeinsam habe man Handlungsstrategien ausgearbeitet und die Rolle jedes Einzelnen im Kontext der Situation festgehalten. Hier ging es um Zuständig- und Verantwortlichkeiten. Das sei besonders gegenüber den Eltern ein Zeichen, dass man sich kümmere.

Ute Kück (parteilos), Samtgemeindebürgermeisterin von Harsefeld.

Ute Kück (parteilos), Samtgemeindebürgermeisterin von Harsefeld. Foto: Sina Schuldt/dpa

Am Ende einigten sich die Teilnehmer auf vier Kernaussagen. „Wir sind multiprofessionell zusammengekommen, weil wir das entstandene Unsicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst nehmen“, so die erste abgestimmte Aussage.

Die zweite Aussage dürfte angesichts des parallel zum Treffen stattgefundenen erneuten Vorfalls bei den Menschen nur auf begrenztes Verständnis stoßen. „Das Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung stimmt nicht mit der objektiven Sicherheitslage überein“, heißt es.

Fremde Jugendliche: Gymnasium verriegelt die Türen

Dazu passt, dass das Gymnasium seit Schuljahresbeginn die Türen um 8.05 Uhr absperrt. Grund ist, dass Schüler der Oberschule unbefugt im Gymnasium aufgetaucht sind. Ob es bei den Ausflüglern eine Schnittmenge mit der Jugendbande gibt, ist unklar.

Der andere der beiden Haupttäter war zuerst in einer anderen Region Deutschlands in einer Jugendhilfemaßnahme untergebracht. Inzwischen ist er sogar im Ausland. Das Problem beim aktiven Teil des Anführerduos der Jugendbande ist, dass nach TAGEBLATT-Informationen die Eltern die Behörden nicht unterstützen. Sie sollen ihren Sohn in der Opferrolle sehen.

Verfestigung von gewalttätigem Verhalten entgegenwirken

Die weiteren Botschaften des Gipfeltreffens: „Jugenddelinquenz braucht gemeinsames abgestimmtes Handeln. Jugendhilfe, Schule, Schulträger, Polizei und weitere Akteure stimmen die Maßnahmen eng miteinander ab, arbeiten gemeinsam lösungsorientiert zusammen und sorgen dafür, dass für alle Menschen ein sicherer Rahmen bestehen bleibt.“

Nachrichten aus der Region

Außerdem: Ziel sei, Sicherheit durch Prävention und Intervention zu gewährleisten. Neben der konsequenten Ahndung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten setzen Polizei und beteiligte Stellen auf Präventionsarbeit und Dialog mit guter Kommunikation. Alle Kinder und Jugendlichen sollen eine erfolgreiche Sozialisation erhalten. Der Verfestigung von kriminellem und gewalttätigem Verhalten werde entgegengewirkt.

Die Jugendlichen haben in Harsefeld ihre Taten gefilmt und ins Internet gestellt.

Die Jugendlichen haben in Harsefeld ihre Taten gefilmt und ins Internet gestellt. Foto: Screenshot

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel