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Nahverkehr

TS-Bahn Hamburg: So pünktlich sind die Züge auf der Linie S5

Eine S-Bahn fährt in Höhe Buxtehude-Ovelgönne in Richtung Hamburg. Laut Statistik sind Züge der Linie S5 zu 95,6 Prozent pünktlich.

Eine S-Bahn fährt in Höhe Buxtehude-Ovelgönne in Richtung Hamburg. Laut Statistik sind Züge der Linie S5 zu 95,6 Prozent pünktlich. Foto: Sulzyc

Die S-Bahn steigert die Pünktlichkeit im Gesamtnetz. Gleichzeitig beklagen Fahrgäste im Landkreis Stade regelmäßig Zugausfälle und Verspätungen. Wie passt das zusammen?

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 14.12.2024, 07:50 Uhr

Landkreis. Erstaunen bei Fahrgästen im Landkreis Stade hat eine Aussage der S-Bahn Hamburg in dieser Woche hervorgerufen. Demnach waren die S-Bahn-Züge im gesamten Streckennetz dieses Jahr pünktlicher im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig waren am Mittwoch Hunderte Berufspendler auf dem Streckenabschnitt zwischen Neugraben und Stade von massiven Zugausfällen betroffen und kamen zu spät zur Arbeit - wieder einmal.

Strecke zwischen Stade und Neugraben besonders störanfällig

95,9 Prozent der Züge im Hamburger S-Bahn-Netz haben laut einer Auswertung der Bahn weniger als drei Minuten Verspätung, was als pünktlich gewertet wird. 2023 lag die Pünktlichkeitsquote bei 94,6 Prozent.

Weniger pünktlich als im Gesamtnetz fährt die S-Bahn aber auf der Linie S5 zwischen Stade und Elbgaustraße. „Die Pünktlichkeit der S5 liegt bei 95,6 Prozent“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage dem TAGEBLATT. Das gilt für den Zeitraum Januar bis November 2024.

Die Pünktlichkeitsquote für den Streckenabschnitt zwischen Stade und Neugraben nannte der Bahnsprecher trotz Nachfrage nicht. Der Streckenabschnitt gilt als besonders störanfällig. Die Gründe: S-Bahn-Züge müssen sich hier die Gleise mit Regionalzügen und Güterzügen teilen. Und nirgendwo sonst im Streckennetz gibt es mehr Bahnübergänge.

Die Statistik sei „Witz des Jahres“

Laut Statistik fahren also 95,6 Prozent der S-Bahn-Züge auf der Linie S5 pünktlich. Gefühlt haben aber Berufspendler den Eindruck, immer wieder in den übrigen, also verspäteten 4,4 Prozent der Züge zu sitzen. „Die Statistik ist der Witz des Jahres. Es vergeht gerade kein Tag, an dem nicht die Züge verspätet fahren oder ganz ausfallen“, schreibt zum Beispiel Ulrike Bergmann dem TAGEBLATT.

Wie passen gemessene Pünktlichkeit und gefühlte Unzuverlässigkeit im Bahnverkehr zusammen? Bis zu drei Minuten Verspätung, was statistisch als pünktlich gilt, können in dem engmaschigen Verkehrsnetz in Hamburg spürbare Auswirkungen im Alltag der Berufspendler bedeuten. Eine Verspätung von zweieinhalb Minuten führt zu einem Anschlussverlust und in der Folge zu einer Fahrzeitverlängerung von 20 Minuten oder mehr. Das Resultat: Menschen kommen zu spät zur Arbeit, Kunden oder Klienten warten.

Ausgefallene Züge sind nicht unpünktlich

Vor allem aus einem anderen Grund verliert die statistische Pünktlichkeit völlig den Bezug zum Alltag der Bahngäste: Ausgefallene Zugfahrten gelten nicht als unpünktlich. Die Logik dahinter: S-Bahnen, die gar nicht erst abfahren, können nicht unpünktlich sein. „Ein Zugausfall ist doch die schlimmste Form der Unpünktlichkeit“, hatte die CDU-Landtagsabgeordnete Birgit Butter beim Bahngipfel im Juni in Buxtehude gesagt.

Im Alltag der Menschen bedeutet ein ausgefallener Zug jedoch eine besonders lange Fahrzeitverlängerung. „Solange dieser Unfug weiter betrieben wird, sind die ermittelten Zahlen nicht ernstzunehmen“, schreibt deshalb auch TAGEBLATT-Leser Alexander Schöcke.

Weniger Ausfälle im S-Bahn-Netz

Im gesamten S-Bahn-Netz fallen weniger Züge aus als im Vergleich zum Vorjahr. Die Ausfallquote liege aktuell bei 1,75 Prozent und sei damit leicht besser als im Jahr 2023, antwortete ein Bahnsprecher dem TAGEBLATT. Bei der Bewertung sei zu berücksichtigen, dass die Verkehre deutlich ausgeweitet worden seien. „Deshalb ist die Stabilität verbessert gegenüber dem Vorjahr.“

Zu Zugausfällen über mehrere Stunden kam es am vergangenen Mittwoch auf dem Streckenabschnitt zwischen Stade und Neugraben. Die Ursachen: „Nachdem es um kurz nach 7 Uhr einen Rettungswageneinsatz in Wilhelmsburg gab, hatten wir ab etwa 8.30 Uhr Störungen im Stellwerk in Buxtehude“, sagte ein Bahnsprecher dem TAGEBLATT. Laut der Bahn war die Störung um 11.50 Uhr behoben.

Am Mittwochvormittag verkehrten die S-Bahnen der Linie S5 von und nach Stade nur im 40-Minuten-Takt.

Am Mittwochvormittag verkehrten die S-Bahnen der Linie S5 von und nach Stade nur im 40-Minuten-Takt. Foto: Vonderbank

Berufspendler in Richtung Buxtehude und Stade strandeten in Neugraben. Teilweise stiegen Bahngäste in auf dem Gleis einfahrende Züge mit Fahrtrichtung Stade ein - und mussten nach mehreren Minuten die Züge wieder verlassen. Im Notbetrieb fuhren S-Bahnen lediglich einen 40-Minutentakt.

Güterzug darf fahren - die S-Bahn nicht

Was in Neugraben wartende Fahrgäste wütend machte: Ein Regionalzug und ein Güterzug fuhren an ihnen vorbei in Richtung Stade, während ihr S-Bahn-Zug nicht fahren durfte.

Signal am Bahnhof Buxtehude während der Stellwerksstörung am vergangenen Mittwoch.

Signal am Bahnhof Buxtehude während der Stellwerksstörung am vergangenen Mittwoch. Foto: Sulzyc

Der Grund: Trotz der Störungen im Stellwerk stand der Bahnbetrieb nicht völlig still. Weil der Signalbetrieb gestört war, manövrierte die Fahrdienstleitung Züge nach mündlicher Absprache. Ein Prozedere, das längere Zeitfenster erfordert. Welche Züge fahren dürfen, entscheide allein die Fahrdienstleitung, erklärte ein Bahnsprecher. Die S-Bahn Hamburg selbst habe darauf keinen Einfluss.

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