TSechs tote Schafe am Wochenende - Widerstand gegen Wolfspolitik wächst

In der Nähe von Oldendorf tötete ein Wolf am Wochenende sechs Schafe. Foto: Jägerschaft Stade
Während die Wolfsangriffe auf Schafe und Rinder in der Region weitergehen, setzen die Ministerpräsidenten der Länder Bundesumweltministerin Steffi Lemke unter Druck.
Landkreis. Die Serie der Angriffe auf Tiere auf der Weide in der Region hat eine breite Diskussion um den Umgang mit dem Wolf ausgelöst. Jetzt haben sich auch die Ministerpräsidenten und regierenden Bürgermeister zum Wolf festgelegt. Sie gehen in ihren Forderungen weiter als Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen). „Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder stellen mit großer Besorgnis fest, dass die zunehmende Wolfspopulation in Deutschland zu vielfältigen Problemen, wie zum Beispiel Nutztierschäden, führt“, heißt es im vorläufigen Ergebnisprotokoll der Konferenz in Frankfurt. Das Protokoll liegt dem TAGEBLATT vor.
Ministerpräsidenten befürchten Unmut in der Bevölkerung
Die Angriffe auf Nutztiere verursachten schwerwiegende Sorgen und großen Unmut, insbesondere bei den Landwirten und Tierhaltern, aber auch in der übrigen Bevölkerung, so die Länderchefs. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf. Ziel soll ein regional differenziertes, europarechtskonformes Wolfsmanagement sein. Die Bundesregierung müsse deshalb die Bestimmungen auf europäischer Ebene umsetzen. Das solle auch für die Ausnahmeregelungen gelten, die in beschränktem Ausmaß zulassen, Wölfe zu entnehmen, um Konfliktsituationen steuern zu können. Das sei mit den in Deutschland geltenden Ausnahmeregelungen nicht immer möglich.Nach Attacken
T Deichanwohner an der Oste protestieren gegen die Wolfspolitik
Zeitnahes und angemessenes staatliches Handeln
Außerdem wollen die Ministerpräsidenten, dass die Ergebnisse der jüngsten, europaweiten Datenerhebung zur Wolfspopulation schnell bewertet werden. Auf Grundlage dieser solle schnellstmöglich über eine Änderung des Schutzstatus des Wolfs entschieden werden. Zudem seien die Rudelgebundenheit und die Individualisierung für Maßnahmen - und das heißt auch einen Abschuss - im Bundesnaturschutzgesetz aufzuheben. „Auf diese Weise würde ein angemessenes und zeitnahes staatliches Handeln bei Konflikten ermöglicht“, so die Länderchefs.
Erster großer Durchbruch zu den Themen Wolf und Weidetiere
Darüber hinaus fordern die Ministerpräsidenten, auf Grundlage der Daten und Prognosen aus den Ländern gegenüber der Europäischen Kommission einen günstigen Erhaltungszustand festzustellen. Derzeit ist der Wolf in der deutschen Roten Liste noch als „vom Aussterben bedroht“ gelistet und auf europäischer Ebene streng geschützt.
Umweltministerin Steffi Lemke hatte ein Verfahren für einen zeitlich und räumlich sehr begrenzten Schnellabschuss vorgeschlagen - ohne deutsche und europäische Rahmenbedingungen ändern zu wollen. „Das ist der erste Durchbruch. Die Ministerpräsidenten haben Steffi Lemke und damit der Bundesregierung schwarz auf weiß aufgezeigt, dass ihre Vorschläge nur ein unzureichender erster Schritt waren“, kommentiert Helmut Dammann-Tamke aus Ohrensen, Präsident der niedersächsischen und deutschen Jägerschaft, die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz.
Wie gut war der Herdenschutzzaun in Oldendorf?
Ob die Angriffsserie in der Region bald Konsequenzen hat, ist noch offen. Eine Abschussgenehmigung für den Leitrüden des Oldendorfer Rudels kann es nur geben, wenn das Tier ein zweites Mal als Verursacher eines Wolfsrisses bei ausreichendem Herdenschutz per DNA-Test ausgemacht wird. Das ist nach neuen TAGEBLATT-Informationen beim jüngsten Angriff in Oldendorf mit sechs toten Schafen nicht sicher. Der Zaun war zwar 1,80 Meter hoch, hatte aber wohl mindestens eine Schwachstelle.