TNeue Ära bei der AOS: Das sind die Pläne der neuen Chefin

Noch sind sie ein Trio in der Geschäftsführung (von links): Hartmut Borchers, Dr. Irene Pötting als neue Chefin und der demnächst ausscheidende Volker Richter. Foto: Richter
Chefwechsel bei der Alumium Oxid Stade: Volker Richter geht, Irene Pötting ist schon da. Sie steigt ins Unternehmen in keiner leichten Zeit ein.
Stade. Auch wenn das Unternehmen die neue Geschäftsführerin jetzt der Öffentlichkeit vorstellt, ist sie firmenintern keine Unbekannte mehr. Dr. Irene Pötting arbeitet sich seit Mai in ihre neue Funktion an der Seite von Volker Richter ein, der wird wiederum Ende November nach 13 Jahren als Chef von AOS Stade in Rente gehen.
Doppelspitze für die Technik und das Kaufmännische
Die AOS arbeitet mit einer Doppelspitze. Hartmut Borchers aus Bützfleth ist als Geschäftsführer für den Bereich Technik zuständig, Irene Pötting als Richters Nachfolgerin fürs Kaufmännische „und alles andere“, wie sie mit einem Lachen sagt. Wie zum Beispiel die Immobilien. Das Grundstück, das zur Firmengruppe von AOS-Inhaber Victor Dahdaleh gehört, ist deutlich größer als das Werk.
Die AOS scheint das Tal der Tränen in der Energiekrise mit extrem gestiegenen Kosten bei Gas und Strom durchschritten zu haben. Nachdem im vergangenen Jahr die Produktion stark gedrosselt worden war, hat die AOS die Herstellung von Aluminiumoxid wieder hochgefahren auf Vollast. Das bestätigen die drei Geschäftsführer im TAGEBLATT-Gespräch. Dennoch gibt es handfeste Sorgen.

Direkt an der Elbe liegt das AOS-Werk; rechts das rote Bauxit, das zu Aluminiumoxid verarbeitet wird. Foto: Martin Elsen
Das Problem der AOS sind die Gaskosten. Die seien zwar gefallen, aber immer noch dreimal so hoch wie vor der Energiekrise. Bei einem Energieverbrauch von 2,2 Terawatt pro Jahr tut das schon weh. Was Volker Richter besonders ärgert sind die Nebenkosten für Gasspeicher und -leitungen, die der Bund aufruft. Da erwartet die AOS-Spitze ein deutliches Entgegenkommen. Bei allen Anstrengungen, das Werk zu dekarbonisieren, geht Richter davon aus, dass die energieaufwendigen Prozesse zehn Jahre mit Gas befeuert werden müssen.
Energie macht 50 Prozent der AOS-Kosten aus
Im Kostenmanagement sieht Irene Pötting ihre vordringlichste Aufgabe. Schließlich würden Gas und Strom 50 Prozent der Kosten des Werkes ausmachen. Die Energie-Kosten in den Griff zu bekommen, ist die eine Sache, die Mitarbeiter zu halten und neue Kräfte zu finden die andere.
Die Belegschaft der AOS zeichne sich durch eine hohe Treue zum Unternehmen aus, sagt Hartmut Borchers. Viele gehen aber absehbar in den Ruhestand. So verstärkt die AOS die Ausbildung junger Menschen - auch im Verbund mit der benachbarten Dow. 50 junge Menschen durchlaufen derzeit ihre Lehre bei der AOS, die Lehrwerkstatt gilt als hochmodern und vorbildlich.
Energieversorgung
T Stade feiert Baustart fürs LNG-Terminal international
Die Menschen fühlten sich bei der AOS gut aufgehoben, sagt Pötting. Das solle so bleiben. Dass hier ein Team mit starkem Zusammenhalt agiere, habe sie vom ersten Moment an gespürt. Sie will mit der Mannschaft nach Einsparungsmöglichkeiten suchen.
Die sei schließlich Trägerin des ganzen Prozesses. Vieles aus ihren Worten spricht für Kontinuität. Sie möchte „die solide Arbeit fortsetzen“ und die Kosten mit Augenmaß optimieren. Dabei habe die Verfügbarkeit der Anlage absoluten Vorrang. Die läuft seit 50 Jahren Tag und Nacht.
Aus der großen weiten Welt zur AOS nach Bützfleth
Pötting selbst fühlt sich gut aufgenommen von den Kolleginnen und Kollegen und sehr wohl im neuen Umfeld. Sie schätzt den Luxus, sich langsam einarbeiten zu dürfen. Pötting stammt aus Nordrhein-Westfalen, arbeitete viele Jahre für Claudius Peters mit Sitz in Buxtehude, arbeitete sich hoch, war weltweit unterwegs, studierte berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Jura, war für MAN im Turbinensektor aktiv. Und warum jetzt zur AOS?

Blick auf Anlagen von AOS im Stader Chemiepark. Foto: Richter
Verantwortung für mehr als 500 Mitarbeiter
Irene Pötting wohnt in Moisburg, da hält sich der Anfahrtsweg in Grenzen. Das Werk an sich reizte sie, die abgeschlossene Produktion an einem Standort und dass sie hier autark agieren könne - immer in Absprache mit der Muttergesellschaft der Familie Dahdaleh.
Die stellt nicht nur die rote Bauxit-Erde aus ihrer Mine in Afrika zur Verfügung, sondern kümmert sich auch um den Verkauf der Produkte aus Bützfleth. Alles, was dazwischen passiert, ist Aufgabe von Irene Pötting, Hartmut Borchers und ihren 500 Mitarbeitern.
Mit großem Interesse verfolgen die AOS-Verantwortlichen die Entwicklungen auf Bützflethersand. Der Bau von LNG-Hafen und -Terminal, die Absichten von Prime Lithium, hier den Rohstoff für E-Auto-Batterien zu produzieren oder eben das Holzkraftwerk in direkter Nachbarschaft, von dem die AOS den Dampf gut für seine Prozesse gebrauchen könnte. Bei allen Risiken bietet der Chemie-Park an der Elbe auch viele positive Perspektiven.