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Autobahnbau

TPro und Kontra A20: Grüne sind dagegen - Wirtschaft ist dafür

Autos fahren hinter einem Hinweisschild zur A20 auf der Autobahn.

Autos fahren hinter einem Hinweisschild zur A20 auf der Autobahn. Foto: Carsten Rehder/dpa

Durchbruch beim Milliardenprojekt A20: zwei Planfeststellungsbeschlüsse in 14 Tagen. Auch in Schleswig-Holstein soll weitergebaut werden.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 23.03.2025, 06:00 Uhr

Landkreis. Die Grünen üben scharfe Kritik am Planfeststellungsbeschluss für das Kehdinger Kreuz im Rahmen der Küstenautobahn. „Dass ausgerechnet jetzt das Planfeststellungsverfahren für das Kehdinger Kreuz vorangetrieben wird, während eine aktuelle Studie die fehlende Wirtschaftlichkeit der A20 nachweist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie“, sagt Stephan Christ, verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen im niedersächsischen Landtag.

„Die A20 erweist sich als finanzielles Fass ohne Boden und sollte in dieser Form besser heute als morgen nicht weiterverfolgt werden.“

Aktuelle Studie: A20 nicht wirtschaftlich

Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Dresden im Auftrag des von der Grünen-Ministerin Steffi Lemke geführten Bundesumweltministeriums kommt zum Schluss, dass die A20 nicht wirtschaftlich gebaut werden kann.

Gerade in einer Zeit, in der wir uns dafür einsetzen, die Klimaziele im Grundgesetz zu verankern, sendet dieses Projekt ein fatales Signal.

Joachim Fuchs, Co-Sprecher des Grünen-Kreisverbands

Auch die Grünen aus dem Landkreis Stade melden sich zu Wort: „Die vom Bund für Infrastrukturprojekte bereitgestellten Milliarden werden dringend für die Sanierung bestehender Verkehrswege benötigt. Wir können es uns nicht leisten, sie in kostspielige Neubauprojekte zu investieren, die dazu wirtschaftlich fragwürdig sind“, sagt Joachim Fuchs, Co-Sprecher des Grünen-Kreisverbandes Stade.

Grüne: Autobahnbauprojekte gefährden Klimaziele

Mit dem Neubau von Autobahnen würden außerdem die Klimaziele nicht erreicht. „Gerade in einer Zeit, in der wir uns dafür einsetzen, die Klimaziele im Grundgesetz zu verankern, sendet dieses Projekt ein fatales Signal“, so Fuchs. Die Region könne vom Klimawandel besonders betroffen sein, wenn wertvolle Moorböden Autobahnen zum Opfer fallen würden. Die Grünen fordern eine Neubewertung des Projekts.

Das Autobahnkreuz Kehdingen ist aus zwei Gründen von zentraler Bedeutung für die Verkehrsinfrastruktur in der Region: Es stellt die Verbindung zwischen der A20 und der A26 dar. Damit würde eine Umfahrungsmöglichkeit für Hamburg und den dauerbelasteten Elbtunnel entstehen.

Neuer Elbtunnel kostet 1,5 Milliarden Euro

Das Kreuz Kehdingen braucht auch aus einem anderen Grund Baureife: Der neue Elbtunnel zwischen dem Drochterser Ortsteil Ritsch und Glückstadt in Schleswig-Holstein darf ohne die Baureife für die beiden angrenzenden Teilstücke in Niedersachsen und Schleswig-Holstein nicht gebaut werden.

Die Kosten in Schleswig-Holstein bis Drochtersen und in Niedersachsen sollen - Stand 2021 - laut der bundeseigenen DEGES rund 5,6 Milliarden Euro betragen. Darin enthalten sind die Kosten von über 1,5 Milliarden Euro für den 6,5 Kilometer langen Elbtunnel.

IHK: Kehdinger Kreuz strategisch wichtig

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Elbe-Weser ist anderer Meinung als die Grünen: Der Hauptgeschäftsführer der IHK Elbe-Weser, Christoph von Speßhardt, sagt: „Dies ist ein entscheidender Schritt für die Region. Der Planfeststellungsbeschluss für das Kehdinger Kreuz bringt uns dem Bau des Tunnels ein großes Stück näher.“

So sehen die Planungen für das Kehdinger Kreuz aus. Nur wenn die Planungen dafür rechtskräftig sind, darf der Elbtunnel für die A20 gebaut werden.

So sehen die Planungen für das Kehdinger Kreuz aus. Nur wenn die Planungen dafür rechtskräftig sind, darf der Elbtunnel für die A20 gebaut werden. Foto: Landesbehörde für Verkehr

Der Abschnitt Kehdinger Kreuz sei strategisch wichtig, da er die gerichtliche Voraussetzung für den Baustart des Tunnels sei und die Verbindung zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein herstelle, so die IHK.

Der Planfeststellungsbeschluss für den anschließenden Abschnitt auf schleswig-holsteinischer Seite steht noch aus, wird aber in den nächsten Monaten erwartet. Allerdings haben die Schleswig-Holsteiner in der vergangenen Woche den A-20-Weiterbau mit einem Planfeststellungsbeschluss für das Teilstück bei Bad Segeberg ermöglicht.

A20 würde wirtschaftliche Entwicklung verbessern

„Die A20 und die Elbquerung sind von zentraler Bedeutung für die gesamte Region. Viele Menschen und Unternehmen warten dringend auf diese Verbindung, die die wirtschaftliche Entwicklung und die Mobilität erheblich verbessern wird. Insofern hoffen wir sehr, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt und zügig mit dem Bau begonnen werden kann“, sagt Martin Bockler, Leiter Standortpolitik der IHK Elbe-Weser.

Autos fahren hinter einem Hinweisschild zur A20 auf der Autobahn.

Autos fahren hinter einem Hinweisschild zur A20 auf der Autobahn. Foto: Carsten Rehder/dpa

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