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Blohm+Voss

TRheinmetall: Mit Hamburgs Werften zum globalen Champion im Verteidigungsbereich

Armin Papperger und Gastgeberin Franziska Wedemann sorgten für nachdenkliche Momente beim Abend des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden.

Armin Papperger und Gastgeberin Franziska Wedemann sorgten für nachdenkliche Momente beim Abend des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden. Foto: Fehlbus

Armin Papperger hat Großes mit Blohm+Voss vor. Das macht er beim Wirtschaftsabend für den Hamburger Süden deutlich. Es ist ein Treffen mit hohen Sicherheitsvorkehrungen.

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Von Miriam Fehlbus
Montag, 24.11.2025, 05:04 Uhr

Hamburg. Rheinmetall-Chef Armin Papperger ist als Redner zu Gast beim Wirtschaftsabend für den Hamburger Süden. Vor 300 geladenen Gästen skizziert er den Aufschwung der Rüstungsindustrie in vielen Facetten. Es wird ruhig im Saal des Hotels im Hamburger Stadtteil Heimfeld, als es um die konkrete Bedrohungslage und die Unternehmensstrategie geht. Nachdenklich sagt ein Gast: „Zeitweise hätte man eine Stecknadel fallen hören können.“

Protest vor der Tür - Redefreiheit als höchstes Gut

Vor der Tür des Hotels stehen Mannschaftswagen der Polizei und Absperrgitter. Die Veranstaltung ist schwer gesichert. Knapp 50 Demonstranten haben sich nach Aufrufen von linken Gruppen an der Straße versammelt. Sie fordern Frieden und Abrüstung, halten Plakate und Banner hoch und blicken mit Skelett-Masken in die herbeifahrenden Autos. Als sich ihr Feindbild Papperger wenig später im Inneren des Gebäudes auf die Bühne begibt, wirbt dieser für Demokratie und Redefreiheit als höchstes Gut.

Vor der Tür des Hotels als Veranstaltungsort versammelten sich linke Gruppen. Das sorgte für einen großen Polizeieinsatz, es gab aber keine Zwischenfälle.

Vor der Tür des Hotels als Veranstaltungsort versammelten sich linke Gruppen. Das sorgte für einen großen Polizeieinsatz, es gab aber keine Zwischenfälle. Foto: Fehlbus

Protest wie der vor der Tür störe ihn deshalb auch überhaupt nicht, sagt der Vorstandsvorsitzende der börsennotierten Aktiengesellschaft. Im vergangenen Jahr kam sie auf einen Umsatz von rund 9,8 Milliarden Euro. Das Ziel bis 2030: Rheinmetall soll laut Papperger ein globaler Champion im Verteidigungsbereich mit einem Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro werden.

40 Satelliten für ein unabhängiges Lagebild

Papperger spricht von Sicherheit, Unabhängigkeit von Lieferketten sowie der Verbindung von Qualität und Wertschöpfung für die heimische Industrie.

Die Schiffswerft Blohm+Voss im Hamburger Hafen spielt eine große Rolle im Konzept, ebenso wie SAR-Satelliten. Rheinmetall und der Satelliten-Hersteller ICEYE bilden seit Mai eine Gesellschaft mit Sitz im nordrhein-westfälischen Neuss.

Das gemeinsame Ziel: Bei Streit- und Sicherheitskräften weltweit wollen sie den Bedarf an weltraumgestützter Aufklärungsfähigkeit decken. „Wir brauchen eigene Augen im Weltall“, sagt der Chef des größten deutschen Rüstungsunternehmens. 40 Satelliten sollen schon im kommenden Jahr ins All geschossen werden.

Verteidigung als gesellschaftlich zentrales Anliegen

Die Rede Pappergers ist ein kurzer Ritt durch die Strategie eines Unternehmens, das seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 auf die Ukraine den Aktienkurs von 80 Euro auf über 1500 Euro gesteigert hat. Wobei es dem besonderen Gast, den der Wirtschaftsverein hier begrüßen kann, nachdrücklich um ein neues Grundverständnis geht. Er sieht die Verteidigung als gesellschaftlich zentrales Anliegen. Es gehe nicht darum, Krieg zu führen. Es gehe um Freiheit und Demokratie, darum, dass niemand Deutschland angreift.

Hybride Kriegsführung: Zerstörung von Pipelines

Aktueller Krisenherd hybrider Kriegsführung gegen Europa laut Papperger: die Ostsee. Dort würden Pipelines und Datenleitungen zerstört - und man sei nicht in der Lage zu reagieren. Man habe jahrelang geschlafen. „Wir leben in einer Zeit geopolitischer Volatilität und Instabilität - eine Situation, die die Sicherheit und den Wohlstand Europas bedroht.“ Rheinmetall agiere proaktiv in Form von strategischen Akquisitionen, Kooperationen und organischem Wachstum.

Die Fregatte Brandenburg, hier vor dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven, stammt aus der Werft Blohm+Voss.

Die Fregatte Brandenburg, hier vor dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven, stammt aus der Werft Blohm+Voss. Foto: Ingo Wagner/dpa

Dazu gehört die geplante Übernahme der Lürssen-Gruppe, zu der die Peene-Werft in Wolgast, die Norderwerft in Hamburg, die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven sowie Blohm+Voss in Hamburg gehören.

Blohm+Voss soll ausgebaut werden

Noch wird auf die Genehmigung des Kartellamts gewartet. Details gibt es deshalb an diesem Abend nicht, aber den Hinweis auf große Pläne mit der Hamburger Traditionswerft. Blohm+Voss soll ausgebaut werden, eine wichtige Rolle spielen. Nach Vorgaben der NATO müssten 82 Milliarden Euro in neue Marineschiffe investiert werden. Das Geld solle möglichst im Land bleiben, so Pappberger - vom Stahl bis zum Arbeitslohn für Menschen.

Armin Papperger nahm sich Zeit für Gespräche mit den Gästen.

Armin Papperger nahm sich Zeit für Gespräche mit den Gästen. Foto: Fehlbus

Es ist ein Wirtschaftsabend, aber es geht um mehr als Wirtschaft, mit Blick auf die aktuellen Krisen. „Zur Vermeidung bewaffneter Konflikte auf dem Gebiet der Bundesrepublik und an den NATO-Außengrenzen, aber auch zur Sicherung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist ein starker Schulterschluss von Bundeswehr, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erforderlich“, so die Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, Franziska Wedemann.

Technologie, Logistik, Mobilität

Wesentlich sei es, Schlüsseltechnologien auch im Rüstungsbereich im Land zu halten und weiterzuentwickeln:

„Rheinmetall verfolgt diesen Weg konsequent und sichert damit unsere technologische Souveränität.“

In Richtung der anwesenden Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sendet Franziska Wedemann dann noch eine ganz lokale Bitte: „Wir müssen die A26 Ost dringend voranbringen.“ Das Bundesverwaltungsgericht hatte im Oktober den Planfeststellungsbeschluss für die geplante Hafenautobahn als Verlängerung der Autobahn von Stade bis Moorburg teilweise für rechtswidrig erklärt. Hamburg kann die Fehler laut Urteil heilen.

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