TRadfahrer aufgepasst: So funktioniert Stades neue Fahrradampel
Christian Ückert denkt, dass eine zusätzliche Fahrradampel an der Hauptampel mehr Klarheit bringen würde. Foto: Stehr
Die neue Verkehrsführung für Radfahrer an der Harsefelder Straße ist nicht leicht zu verstehen. Und auch bei einer anderen Neuerung für Radler gibt es Erklärungsbedarf.
Stade. Viele weiße Markierungen und eine Menge rote Farbe - der neue Radfahrstreifen an der Harsefelder Straße fällt ins Auge und macht den Radverkehr deutlich sichtbarer. Für mehr Sicherheit wurde auch die Verkehrsführung an der Kreuzung Harsefelder Straße/Brauerstraße/Am Exerzierplatz für Radfahrer geändert und eine neue Fahrradampel für Linksabbieger installiert.
Hier müssen Fahrradfahrer jetzt besonders aufpassen
Wer aus Richtung Innenstadt angeradelt kommt, muss zunächst auf die große Ampel achten, die auch für den Autoverkehr gilt. Ist die Hauptampel grün, dürfen sowohl Radler als auch Autos fahren. Zeitgleich springt auch die Fußgängerampel in der Brauerstraße auf Grün.
Radfahrer, die links abbiegen wollen, müssen jetzt aufpassen. Sie ordnen sich rechts vor der neuen Fahrradampel ein. Entsprechende Markierungen weisen darauf hin. Die Fahrradampel für die Linksabbieger bleibt so lange Rot, wie die Hauptampel Grün zeigt.
Radfahrer, die auf der Harsefelder Straße geradeaus in Richtung Riensförde wollen, können also einfach links an den wartenden Linksabbiegern vorbeiziehen. Die Fahrradampel springt erst dann auf Grün, wenn die Hauptampel Rot zeigt. Dann können Radfahrer ungefährdet nach links abbiegen.
Die neue Verkehrsführung für Radfahrer in der Harsefelder Straße ist bisher einmalig in Stade und könnte verwirrend wirken, meint Christian Ückert. Foto: Stehr
Diese bisher im Stader Stadtgebiet einzigartige Verkehrsführung wirke erst einmal etwas verwirrend, finden Stefan Heiland vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Kreisverband Stade und Christian Ückert vom Verein Stade fährt Rad. Unter anderem, weil die Fahrradampel nur für Linksabbieger gilt und weil sich Linksabbieger rechts einordnen müssen.
Weil der kleine Linksabbieger-Pfeil an der Fahrradampel von Weitem nicht zu erkennen sei, könne es zu gefährlichen Missverständnissen kommen, fürchten Heiland und Ückert. Nämlich dann, wenn geradeaus fahrende eine grüne Fahrradampel sehen und deshalb die für sie geltende rote Hauptampel ignorieren.
Den Erklärungsbedarf hat auch die Stadt Stade erkannt und deshalb sogar ein Video gedreht und veröffentlicht. Zu sehen ist darin Fahrradfahrer Moritz, der das korrekte Verhalten demonstriert. Bei Facebook, Instagram und Youtube sei das Video inzwischen schon mehr als 10.000 Mal angeklickt worden, teilt Stadtsprecher Stephan Voigt mit.
Verkehrsregeln: Mit dem Fahrrad unterwegs
Grundsätzlich sei die neue Verkehrsführung zu begrüßen, sind sich Ückert und Heiland einig. „Es funktioniert gut. Aber nur, wenn man weiß, wie es geht“, sagt Heiland. Für mehr Klarheit könnte eine zusätzliche Fahrradampel sorgen. Eine zweite Ampel zu installieren, sei aber nicht geplant, sagt Stephan Voigt.
Sinnlose Markierungen in der Sachsenstraße
Gefährlich und darüber hinaus auch völlig sinnlos sei eine andere Neuerung für Radfahrer im Stader Stadtgebiet, sagt Alexander Pitkowski, Sachverständiger für die Rekonstruktion von Straßenverkehrsunfällen mit eigenem Ingenieurbüro in Stade. Gemeint sind die roten Aufstellflächen für Fahrradfahrer vor der Ampel in der Sachsenstraße/Ecke Harburger Straße. Diese sollten eigentlich mehr Sicherheit bieten, weil sich Radfahrende bei Rot vor die wartenden Kraftfahrzeuge stellen können, so Pitkowski.

Alexander Pitkowski hält die neuen Flächen für Radfahrer für sinnlos und gefährlich. Foto: Stehr
Das Problem: Es gibt keinen klar geführten Radweg oder Schutzstreifen, der zu den Flächen führt - weder von der Straße aus, die ausdrücklich für den Radverkehr freigegeben ist - noch vom neben der Straße verlaufenden Hochbordradweg. Einen solchen Schutzstreifen gibt es zum Beispiel in der Straße Am Exerzierplatz. Dort können Radfahrer rechts an den Autos vorbeifahren und sich an der Ampel bequem und sicher vor den Autos aufstellen.

Dieser sogenannte aufgeweitete Radaufstellstreifen ermöglicht es Radfahrern in der Straße Am Exerzierplatz, sich an der Ampel vor die Kraftfahrzeuge zu stellen. Foto: Stehr
In der Sachsenstraße dagegen sieht die Praxis so aus: Wer mit dem Rad auf der Straße fährt und keine Autos vor sich hat, kann auf die roten Markierungen fahren und bei Grün vor den Autos losfahren. Das wäre allerdings auch ohne extra Aufstellflächen möglich.
Wer hingegen bereits mehrere Autos an der Ampel vor sich hat, müsste sich eng zwischen Autos und Bordsteinkante oder gar zwischen wartenden Autos und dem Gegenverkehr vorbeischlängeln, um auf den markierten Bereich zu kommen.
Die fehlende klare Verkehrsführung berge erhöhte Unfallrisiken, sagt Alexander Pitkowski. Sowohl für Auto- als auch für Fahrradfahrer entstehe eine irreführende und unsichere Situation, die Fehleinschätzungen, Missverständnisse und Konflikte begünstige.
Aufgepasst: An diesen Stellen gibt es für Radfahrer eine neue Verkehrsführung
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.