Zähl Pixel
Verkehr

TPolitiker sind sauer: Halbseitige Sperrung in Stade-Bützfleth bleibt noch drei Jahre

Ortsbürgermeister Christoph von Schassen fürchtet, dass der Bau einer neuen Brücke zu lange dauern wird.

Ortsbürgermeister Christoph von Schassen fürchtet, dass der Bau einer neuen Brücke zu lange dauern wird. Foto: Helfferich

12.000 Fahrzeuge passieren täglich die marode Brücke auf der Landesstraße 111. Seit August 2023 ist gesperrt. Doch es tut sich nichts. Das regt nicht nur den Ortsbürgermeister auf.

author
Von Susanne Helfferich
Freitag, 19.04.2024, 05:35 Uhr

Bützfleth. Die CDU-Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke hat im März eine Kleine Anfrage mit drei Fragen an die Landesregierung gestellt: wie lange die halbseitige Sperrung auf dem Obstmarschenweg dauern soll, ob ein Planstellungsverfahren eingeleitet wurde und ob das Land entsprechende Haushaltsmittel bereitgestellt habe. Die Antwort war für sie wenig befriedigend: Voraussichtlich bis 2027, bis zur Fertigstellung der neuen Brücke, bleibe die halbseitige Sperrung; die Planfeststellung sei noch nicht beantragt und Geld noch nicht bereitgestellt. „Es kann doch nicht sein, dass die Verfahren so lange dauern, dass uns bis dahin die Infrastruktur wegbröckelt“, so die Politikerin.

12.000 Autos sind täglich auf der L111 von und nach Bützfleth unterwegs. Das sei im Zusammenhang mit der Ortskernsanierung vor fünf Jahren ermittelt worden, sagt Bützfleths Ortsbürgermeister Christoph von Schassen: „Pendler müssen hier durch, ebenso der Schwerlastverkehr, der die Industrie beliefert und die Nutzer der Fähre.“

Warteschlangen vor der Ampel blieben aus

Entgegen seiner Befürchtung im vergangenen Sommer hat sich der Verkehrsfluss gut eingespielt. „Das funktioniert, bei mir sind keine Beschwerden aufgelaufen“, so von Schassen. Nach Auskunft der niedersächsischen Straßenbaubehörde ist die Ampelschaltung per Wärmesensor bedarfsgesteuert. Was der Bürgermeister aber beobachtet: Es fahren deutlich schwerere Fahrzeuge als 24 Tonnen über die altersschwache Brücke.

Von Schassen rechnet damit, dass der Zustand sich länger hinziehen wird als kommuniziert. Der Bau einer Ersatzbrücke sei seit zehn Jahren in der Planungsphase. Als Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Kehdingen habe er die Planung schon 2013 auf dem Tisch gehabt. „Vor zehn Jahren gab es vielleicht noch das erforderliche Fachpersonal“, sagt er. Aber jetzt? „Ich bezweifle, dass die Brücke 2027 fertig ist.“

Planfeststellung soll im Sommer beantragt werden

Die 86 Jahre alte Brücke über den Bützflether Kanal ist schwer angeschlagen. Das bestätigt auch eine kürzlich erfolgte objektbezogene Schadensanalyse (OSA). Was einerseits alarmierend ist, hat auch Vorteile: Der Brückenneubau klettert in der Priorität nach oben. Damit die alte Brücke bis zum Abschluss des Neubaus hält, bleibt diese gewichtsbeschränkt und einseitig gesperrt. Fahrzeuge, die schwerer als 24 Tonnen sind, benötigen für die Überfahrt eine Sondergenehmigung.

Falk Salomon, stellvertretender Leiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, erklärt auf Nachfrage, dass die Planfeststellung bis Sommer beantragt werde. Das Verfahren - mit Planauslegung, Beteiligung und Erörterung - werde ein bis eineinhalb Jahre dauern. Teil des Planes sei auch Grunderwerb für den Brückenbau. Denn der Brückenneubau, der die bisherige Querung des Bützflether Kanals ersetzt, wird nördlich direkt daneben gesetzt und die L111 aus Richtung Stade kommend dauerhaft nach rechts verschwenkt, so Salomon. Salomon ist optimistisch: Er rechnet mit einem Planfeststellungsbeschluss Ende 2025 und mit dem Baubeginn Mitte 2026. „Ich gehe davon aus, dass es von den Anliegern keine großen Klagen geben wird“, sagt er. Die Kosten schätzt er aus heutiger Sicht auf rund 5 Millionen Euro.

Weitere Artikel