TNeue Ära in Harsefeld: Aue-Geest-Gymnasium bekommt jüngste Schulleitung seiner Geschichte

Christian Sondern, Schulleiter des Aue-Geest-Gymnasiums, versiegelt die beiden Umschläge mit den ausgedruckten Abi-Klausuren im Fachbereich Erdkunde. Foto: Fehlbus
Für ihn ist es die erste Abiprüfung - zumindest als Leiter des Aue-Geest-Gymnasiums. Christian Sondern ist seit wenigen Monaten offiziell im Amt und schon seit 2007 an der Schule. Er wohnt in Hamburg und schätzt die Geest. Wer ist dieser Mann?
Harsefeld. Der neue Schulleiter des Aue-Geest-Gymnasiums in Harsefeld, Christian Sondern, hat zwei versiegelte Umschläge vor sich liegen. Im Innern sind die Aufgaben des Zentralabiturs für den Fachbereich Erdkunde. Der 46 Jahre alte Oberstudiendirektor ist einer von drei Zugangsberechtigten im Kollegium.
Auf dem Weg zum Downloadbereich müssen verschiedene Sicherheitsstufen durchlaufen werden, dann erst werden die Aufgaben heruntergeladen. Für jeden Prüfungsteilnehmer muss danach eine Version ausgedruckt werden, in diesem Fall in Farbe. Anschließend wandert die Abiturklausur versiegelt in den großen Tresor.
Zwei Stunden vergehen diesmal bis dahin. Der zeitlich schwer zu kalkulierende Aufwand ist der Hauptgrund dafür, dass die Klausur nicht erst morgens am Prüfungstag heruntergeladen wird. In Goslar wurde die ausgedruckte Arbeit in Politik-Wirtschaft wie berichtet aus dem geknackten Tresor entwendet.
Zentralabitur für 33.000 Schüler landesweit
Insgesamt schreiben gerade 33.000 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Fächerkombinationen ihr Abitur in Niedersachsen. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie finden die Abiturprüfungen im Land wieder vollständig unter den ursprünglichen Bedingungen statt. „Bis letztes Jahr gab es zusätzliche Vorschläge“, sagt Wiebke Backhaus.
Die stellvertretende Schulleiterin, derzeit noch mit dem Zusatz kommissarisch, den auch Christian Sondern bis vor Kurzem trug, hat gewöhnlich das Recht zum Herunterladen der Abiturklausur - diesmal allerdings ausdrücklich nicht. Als zuständige Erdkundelehrerin darf sie nicht vorab in die Aufgaben schauen.

Wiebke Backhaus und Christian Sondern sind das jüngste Schulleitungs-Team in der Geschichte des Gymnasiums in Harsefeld. Foto: Fehlbus
Erste Abiturprüfungen in Harsefeld vor 14 Jahren
Die Abiturprüfungen gehen noch bis Juni. In dieser Zeit gibt es für die Abiturienten keinen Unterricht mehr, nur noch Prüfungen. Am Ende steht für sie wohl das letzte Zeugnis als krönender Abschluss der Schulzeit.
958 Abiturienten konnte die 2004 gegründete Schule in Harsefeld bisher hervorbringen. Gestartet wurde mit Klasse fünf. Im Jahr 2010 wurden im Gymnasium nahe dem Waldgebiet Braken die ersten Abiturprüfungen geschrieben.
Seit 2012 heißt die Schule Aue-Geest-Gymnasium. Der Name war ein wichtiger Schritt, sagt Christian Sondern, der seit 2007 Lehrer an der Schule ist. Ein Teil des Kollegiums und auch viele Dinge, die sich am Stader Gymnasium Athenaeum bewährt hatten, wurden in der Anfangszeit übernommen.
„Wir galten lange als das kleine Athe, aber das haben wir abgelegt“, sagt der neue Schulleiter, der seit wenigen Monaten offiziell diesen Titel trägt. Er ist der dritte nach Johann Book und Ute Appelkamp, die 2019 bis 2022 das Aue-Geest-Gymnasium leitete.
Beide Vorgänger führten das Amt bis zum Ruhestand aus. Insofern steht die Feststellung außer Frage: Christian Sondern und die 42 Jahre alte Wiebke Backhaus sind die jüngste Schulleitung, die es je am Harsefelder Gymnasium gab.
Wenn Schulleiter, dann nur in Harsefeld
Christian Sondern
Was den neuen Schulleiter motiviert
Christian Sondern hat sich viele Gedanken vor dem Sprung auf den Schulleiterposten gemacht. „Hätten meine Kinder nicht gesagt, mach es Papa, wäre es für mich nicht infrage gekommen“, sagt der Hamburger, der täglich nach Harsefeld pendelt. Aber auch das gehört zu seinem Entschluss, ab sofort 90 Prozent Bürokratie in der Arbeitszeit bewältigen zu müssen.
„Wenn Schulleiter, dann nur in Harsefeld“, sagt Christian Sondern, „es macht Spaß hier, man kann sich aufeinander verlassen.“ Dazu gehören ausdrücklich Schüler, Kollegium, Eltern, Schulträger und die örtliche Verwaltung, auch wenn der Träger des Gymnasiums der Landkreis ist.
Fachkräftemangel
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Leben auf der Geest: Sondern schätzt Gelassenheit der Menschen
Die Samtgemeinde Harsefeld sei immer ein guter Ansprechpartner. Nicht zuletzt schätzt der Mathematik- und Sportlehrer, der in Bochum studiert hat, den freundlichen Umgang und die Gelassenheit auf der Geest.
Bei der gestoppten Prüfung in Politik-Wirtschaft hatten sie es den Anwesenden freigestellt, ob sie bleiben oder gehen wollten. „Es sind alle geblieben und haben geschrieben“, sagt Sondern. Die erste Bekanntschaft mit dem freundlichen Ton im Landkreis Stade hatte er als Faustballspieler in Essel und Hammah gemacht. Für ihn stand früh fest, dass er nach Harsefeld gehen wird.
Schulgeburtstag und Einweihung des Anbaus
Wiebke Backhaus hat in Freiburg im Breisgau studiert. Johann Book rief sie damals an. Mathematik und Erdkunde, die Fächer waren unterbesetzt. Eigentlich hatte sie schon ein Angebot aus Baden-Württemberg. Aber, auch für sie heute glücklich, kam sie so 2014 in den Landkreis Stade.
„Die Schule liegt so toll hier, wenn wir Abitur schreiben, können wir alle Fenster geöffnet lassen“, sagt sie, „außer im Moment vielleicht, wenn im Anbau gearbeitet wird.“ Nach den Sommerferien soll der neue Trakt fertig sein. Er wird gebraucht: 1001 Schüler besuchen das Aue-Geest-Gymnasium.
20. Geburtstag: Schule beschenkt sich selbst - mit positiver Entwicklung
Gerade ist wieder Schnuppertag für die neuen fünften Klassen. Für die einen endet die Schulzeit, für die anderen beginnt ein Weg, auf dem viel gefordert wird. „Wir haben durch das G9 mehr Zeit“, hebt Christian Sondern als Vorteil der jetzt im Idealfall wieder 13-jährigen Schullaufbahn für Gymnasiasten hervor. Es gibt in den unteren Klassenstufen keinen Nachmittagsunterricht mehr.
„Und in diesem einen Jahr machen viele Schüler noch einen riesigen Sprung“, fügt Wiebke Backhaus hinzu. Es soll in Zukunft wieder mehr Arbeitsgemeinschaften geben. Ganz aktuell hat das Gymnasium einen Unterrichtsversorgungsgrad von 95 Prozent, zwei neue Stellen dürfen ausgeschrieben werden. Alles scheint sich zum 20. Geburtstag der Schule positiv zu entwickeln.