TVierfachmord von Scheeßel: Mammutprozess gegen Soldaten in Stadthalle

Ein Bundeswehrsoldat steht im Verdacht, vier Menschen im Landkreis Rotenburg erschossen zu haben. Unter den Toten ist auch ein Kind. Foto: Sina Schuldt/dpa
Ein Bundeswehrsoldat soll vier Menschen getötet haben, darunter ein dreijähriges Kind. Im August steht der Angeklagte vor Gericht. Das Medieninteresse ist riesig. Hätte die Tat verhindert werden können?
Scheeßel/Bothel/Verden. Nach den tödlichen Schüssen auf vier Menschen im Landkreis Rotenburg steht ein 32-jähriger Bundeswehrsoldat bald vor Gericht. Der Prozess soll am 21. August vor dem Landgericht Verden beginnen, wie eine Sprecherin des Landgerichts mitteilte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vierfachen Mord vor.
Der Soldat der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf soll in Westervesede und Brockel in der Nacht zu Freitag, 1. März, vier Menschen aus seinem Bekanntenkreis erschossen haben. Neben dem dreijährigen Kind befinden sich der neue Freund (30) seiner Ex-Partnerin und dessen Mutter (55) sowie die beste Freundin (33) seiner Ex unter den Toten.
Brutale Tat aus Hass und Rache?
Der Soldat steht unter Verdacht, mit einer Waffe auf diese vier Menschen geschossen zu haben. Die Opfer überlebten den brutalen Angriff in der Nacht nicht. Sie stammten nach Angaben der Ermittler alle aus dem Umfeld der Ehefrau des mutmaßlichen Täters, die beiden hatten sich getrennt.
Der 32-Jährige soll erst ihren neuen Freund und dessen Mutter in Westervesede getötet haben. Anschließend soll er nach Brockel gefahren sein und dort auf die beste Freundin seiner Ex-Partnerin und deren dreijährige Tochter geschossen haben. Es heißt, der Mann handelte aus Hass und Rache. Der Hintergrund: offenbar Eheprobleme.
Angeklagter sitzt in Untersuchungshaft
Am Morgen nach dem Blutbad in den Dörfern hat sich der Deutsche an der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg gestellt. Der Soldat soll aus dem Auto gestiegen sein und sich an der Wache zu erkennen gegeben haben. Er sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft.
Der mutmaßliche Todesschütze war angeblich mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet. Die Waffen stammen nach Angaben der Ermittler nicht aus Beständen der Bundeswehr, das war zunächst vermutet worden. In der Fahrertür seines Autos steckte ein Molotowcocktail, im Kofferraum lag neben einem Bundeswehr-Rucksack Munition. Was der Mann damit vorhatte, ist unklar.
Opfer suchte vor der Tat Hilfe
Kurz vor der Tat hatten die Noch-Ehefrau und ihr neuer Freund Hilfe gesucht und den Verdächtigen wegen Bedrohung angezeigt. Noch am selben Tag fand nach Angaben der Ermittler eine sogenannte Gefährderansprache statt. Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, in einem eigenen Verfahren zu prüfen, ob der Verdächtige das Paar tatsächlich im Vorfeld der Tat bedroht hatte.

Ein Auto steht hinter einem Absperrband in der Nähe der Rotenburger Kaserne. Foto: Schuldt
Die Polizei Rotenburg arbeitete nach dem grauenvollen Blutbad mit Hochdruck daran, die restlichen Beweise zu sammeln und die Tat aufzuklären. Auch im Rotenburger Weichelsee waren Polizeitaucher aus Hannover damals im Einsatz und wurden fündig. Was das für den Angeklagten bedeutet, wird sicherlich noch vor dem Landgericht zur Sprache kommen.
Großes Medieninteresse wird erwartet
Der Prozess beginnt am Mittwoch, 21. August, um 13.30 Uhr und ist öffentlich. Zu Beginn ist von einem großen Medieninteresse auszugehen. Deshalb findet der Auftakt in der Verdener Stadthalle statt, hier stehen mehr Sitzplätze als im Gerichtsgebäude zur Verfügung. Insgesamt sind 35 Verhandlungstage bis Ende März angesetzt, teilt Richterin am Landgericht Dr. Constanze Nehring auf Nachfrage mit.
Bis Ende des Jahres wird in der Regel wöchentlich verhandelt, in den Monaten Januar, Februar und März sind dann zwei Verhandlungstage pro Woche terminiert. (mit dpa)

Spurensicherung im Garten eines Einfamilienhauses in der Gemeinde Scheeßel. Foto: Helen Hoffmann/dpa