TNachruf: Das bewegte Leben von CDU-Urgestein Heinrich Augustin

Bundesverdienstkreuzträger Heinrich Augustin hat sich sehr für den Landkreis Stade eingesetzt. Mit 87 Jahren ist er gestorben (Archivbild). Foto: Strüning
Trauer um Heinrich Augustin: Der Christdemokrat ist im Alter von 87 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Viele Jahrzehnte hat er politisch mitgestaltet. Wer war der Mensch?
Buxtehude. „Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben!“: Diesen Rat von Wilhelm Busch habe er viel zu spät gelesen, sagte Heinrich Augustin, als ihm 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde. Doch er hat ihn auch danach nie beherzigt. Feuerwehr, Jägerschaft, Rotary-Club, Agrarpensionisten: Heinrich Augustin engagierte sich in vielen Ämtern und strahlte dabei Freude aus. Besonders in der Politik.
Seine politische Laufbahn begann im Buxtehuder Ortsteil Ottensen, wo Heinrich Augustin, den viele „Hein“ nannten, am 30. Oktober 1937 auf einem Hof geboren wurde, der dort seit 500 Jahren besteht. Elternhaus und Schule formten seine politische Haltung.
Doppelkopf-Runden mit Helmut Dammann-Tamke
„Er war ein Konservativer mit festem christlichen Wertefundament und hohen ethisch-moralischen Maßstäben“, sagt der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke, den Augustin seit den 90er Jahren politisch förderte. Die Freundschaft, die sie verband, schloss regelmäßige Doppelkopf-Runden ein.
An der Halepaghen-Schule in Buxtehude, wo Augustin 1958 sein Abitur machte, lernte er die parlamentarische Demokratie schätzen. Er war der heimischen Scholle verbunden, aber neugierig und weltoffen. Schon während des Studiums zog es ihn in die weite Welt. In den Semesterferien arbeitete er als Messejunge auf einem Frachter, der Passagiere nach Chicago und zurück nach Hamburg brachte. Später folgten viele Reisen, nicht nur innerhalb Europas, sondern auch nach Amerika, Afrika und mit der transsibirischen Eisenbahn nach Asien.
Heinrich Augustin studierte zunächst Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen. Doch als sein älterer Bruder verunglückte, sattelte er um, machte seinen Meister und seinen Diplom-Agraringenieur in Landwirtschaft und übernahm den elterlichen Betrieb in Ottensen.
Vom Ortsrat Ottensen bis in den Niedersächsischen Landtag
Im Ortsrat begann 1964 seine politische Karriere und damit ein steiler Aufstieg: 1972 folgte der Buxtehuder Rat, ab 1976 der Kreistag und 1986 der Landtag in Hannover, wo er zwei Wahlperioden Abgeordneter war.
Viele schätzten seine freundliche Art und sein Engagement für die Gemeinschaft. Sein ausgleichendes Wesen machte ihn zu einem hervorragenden Chef der CDU-Kreistagsfraktion, sagt Helmut Dammann-Tamke. „Er konnte sich aber auch durchsetzen, wenn nötig“, ergänzt Richard Wilke aus Horneburg, der im Kreistag sein Nachfolger und ebenfalls ein Doppelkopf-Freund wurde.
Top-Themen: A26 und Fusion der Krankenhäuser
Die Fusion der Krankenhäuser in Buxtehude und Stade, der Bau der A26 und die regionale Naturschutzplanung waren Themen, die Augustin über Jahre beschäftigten und bei denen er sich stark einbrachte. In Buxtehude war er auch als Strippenzieher im Hintergrund bekannt. Ehrlich und verlässlich sei er dabei immer geblieben - das sagen nicht nur seine politischen Freunde.
Heinrich Augustin wird in der Politik vermisst werden - und natürlich von seiner Familie, zu der seine Frau, drei Söhne und neun Enkelkinder gehören und die für ihn ganz oben stand. Auf das erste Urenkelkind, das unterwegs ist, hatte er sich schon gefreut. Als er vor drei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, bestellte er sich sofort die Briefwahlunterlagen. Kurz vor seinem Tod hat er noch gewählt.