TSander Moden: Darauf freut sich Jochen Köhler nach dem Räumungsverkauf
Jochen Köhler inmitten seines Ladens in der Sattelmacherstraße, den er zum Jahresende aufgibt. Foto: Strüning
Seit 42 Jahren verkauft er Männermode in Stade. Am Jahresende ist Schluss damit. Ein einschneidendes Datum für die Innenstadt - und für Jochen Köhler.
Stade. „Moin“ steht lässig in großen goldenen Buchstaben an einer Innenwand seines Geschäfts in der Sattelmacherstraße. Das passt zum Stil des Hauses, zur angebotenen, hochwertigen Männermode und zu Jochen Köhler (67) selbst.
Köhler wählt im Schaukelstuhl die Worte mit Bedacht
Das Gespräch im Männer-Haus von Sander Moden findet im Schaukelstuhl statt. Köhler liebt diesen Platz und viele seiner Kunden auch. „Die wollen manchmal schon gar nicht mehr gehen“, sagt er fröhlich. Überhaupt: Wer sich mit Jochen Köhler unterhält, erntet viel Lächeln und Lachen. Seine Worte wählt er mit Bedacht, sie sind gehaltvoll, nie abgedroschen. Köhler wirkt nachdenklich, aber immer optimistisch.

Lehnt sich angesichts seines Ruhestands lässig im Schaukelstuhl seines Modegeschäfts zurück: Jochen Köhler. Foto: Strüning
Mit Jochen Köhlers Räumungsverkauf geht eine Ära zu Ende. Noch eine. Als seine Frau Gesa ihn 1982 von Stuttgart nach Stade lockte und sie beide das Modehaus Sander übernahmen, gab es noch Brokelmann und das Hosenhaus von Wilhelmi, Wiesel bot Damenoberbekleidung an. Später kamen Mohr City dazu und Bardenhagen. Sie alle gibt es schon nicht mehr. Die Gebrüder Peters und das Geschäft von Werner Höhmann, der einst Stade aktuell ins Leben gerufen hat, werden von den Nachfolgern weiter betrieben - alle in der Sattelmacherstraße.
„Die Kunden kommen zu Sander, nicht zu Hilfiger“
Der Handel ist im Wandel, gerade auch durch die Konkurrenz aus dem Internet und gerade auch im Textilbereich. Köhler hielt dagegen, setzt auf Klasse statt Masse, auf Qualität, nicht unbedingt auf Namen. Und er setzt auf die persönliche Beratung. Das ist seine Leidenschaft.
Einzelhandel
T Was das Aus von Brokelmann für Stades Innenstadt bedeutet
„Die Kunden kommen zu Sander, nicht zu Hilfiger oder Boss“, lautet sein Credo. Entsprechend fiel jahrelang sein Slogan aus: „Sander unverkennbar“. Er hatte für den 150 Quadratmeter großen Laden auf vier Ebenen seine Nische in einem umkämpften Markt gefunden.
Das gilt ebenso für den Laden seiner Ex-Frau Gesa, die nur hundert Meter weiter in der Hökerstraße das Sander Modehaus für Frauen betreibt. Jochen Köhler ist ihr Vermieter dort - und ihr gehört die Immobilie, wo er seinen Laden betreibt. Das klingt nach einer unkonventionellen Lösung. Das Modehaus Sander gibt es seit 1871.
Gerhard Schröder kaufte bei Sander eine Hose
Mit Menschen ins Gespräch zu kommen, viele interessante Zeitgenossen kennenzulernen, das ist das Salz in der Suppe des Modeverkäufers. Unter anderem war Gerhard Schröder Kunde, damals noch als Ministerpräsident. Er kaufte sich eine Hose. Diese Kontakte wird er vermissen ab Januar. Köhler sagt auch: Er sei in einem Alter angekommen, da müsse er es nicht mehr haben, sechs Tage die Woche im Geschäft zu stehen.

Jochen Köhler, Betreiber von Sandermoden für Herren, heißt eigentlich Curt-Joachim mit Vornamen. Foto: Strüning
Am 30. Dezember wird er die letzten Klamotten verkaufen, an Silvester seine letzte Inventur starten und die Daten sichern. „Dann ist aber auch gut“, sagt er entschlossen. Schon jetzt freut er sich auf das Konzert der Wiener Philharmoniker am 1. Januar im TV. Das wird er entspannt genießen. Mit einem Glas Sekt.
Lokale Wirtschaft
T Offener Sonntag: Darum setzt der Handel auf dieses Angebot
Vorfreude herrscht auch schon auf seine geplanten Langzeiturlaube mit seiner Lebensgefährtin. Nicht mal eben schnell wohin und dann gleich das nächste Ziel. Das ist nicht sein Ding. Er will sich auf die Orte einlassen. „Wissen, wo es den besten Espresso und die besten Brötchen gibt“, sagt er verschmitzt. Wohin es geht? Köhler winkt ab. Das ist Privatsache.
Köhler: Einzelhändler sind nur gemeinsam stark
Vielleicht denkt er dann zurück an seine sehr aktive Zeit auch in der Händlervereinigung Stade aktuell. Er war Straßensprecher und Sprecher aller Straßensprecher, war dicht dran an den Themen, die die Geschäftsinhaber umtrieben. „Auch wenn wir alle Einzelhändler sind, sind wir doch nur gemeinsam stark“, sagt er noch heute. Die Winterbeleuchtung „Walk of lights“ in der Stader Altstadt nennt er als ein gelungenes Beispiel des gemeinschaftlichen Engagements.
Ordnungsdienst
T Streife in Stade: Zwischen AfD-Angst und Bürgermeisterwahlkampf
Wenn er sich was für Stades Zukunft wünschen würde? Köhler überlegt. Dass die Vermieter ihre Preise an die wirtschaftliche Lage der Geschäftstreibenden anpassen und dass die Stader ihre Stadt genauso schätzen wie es die Touristen tun. Stade biete mit seiner kleinteiligen Altstadt, den verwinkelten Gassen „eine wunderbare Bühne“ für Gastronomie und Einzelhandel. Köhler sagt: „Diese Basis ist einzigartig.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.