TProduktionsstätte wird ausgebaut: Wo bei Airbus 300 neue Jobs entstehen sollen

Für die Produktion von Rumpfschalen für Flugzeuge der A-320-Familie hat Airbus in Nordenham eine neue Produktionsstraße, die Flow Line 2, in Betrieb genommen. Foto: Heilscher
Airbus boomt. Ein Rekord jagt den nächsten. In den Auftragsbüchern stehen 8598 Bestellungen. An einem Standort werden jetzt besonders viele Fachkräfte benötigt.
Nordenham. Airbus hat die Corona-Krise hinter sich gelassen, wie ein Phönix, der aus der Asche steigt. Auf die Tristesse folgt ein Hochlauf, der die Mitarbeiterzahl im Nordenhamer Werk auf eine neue Rekordhöhe steigen lassen wird. 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die aktive Belegschaft aktuell. Aktive Belegschaft heißt: ohne Altersteilzeitler und Langzeitkranke. 550 Arbeitsverträge wurden im zurückliegenden Jahr im Nordenhamer Airbus-Werk unterzeichnet. Ein Teil der Neueinstellungen hat Mitarbeiter ersetzt, die gegangen sind. Aber es wurden auch 300 neue Jobs geschaffen. Werkleiter Alexander Gloxin geht davon aus, dass sich die Personalentwicklung im neuen Jahr im gleichen Rahmen bewegen wird. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Rund 300 weitere neue Jobs. Damit wird die Mitarbeiterzahl auf 3300 steigen. Auch das wäre ein neuer Rekord für Airbus.
Neue Produktionslinie in Betrieb genommen
Treiber des Höhenflugs ist vor allem die große Nachfrage nach Flugzeugen der A-320-Familie. Das sind Flugzeuge mit rund 150 bis zu 250 Sitzplätzen. Mit der A321neo hat Airbus eine Variante mit einem deutlich reduzierten Kerosinverbrauch auf den Markt gebracht, und die A321XLR, die im zweiten Quartal 2024 in Dienst gestellt werden soll, ist ein „kleines“ Flugzeug mit besonders großer Reichweite. Die A321XLR kann auf Interkontinentalflügen eingesetzt werden. Beide Modelle verkaufen sich sehr gut. Von den rund 8600 Flugzeugen in den Bestellbüchern von Airbus entfallen 7200 auf die A-320-Familie.
Um der Nachfrage gerecht zu werden, will Airbus die Zahl der monatlich produzierten Flugzeuge der A-320-Familie bis 2026 auf 75 im Monat erhöhen. Ende 2022 waren es 45. Das ist die letzte veröffentlichte Zahl. In Nordenham ist im vergangenen Oktober eine neue Produktionslinie für Rumpfschalen der A-320-Familie in Betrieb genommen worden, die Flow Line 2.
Zwölf große Bauprojekte
Das ist nicht die einzige Investition. Werkleiter Gloxin spricht von insgesamt zwölf Bauprojekten, die in den nächsten vier Jahren umgesetzt werden sollen – vom Neubau ganzer Hallen bis zu Anbauten und Umbauten. Auch die Lehrwerkstatt wird erweitert. Airbus hat die Zahl der Auszubildenden deutlich erhöht auf mittlerweile 53 im Jahr. Ab diesem Spätsommer soll die Zahl noch weiter nach oben gehen. Derzeit verhandeln Geschäftsführung und Betriebsrat über die genaue Zahl.
Airbus investiere in Nordenham in den nächsten vier Jahren einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag, sagt Alexander Gloxin. Das Geld fließt in neue Gebäude, aber auch in Technik. Unter anderem werden elf neue Nietautomaten und mindestens zwei NC-Fräsmaschinen angeschafft. Insgesamt sollen 30 neue Anlagen und Stationen installiert werden, um dem Hochlauf gerecht werden zu können. Darüber hinaus werden bereits vorhandene Nietautomaten nach und nach mit neuester Technik ausgestattet. Nordenham sei weltweit einer der Produktionsstandort der Luftfahrtindustrie mit der größten Anzahl an automatischen Nietanlagen, betont der Werkleiter. Schon im vergangenen Jahr hat Airbus in Nordenham 5000 Flugzeug-Rumpfschalen und Rumpfsektionen gefertigt.
Flugzeugbau
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Das größte Aufgabenpaket gilt es zwar bei der A-320-Fertigung zu bewältigen, aber auch die A350 und A330 verkaufen sich gut. Die monatlichen Produktionsraten für diese Langstreckenjets steigen auf 10 beziehungsweise 4 Maschinen. Außerdem läuft die Fertigung für den A-350-Frachter an.
Viel Arbeit also für die Belegschaft, die in den nächsten Jahren noch weiter wachsen dürfte. Woher bekommt Airbus die neuen Leute, nachdem in der Corona-Krise nahezu alle Leiharbeiter gehen mussten und über Aufhebungsverträge weitere rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Standort verlassen haben? Airbus hat den Trumpf, ein gut zahlender Arbeitgeber zu sein. Vor diesem Hintergrund sind auch Mitarbeiter aus anderen Nordenhamer Industriebetrieben und aus dem Handwerk zu den Flugzeugbauern gewechselt. Doch die sind es nicht allein. „Die meisten Beschäftigten kommen aus einem Umkreis mit einer Stunde Fahrzeit zum Werk“, weiß der Werkleiter. Dabei sucht Airbus vor allem Metallfacharbeiter. Hundert der neuen Beschäftigten sollen als Leiharbeiter anfangen.
Emissionen sollen deutlich reduziert werden
Airbus steht nicht nur vor der Herausforderung, den Hochlauf bewältigen zu müssen, sondern auch ein klimafreundliches Unternehmen mit klimafreundlichen Produkten zu werden. 2035 soll der erste mit Wasserstoff betriebene Airbus fliegen. Zudem will Airbus an seinen Standorten schon bis 2030 in Summe den Ausstoß an Kohlendioxid um 85 Prozent reduzieren und den Energieverbrauch um 20 Prozent senken. Bezugsjahr ist dabei 2015. Auch in Nordenham ist dieser Weg begonnen worden. Sämtliche Prozesse sollen auf ihren Energieverbrauch und CO2-Ausstoß hin überprüft werden. Photovoltaik wird installiert.

Damit die Flugzeuge der Zukunft in Nordenham gebaut werden können, braucht es auch zukünftig qualifizierte Fachkräfte. Airbus bemüht sich um sie. Unser Bild zeigt die Rumpfmontage für den CFK-Airbus A350. Foto: Heilscher