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TZu wenig Schiris: Diese verschärften Strafen drohen Fußballvereinen

Der NFV-Bezirk Lüneburg reformiert das Schiedsrichterwesen und nimmt die Vereine mehr in die Pflicht.

Der NFV-Bezirk Lüneburg reformiert das Schiedsrichterwesen und nimmt die Vereine mehr in die Pflicht. Foto: Schmietow (nomo)

Fußballvereine im Kreis Stade, die zu wenig Schiedsrichter stellen, werden künftig nicht nur mit Geldstrafen belangt. Der NFV zündet eine neue Stufe, die bei den Vereinen nicht besonders gut ankommt.

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Von Daniel Berlin,
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Von Jan Bröhan
Dienstag, 18.06.2024, 11:50 Uhr

Landkreis. Ab der kommenden Fußballsaison wird der Bezirk Lüneburg im Niedersächsischen Fußballverband (NFV) das sogenannte Lüneburger Modell umsetzen. Der Bezirk mit seinen neun Kreisen, zu denen auch der Kreis Stade gehört, hat das Schiedsrichterwesen reformiert.

Im Kern soll diese Reform dafür sorgen, dass die Fußballkreise mehr Schiedsrichter gewinnen und sie danach auch halten. Denn seit Jahren, so geht es aus einer Pressemitteilung des NFV hervor, verzeichne der Fußball einen steten, teilweise rapiden Rückgang der Schiedsrichterzahlen.

Bis zu 400 Euro und Punktabzug

Die einfache Formel lautet: Für jede Mannschaft, die für Pflichtspiele einen offiziell angesetzten Schiedsrichter erhält, muss der Verein einen eigenen Schiedsrichter melden. Schafft der Verein das nicht, muss er zunächst Geldstrafen zwischen 100 und 400 Euro zahlen.

Ab dem dritten Jahr zieht der NFV dem höchstklassigsten Männerteam des Vereins dann pro fehlendem Schiedsrichter einen Punkt ab. Im Kreis Stade würde das Teams bis maximal in die Landesliga treffen.

Kreisvereine üben Kritik an der Reform

Die Vereine im Kreis Stade lehnen diese Form der Bestrafung ab und kritisieren die Herangehensweise des Bezirks.

„Die Punktabzüge sind ziemlich heftig und nicht gerechtfertigt“, sagt Sascha Scharf, Obmann der VSV Hedendorf/Neukloster. Dann sollte lieber an der „Preisschraube gedreht werden“, so Scharf. Zumal er zu bedenken gibt, dass der NFV-Kreis Stade insgesamt genügend Schiedsrichter habe und auf einem „sehr guten Weg“ sei.

In drei Jahren 136 Schiris ausgebildet

Der Kreis verfügt derzeit über etwa 200 Unparteiische. Marcel Baack, im NFV-Vorstand zuständig für die Schiedsrichter, meint, der Kreis hätte 40 bis 50 Schiedsrichter zu wenig. In den vergangenen drei Jahren seien 136 Personen ausgebildet worden.

„Das Problem ist nicht die Gewinnung, sondern das Halten der Schiris“, sagt Baack. Die Fluktuation sei hoch. Mit Patenschaftsmodellen, bei denen erfahrene Schiedsrichter Anfängern unter die Arme greifen, steuert der NFV dagegen.

Marcel Baack: Im Kreis Stade fehlen 40 bis 50 Schiedsrichter.

Marcel Baack: Im Kreis Stade fehlen 40 bis 50 Schiedsrichter. Foto: Berlin

Dass die bestehenden Ausgleichszahlungen ausreichend sind, findet auch Rüdiger Neumann, Obmann des Deinster SV. „Das Sportliche sollte man davon trennen“, sagt er, das sei ein zu gravierender Eingriff.

Die Vereine hätten ohnehin schon genügend Probleme, Ehrenamtliche zu finden, und Schiedsrichter zu generieren sei sowieso schwierig. „Das wird sich gesellschaftlich nicht bessern, sondern eher schwierig werden“, sagt Neumann.

Schon die Geldstrafen tun weh

Leon Megow, Obmann des TSV Apensen, gibt dasselbe zu bedenken. „Es gibt eine gewaltige Interessensverschiebung, es ist ja schon schwierig, genügend Fußballer zu haben.“ Die angedachte Bestrafung werde das Problem nicht lösen, sondern neue Probleme schaffen. Spieler der ersten Mannschaften würden sich bei Punktabzügen abwenden, Vereinsvorstände stünden noch mehr unter Druck.

Megow hat selbst gepfiffen und sagt ganz klar: „Der zeitliche Aufwand ist nicht zu unterschätzen.“ Er selbst ist Obmann, Spieler und Trainer und könne nicht noch mehr leisten. Ein Fußballer spielt selbst, da sei es schwierig, noch zehn Spiele pro Saison als Schiedsrichter einzuschieben.

„Natürlich sollte gewährleistet sein, dass es genügend Schiedsrichter gibt“, sagt Megow, die Vereine seien bemüht, aber es ist nicht immer leistbar. „Die Geldstrafen sind schon drastisch und tun weh“, sagt er. Sollten die Punktabzüge in drei Jahren realisiert werden, werde es noch „knallen“, vermutet Megow.

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